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"Eine" Zivilisation bzw. Vor-/Nachkultur? (Freie Themen)

Taurec ⌂, München, Dienstag, 02.03.2021, 23:42 (vor 1121 Tagen) @ Isana Yashiro (2286 Aufrufe)

Hallo!

Ich spekulierte darüber im Eröffnungsbeitrag, weil auch die Chinesen ihre erste Marssonde auf die Reise geschickt haben.

Da ging ich noch davon aus, daß eine Zivilisation turnusgemäß endet. Daher wäre das völlige Ende der Zivilisation die Alternative gewesen.

Weil der Theorie nach eine Zivilisation jedoch Jahrhunderte, Jahrtausende oder auch ewig bestehen bleiben kann, bezweifle ich nun, daß die Zivilisationen unabhängig voneinander sind. Vielleicht gibt es nur eine Zivilisation, die durch die verschiedenen Kulturen immer mal wieder einen neuen Impuls bekommt.

Fraglich, denn lange Zeit existierten die Kulturen und Zivilisationen unabhängig voneinander.

Es kab einen "Komplex", der im östlichen Mittelmeer und Mesopotamien angesiedelt war, u. a. mit: Sumer, Assyrien, Babylon, Ägypten, die griechisch-römische Welt (teilweise), die magische Kultur. Hier war es tatsächlich so, daß die Kulturen dicht aufeinander folgten und wohl einzelne Entdeckungen und Ideen von Vorgängern aufgriffen, die als Zivilisation noch nebenher existierten.
Zuletzt kam nordisch geprägt das Abendland, hat das magische Christentum ebenso wie die griechisch-römische Antike aufgegriffen und einzelne derer Erzeugnisse in abgewandelter Form fortgeführt.

Daneben gab es im (ost-)asiatischen Raum die beiden chinesischen Kulturen, wobei die zweite auf der Zivilisation der ersten fußte, von Indien beeinflußt wurde und wiederum nach Südostasien, Korea und Japan ausstrahlte.
Lediglich an den Rändern gab es zwischen Altindien und Altchina lose Kontakte zur antiken Welt des Mittelmeerraums, ohne daß eine merkliche gegenseitige Beeinflussung stattfand.

Als drittes Zentrum gab es Mittelamerika und das nördliche Südamerika mit mehreren Indianerkulturen (Mayas, Tolteken, Azteken, Inkas, ...), die sich wohl ebenfalls gegenseitig beeinflußten, aber vom Rest der Welt unabhängig waren.

Erst mit der faustischen Kultur kam es zu einer "Globalzivilisation", die alle Erdteile miteinander in Kontakt bringt. Ein teilweiser Vorläufer war wohl die Ausbreitung des Islams, die bis nach Indonesien reichte. Möglicherweise ist damit tatsächlich eine neue Epoche der Menschheitsgeschichte angebrochen, die eine neue Qualität aufweist. Das bleibt abzuwarten.

Allerdings (und hier betreten wir Neuland):
Spengler postuliert in seinem unvollendeten Spätwerk als Grundlage der Hochkulturen ("D") die "C"-Kulturen, die amöbenhaft sind und über Jahrtausende allmählich über die Kontinente schweifen in einer Mischung aus Seßhaftigkeit und Nomadentum. Sie haben keine festen Konturen und fließen ineinander über, dabei neue Formen erzeugend. Er definiert da mehrere prähistorisch existente Strömungen:

  • "Atlantis": Westeuropa-Nordafrika, wohl identisch mit "Alteuropa", das durch die indogermanische Einwanderung verdrängt (oder besser "aufgesaugt"?) wurde. Vielleicht das Relikt einer uralten Zivilisation von Atlantis?
  • "Kasch": naher Osten bis Indien
  • "Turan": Eurasien bzw. Nordasien bis Sibirien/China. Das Abendland dürfte dem ebenso angehören wie zumindest teilweise China. Gewisse seelische Verwandtheiten zwischen Abendländern und Ostasiaten (mit Rußland als Verbindungsstück) hinsichtlich Wissenschaftlichkeit und Geistigkeit, die dazu führen, daß Asiaten für die faustische Wissenschaft besonders empfänglich sind, könnten darauf zurückzuführen sein.
  • "Pazifisch-andisch": beide Amerikas

Wie unschwer zu erkennen ist, passt das in etwa zu den oben skizzierten "Kulturfamilien". Die Hochkulturen entstehen aus diesen Vorkulturen als Knospen, die zeitlich begrenzte Blüten hervorbringen und dann in Form der Zivilisation wieder in die "C"-Kulturstufe zurücksinken. Als solche treten sie wieder in den amöbenhaften Zustand des Schweifens und diffusen Ausbreitens über, wo sie wieder ineinanderfließen und durch spontane Verdichtung neue Früchte/Kulturen hervorbringen können. Dabei könnte man durchaus unterstellen, daß eine Art "Genaustausch" an Erfindungen und Ideen stattfindet, die als Neukombination in neue Kulturen einfließen. Auf dieser Ebene wäre als vorstellbar, daß es eine den Hochkulturen übergeordnete Entwicklung der Menschheitsgeschichte gibt, in der gewisse Erkenntnisse und erreichte Entwicklungsstufen transportiert werden und in neuen Kulturen "inkarnieren" und fortentwickelt werden.
Eine Zivilisation kann sich komplett auflösen und spektakulär kollabieren. Die in ihrem Dunstkreis Lebenden behalten aber (auch wenn die historische Überlieferung abreißt) zumindest unbewußt oder in ihren Legenden und Traditionen und vor allem der Seelenprägung etwas vom Erlebten zurück, das später in den Sog eines neuen Zyklus geraten kann.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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