Wenigstens diese eine Frage ist leicht zu beantworten (Freie Themen)

Isana Yashiro, Montag, 08.03.2021, 01:23 (vor 1145 Tagen) @ Taurec (2143 Aufrufe)

Hallo!

Bei Betrachtungen früherer Kulturen im Lichte der Spengler'schen Geschichtsmorphologie laufen wir Gefahr, Zirkelschlüssen zu unterliegen.
1. Die wissenschaftlichen Datierungen, z. B. mit C14-Methode, Zuordnung der geologischen Schichten usw. sind an sich nicht genau und fraglich, weil die Methoden oft aneinander geeicht sind, um immanente Meßungenauigkeiten auszugleichen. Was erhält man aber, wenn man mehrere fehlerbehaftete Methoden mit Meßungenauigkeiten aneinander korrigiert, anderes als ein trügerisches Kartenhaus?

Insbesondere die sogenannte molekulare Uhr (Veränderungsrate der DNA) einzubeziehen grenzt an Sabotage. Im Zusammenhang damit heißt es immer entweder „das ging ungewöhnlich schnell“ oder „das dauerte ungewöhnlich lange“. Ich habe noch nie einen Artikel gelesen über eine Altersbestimmung mit dieser Methode ohne einen der beiden Sätze. Die Methode überschreitet wohl eher die Grenze zur Sabotage.

2. Die Funde sind oft lückenhaft und die Verläufe der entdeckten Kulturen (z. B. der Induskultur oder des gesamten Altchinas) unklar, insbesondere, wenn es kein (entziffertes) Schrifttum gibt und in den Frühphasen noch keine großen Städte, die man heute ausgraben könnte. In diesen Fällen hat auch Spengler wohl bereits seine eigene Zyklentheorie angewandt, um Chronologielücken zu schließen und die Theorie damit an sich selbst zu bestätigen. Wirklich fundiertes Basiwissen hatte er wohl nur für die antike Kultur, die magische Kultur und das Abendland.

Dann ist es gut, daß wir uns der Gefahr der Zirkelschlüsse bewußt sind!

3. Wie kommt er auf Pi mal Daumen 1000 Jahre oder 40 Generationen Lebensdauer einer Kultur? Wie erklärt sich das metaphysisch? Warum nicht 1500 oder 2000 Jahre? Gab es vielleicht Kulturen, die länger lebten (aber trotzdem untergingen), was aber mangels verlässlicher Datierungen und weil Spengler Chronologielücken durch Anwendung der von ihm festgesetzten Zeitspanne schloß, bislang nicht erkannt wurde?

Wenigstens diese eine Frage ist leicht zu beantworten. Spengler verwendet biblische Zahlen. Moses zog vierzig Jahre durch die Wüste. Jesus fastete vierzig Tage in der Wüste. „Vor Gott sind tausend Jahre wie ein Tag.“ Weil Spengler schließlich keinen Gedanken haben konnte, der nicht schon im Mittelalter angelegt worden wäre, zeigt Spengler so den Einfluß, den die katholische Kirche tatsächlich auf unsere Kultur hatte und hat. Siehe dazu auch: https://www.tagesspiegel.de/wissen/einfluss-der-kirche-praegt-gesellschaft-noch-immer-in-der-kleinfamilie-wirkt-das-mittelalter-nach/25202896.html oder: https://www.wissenschaft.de/gesellschaft-psychologie/wie-die-kirche-unsere-psyche-praegte/

Gruß,
Shiro


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