Fische jagen (Freie Themen)

Isana Yashiro, Freitag, 05.03.2021, 05:49 (vor 1142 Tagen) @ Gustav Waschbär (2164 Aufrufe)

Hallo!

Mit der Bitte um Nachsicht: Ich halte das für einen deftigen Fehlschluss. Natürlich hast du Recht mit der grundsätzlichen Idee, dass größere Gehirne, assoziiert mit höherer Intelligenz, auch eine bessere Einschätzung und somit Umgehung von Gefahren ermöglichen. Da aber in Zeiten knapperer Nahrungsmittel der Überlebenstrieb gerade bei intelligenteren Spezies effektivere Anpassungsstrategien ermöglicht, halte ich die Vorstellung für irrsinnig, dass die intelligenten Neanderthaler verhungernd auf das Meer und/oder die Flüsse, Seen und Auen blickten, und vor lauter Angst tatenlos verhungerten.

Diese Ansicht hat auch etwas für sich. Man muß sich jedoch vor Augen halten, daß die ersten Modernen Menschen nicht mit modernen Fischtrawlern und Schleppnetzen rausgefahren sind. Einbaum oder nur treibende Baumstämme dürften die Fortbewegungsmittel gewesen sein und von denen aus hat man sich mit Haien angelegt. Netze wurden erst Jahrtausende später erfunden und breiteten sich vom Pazifik her aus. Keulen und Speere gab es. Ich habe mir im Völkerkundemuseum in Berlin mal angesehen wie Polynesier das noch in den 1970ern machten: Man fährt mit einem Paddelboot aufs offene Meer und schlägt dann mit dem Paddel aufs Wasser. Das lockt Haie an, die das Boot angreifen. In dem Moment wechselt der Polynesier zur Keule und haut damit immer wieder auf die Haie drauf bis er einen erlegt hat. Das ist nicht einfach, weil die Haie um die dämpfende Wirkung des Wassers wissen. Hat man einen erlegt, dann muß man ihn ins Boot ziehen bevor sich andere Haie über die Beute hermachen. Einige der Jäger, die diese Methode entwickelt haben, dürften selbst gefressen worden sein. Wer das beobachtet, der überlegt es sich vielleicht doch nochmal anders, auch wenn der Magen bereits knurrt.

Eine anschließende Frage: In welchen Regionen hat man Lager der Neanderthaler entdeckt? Ich bin in keinster Weise über den Stand der Neanderthaler-Forschung im Bilde, aber ist es möglich, dass durch die geographische Lage solcher Lager die Wahrscheinlichkeit "Meeresgetier" zu finden eher gering ist? Mit anderen Worten: Wieviel Prozent der Neanderthaler-Lager lagen am Meer und großen Binnengewässern, Flüssen usw.?

Alle gefundenen Lagerstätten der Neandertaler lagen weit weg vom Meer. Was will man auch dort, wenn man das Meer nur für einen Hort großer Gefahren hält? Flüsse und Seen dürften in der Eiszeit dick mit Eis bedeckt gewesen sein. Schon die Kleine Eiszeit führte dazu, daß die Themse mehrmals zugefroren war. Die richtige Eiszeit sollte entsprechend dicker aufgetragen haben.

Gruß,
Shiro


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