Römische Reisende (Freie Themen)

Leseratte, Donnerstag, 04.03.2021, 13:27 (vor 1142 Tagen) @ Taurec (2286 Aufrufe)

Lieber Taurec,

an einer, zentralen, Stelle irrst du. "Zur Zeit der größten Ausbreitung der antiken Zivilisation wurden in Großbritannien Aquädukte gebaut und römische Soldaten waren am Eingang zum Roten Meer stationiert, auf einen Ozean blickend, den kein Römer je bereisen würde."

Ägypter und die Juden unter König Salomon umfuhren die arabische Halbinsel.

Unter Pharao Necho II. war eine ägyptisch phönizische Expedition um Afrika von Ägypten aus herum gesegelt. Das Detail, dass die Seeleute erstaunt waren bei der Umrundung der Südspitze Afrikas die Sonne an Steuerbord zu sehen, lässt den Reisebericht authentisch erscheinen, die Kugelgestalt der Erde war noch nicht bekannt.

In der hellenistischen Epoche wurde der regelmäßige Windwechsel des Monsums auf dem indischen Ozean beobachtet. Also war der Weg nach Indien frei für Rahsegler. Die Römer stiegen in den Handel mit Luxusgütern ein und importierten aus Indien Seide und Gewürze, wobei sie, wie zeitgenössische Autoren anmerkten, die römische Handelsbilanz ruinierten. Es ist sicher, dass die Römer bis zur Westküste Indiens und nach Sri Lanka segelten. Es gab Kontakte nach China, römische (Handels-) Gesandtschaften waren im 2.Jhr. in China, wahrscheinlich per römischen, indischen oder chinesischen Schiff. Auf der sehr rudimentären Weltkarte des Ptolemäus ist China verzeichnet. Die Annahme, dass frühere Kulturen keine weiten Reisen gemacht hatten, ist schlichtweg falsch.

Auch die Araber segelten sehr weit. Nicht nur dass sie in Ostafrika, in Tansania, Siedlungen gründeten, auch waren sie durchaus nach China gekommen. Tim Severin etwa ist mit einer nachgebauten Dhau 1982 nach Kanton gesegelt.

Zheng He unternahm 1432 mit 30000 Mann eine Expedition per Schiff nach Ostafrika. Diese Fahrten wurden danach nicht fortgesetzt, vermutlich war es eine wirtschaftliche Dummheit, eine so große Flotte, die in einen Taifun oder auf Untiefen geraten konnte, zu riskieren (die Europäer rüsteten später in der Regel immer nur wenige gebrauchte Segler aus).

Dass die faustische Kultur als einzige weite Seereisen unternommen hätte ist schlichtweg falsch. Allerdings ist in Westeuropa im 15.Jahrhundert mit rivalisierenden Staaten, Universitäten, Portolankarten und Handelskompanien ein Konglomerat entstanden, das zu einer Explosion des Wissen geführt hatte.

Viele Grüße Leseratte


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