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Kulturstufen (Freie Themen)

Taurec ⌂, München, Samstag, 27.02.2021, 09:13 (vor 1147 Tagen) @ Bea (2299 Aufrufe)
bearbeitet von Taurec, Samstag, 27.02.2021, 09:29

Hallo!

Faustische Menschen - nämlich Menschen, die nach Erkenntnis dürsten und mit sich ringen - sind bekanntermaßen schwer in der Minderheit, auch in Nordeuropa.

Ja und? Hochkultur wird immer durch Eliten geprägt und der Rest der Bevölkerung von oben herab geformt und mitgerissen.
Daher gibt es in der Zivilisation Demokratie, in der das Geschaffene und Überlegene durch die Masse von unten wieder herabgerissen wird, angeführt von den Minderwertigen und sich schlecht weggekommen Fühlenden, die eben zu diesem Zwecke die Masse instrumentalisieren und dadurch eine Art negativer Gegenelite darstellen.

Spengler hat in seinem unvollendeten Spätwerk die Kulturstufen hierarchisch geordnet. Dabei war die letzte Stufe "D" jene der Hochkultur in den Klöstern, den Fürstenhöfen und Städten (bis ins 19. Jahrhundert). Darunter liegt "C", die bäuerliche Urkultur, die bereits vor der Hochkultur als deren Grundlage bestand.

„Nicht jeder Mensch eines Kulturvolkes ist Kulturmensch. Kultur haben bezeichnet einen Rang. Viele haben etwas davon, einige Züge, einen Hauch. Einzelne repräsentiern sie ganz - Goethe, Friedrich II., Lionardo. Es gibt unter den c-Stämmen b-Menschen. In einer d-Kultur - zu der die Bauern nicht gehören, als Schicht - sind die meisten Menschen c-Menschen.“ (Oswald Spengler, Frühzeit der Weltgeschichte, postum, S. 52)

Siehe die Fragmente hier unter "Die vier Kulturstufen":
http://www.hubert-brune.de/z_kn_p_spengler_pv.html

Salopp gesagt laufen noch in der Zivilisation überall, auch in den höchsten Positionen, Menschen herum, die seelisch und im Geiste Bauern sind. Als Arbeiter, Angestellte, Akademiker und Konsumenten sind sie aber all dessen beraubt, was sie ausmacht, während sie zugleich unfähig sind, die Kultur zu begreifen, der sie zwar vermeinen, durch ihre jeweils wahrgenommene gesellschaftliche Rolle anzugehören, die aber schon im Vergehen war, als sie begannen, die Riesenstädte zu füllen.

Wenn BBouvier schreibt, "was wir zur Zeit beobachten, das ist die Ausprägung der Zivilisation der faustischen Seele der Nordeuropäer", dann meint er eben nicht die Seele einzelner Nordeuropäer, sondern des Kulturganzen. Die Kulturseele ist gewissermaßen eine Emergenz, also etwas, das sich zwar aus dem Zusammenspiel der in einer Kultur lebenden Menschen ergibt, ohne daß die einzelnen Angehörigen die Kulturseele aber gänzlich verkörperten. Nur wenige Einzelne repräsentiern sie ganz.

Auf einzelne Menschen oder Gruppen zu zeigen und zu sagen, "die sind aber nicht faustisch", stellt einen unzulässigen Wechsel der Aggregationsebene dar, den man auch "atomistischen Fehlschluß" nennt, also die irrige Schlußfolgerung auf Eigenschaften des Ganzen aus Eigenschaften einzelner Bestandteile.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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