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Gerührt, geschüttelt und stumm zurückgelassen (Freie Themen)

Fenrizwolf, Montag, 05.04.2021, 06:54 (vor 1117 Tagen) @ Isana Yashiro (2150 Aufrufe)

Hallo Herr Yashiro!

Der begabte logische Verstand des Menschen vermag gerade noch zwischen hell und dunkel zu unterscheiden, während er das ihn Überragende gar nicht als gegenwärtig erkennt.

Kaninchen werden nackt und blind geboren, hoppeln schließlich aber munter ihrem Tode entgegen.

Der Mensch bleibt zumeist aber nackt und blind, unabhängig davon, in wessen Uniform er sich begibt und der Visus reicht selbst bei angestrengtem, gestrengem Blick kaum über den Gartenzaun.

Besserwisser, Leckerschmecker, Hosenschisser und Besserschmecker gehen in die Mühle, und es bleibt ein Häufchen Staub.
Der normierte Mensch verfügt über eine Wertigkeit, die seinem Brennwert in Joule entspricht.

Die ganze Welt ist Bühne und das Dasein pure Sühne.
Doch inzwischen allem Pein erblitzt ein Hauch von wahrem Sein!

Es sind die Taten, die Absichten, ja auch manche Gestalt und juveniler Liebreiz die anrühren und Höheres Verkünden.
Manchmal lassen wir uns rühren, manchmal sind wir unempfänglich.

Manche sind stillgeboren und haben kein Herz aus dem sie schöpfen könnten.

Doch es gibt Kunstwerke, Lebenswerke oder Momente, die das Herz gefangen nehmen und entzücken.

Etwas von exzellenter Schönheit und Kraft, das keine Gewalt oder gigantomanischer Brutalismus in den Schatten stellen kann, da es für sich selber strahlt.
Etwas das die Tränen rinnen läßt, obwohl nichts schmerzt außer der Ahnung, daß wir hier fern davon sind.

Falls uns etwas begegnet, daß uns derart übertrifft und überwältigt, wird die Sprache unserer Erfahrung kaum Begriffe dafür finden, es zu beschreiben.
Allein dem feinsinnigen und kunstverwöhnten Menschenschlag im Ruhrgebiet traute ich zu, daß manchen schmalen Lippen ein: „Boah, krass!“ entweicht.

Die Eskimos sollen angeblich so viele Begriffe für Schnee haben; ich habe 437 alternative Begriffe für Saubohnen mit Speck und niemand hierzulande weiß von Staatskriminalität.

Warum sollte das Unbegreifliche sich nicht menschlichen Begriffen entziehen?
Eine sprachliche Annäherung wird sicherlich möglich sein, das Erlebnis aber nicht abbilden können.

sprachlos,

Fenrizwolf


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