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Das Wesen des Faustischen (Freie Themen)

Taurec ⌂, München, Freitag, 26.02.2021, 14:23 (vor 1154 Tagen) @ Bea (2462 Aufrufe)
bearbeitet von Taurec, Freitag, 26.02.2021, 14:41

Hallo!

Wenn faustisch hinterfragend bedeutet, verstehe ich nicht, was eine Marsmission damit zu tun hat.
ME geht es da eher um die Erschließung von neuen Ressourcen.
Da das mit den heutigen Mitteln nicht wirklich rentanbel machbar ist, steckt man halt nicht mehr soviel Energie und Geld rein.

"Faustisch" ist durchaus in Bezug auf Goethes Faust gemeint, weil Goethes Weltanschauung für Spengler (neben Nietzsche) eine zweier Säulen war.
Faust verzweifelt schier, weil er nach Durchwanderung aller Professionen noch immer kein wahres Wissen erlangt hat und nun wieder bei Sokrates "Ich weiß, daß ich nichts weiß" angelangt ist. Er spricht daher:

»Es möchte kein Hund so länger leben!
Drum hab’ ich mich der Magie ergeben,
Ob mir durch Geistes Kraft und Mund
Nicht manch Geheimnis würde kund;
Daß ich nicht mehr mit sauerm Schweiß
Zu sagen brauche, was ich nicht weiß;
Daß ich erkenne, was die Welt
Im Innersten zusammenhält,
Schau’ alle Wirkenskraft und Samen,
Und tu’ nicht mehr in Worten kramen.«

Das unterscheidet "Faust" (also den faustischen Menschen) vom antiken Menschen ("Ich weiß, daß ich nichts weiß"), bzw. dem aller anderen Kulturen: Er geht über diese Schwelle hinaus und läßt sich mit dunklen Mächten ("Magie") ein. Dadurch gerät er mit dem Teufel in Kontakt, dem er seine Seele überantwortet, damit er ihn in Gefilde führe, die nicht des Menschen sind. Faust wiederholt somit den Sündenfall und folgt dem Pfade des gefallenen Engels. Er will selbst Gott oder gottgleich werden:

»Ich, Ebenbild der Gottheit, das sich schon
Ganz nah gedünkt dem Spiegel ew’ger Wahrheit,
Sein selbst genoß in Himmelsglanz und Klarheit,
Und abgestreift den Erdensohn;
Ich, mehr als Cherub, dessen freie Kraft
Schon durch die Adern der Natur zu fließen
Und, schaffend, Götterleben zu genießen
Sich ahnungsvoll vermaß, wie muß ich’s büßen!
Ein Donnerwort hat mich hinweggerafft.«

"Faustisch" sein heißt also mehr, als nur hinterfragen. Es ist der Drang ins Unendliche, hinter den eigenen Horizont, der sich schließlich mit einer Auflehnung gegen Gott paart, dessen Platz man einnehmen zu können meint.
Dieser Impuls hat zur Entwicklung der faustischen Technik geführt, der per se etwas Luziferisches innewohnt. Zwar hatten alle Hochkulturen eine Phase der Technik, weil in den Städten, die am Ende alle Entwicklung des Kulturkreises dominieren, der Rationalismus, der planende und organisierende Geist überwiegen. Diese Technik blieb jedoch stets in einem gewissen Rahmen des naheliegenden Praktischen. Keine der anderen Hochkulturen wäre auf den Gedanken gekommen, eine Naturwissenschaft zu begründen, die zunächst für eine beträchtliche Zeit zum reinen Selbstzwecke methodisch ausgefeilt die Naturgesetze erforscht, ohne daß damit unmittelbar eine praktische Anwendung verbunden gewesen wäre. Als im 19. Jahrhundert durch die Übermacht des Stadtwesens mit der Geschäftstüchtigkeit des Bürgertums praktische Notwendigkeiten entstanden, lagen die naturwissenschaftlichen Grundlagen nach einer langen Wissenschaftstradition, die bis zu den Klöstern des Mittelalters zurückreicht, bereits vor und die faustische Technik erhielt einen gewaltigen Schub. Schließlich rückte die technische Entwicklung als rationale Begründung selbst in den Mittelpunkt des Prozesses. Entwickelt wurde nun, um weitere Lebenserleichterungen, Wohlstand und Vorteile im Kampfe der Großmächte zu erlangen, wofür immer weitere und vielfältigere Rohstofflager erschlossen werden mußten, was wiederum die Entwicklung spezieller Technologien erforderte. Die faustische Technik wurde zum Selbstläufer, der Machbarkeitswahn durch in der Menschheitsgeschichte nie gekannte Erfolge ins Unermeßliche gesteigert. Sie bekam dabei den Charakter einer realtranszendenten, also aus dem Jenseitigen ins Diesseits übertragenen, innerweltlichen Erlösungsversprechung. Der faustische Mensch hat also beschlossen, sich mittels seines Forschergeistes und ohne Gott selbst zu erlösen, selbst sein eigener Gott und Herr über die Natur zu werden. Das ist der Kern des faustischen Paktes mit dem Teufel, der durch uns versucht, seine Auflehnung gegen Gott umzusetzen.

Diese innere Verfassung unser Zivilisation und der vorangegangenen Kultur ist anderen Kultur- bzw. Zivilisationskreisen völlig fremd, auch wenn sie an der Oberfläche das selbe zu tun scheinen, wenn sie eine veritable Konkurrenz für die westliche Vorherschafft darzustellen sich anschicken. Allerdings ist dies ihrerseits nur eine von außen an sie herangetragene Notwendigkeit. Sie sind gezwungen, sich selbst aufzugeben und unseren Wegen zu folgen, um bestehen zu können, wodurch der teuflische, korrumpierende Charakter des Faustischen abermals zur Geltung kommt. Dadurch werden sie in den Selbstläuferprozeß der faustischen Technik ebenfalls hineingerissen und können nicht austreten, ohne zugrundezugehen. Gewissermaßen ist für die nichteuropäischen Völker die Entwicklung eigener Hochtechnologie ihre Methode, sich gegen die diesseitige, weltbeherrschende Gottheit zu erheben, zu der sich der faustische Mensch gewandelt hat. Sobald dieser falsche Gott beseitigt ist, besteht keine Notwendigkeit für eine technische Weiterentwicklung, die nie inneres Bedürfnis, sondern immer nur Reaktion war. Die Folge wäre entweder Stagnation und Rückschritt oder – sollte der Sieg über die faustische Zivilisation mit Kollaps und Massensterben verbunden sein – das Unterlassen, den verlorenen technischen Stand wiederzuerlangen.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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