es ist nicht neu, aber es wurde früher nicht offen darüber gesprochen (Freie Themen)

Baldur, Montag, 26.04.2021, 10:52 (vor 1068 Tagen) @ Isana Yashiro (2030 Aufrufe)
bearbeitet von Baldur, Montag, 26.04.2021, 11:00

Hallo, Shiro,

Ich frage mich schon seit einiger Zeit ob wir mehr durch biologische Triebe oder mehr durch gesellschaftlichen Druck bestimmt werden. Ich kann in der fraglichen Hinsicht nur gesellschaftlichen Druck feststellen. Wenn zum Beispiel Fenrizwolf über meine Aussage entsetzt ist und detlef keine Kinder zu bekommen als unmoralisch hinstellt. Trotzdem hat mir noch niemals jemand in dem Punkt zugestimmt, daß es sich um gesellschaftlichen Druck handeln muß. Du bist der Erste, der das macht.

Dinge, die mit Sexualität zu tun haben, waren bis vor wenigen Jahrzehnten in westlichen Ländern nicht nur tabuisiert, sondern teils sogar verboten (§175, der eigenartigerweise aber nicht? für Lesben galt, Pornographieverbot, Prostitutionsverbote).
Man hatte einem Rollenklischee zu entsprechen.
Mann arbeitet, Frau umsorgt Kinder und Haushalt.
Über Jahrhunderte war das wohl so. Möglichst fromm und keusch. Und sich immer brav vermehren.
Interessant ist jedoch, dass man bei der Erforschung alter Kirchenbücher im Schnitt bis zu 50% uneheliche Nachkommen findet :-).

In meiner Verwandtschaft gab es um 1850-1940 herum regelmässig 5-12 Kinder. Scheidungen kamen erst ab 1940 auf.

Zurück zum gesellschaftlichen Druck, der vorgab, dass alle heiraten mussten. Um Sex zu haben.
Nachher stellten viele fest, die virtuelle Vorstellung davon ist schöner und besser, als das reale Tätigwerden im Alltag.
Das führt zusammen mit Kinderstress bald zu Frust und Genervtheit.

Wer kein höheres Ziel darin zu erkennen vermag, unter Aufgabe des eigenen Willens das eigene Volk tatkräftig mit zu vermehren und zu erhalten, hatte dann irgendwann gewaltige gesellschaftliche Probleme.
Singles gabs nicht, es waren Alleinstehende, und die waren irgendwann zwangsweise wohl schwul oder lesbisch oder frigide.

Dass es Menschen gibt, die bewusst alleine leben möchten, und denen Sex nicht so viel bedeutet, um dafür eine Beziehung samt deren Gefahren eingehen zu müssen, war nicht vorstellbar.

Wenn ich mir manche Pärchen aus dem Bekanntenkreis meiner Eltern vor Augen führe, frage ich mich heute noch, was die wohl zusammen hielt.
Eventuell das Schuldprinzip im früheren Scheidungsrecht, gesellschaftlicher Druck, die Angst vor Unbekanntem und materielle Gefahren.
Vielleicht auch der Ehrbegriff, weil man sich feierlich Treue bis zum Lebensende geschworen hatte.

Heute ist das alles abgeschafft oder verwässert, mehrfach Verheiratete sind an jeder Ecke zu finden, gleichgeschlechtlich veranlagt ist höherwertig als hetero.

Im Prinzip ist alles wie früher, nur um 180 Grad auf den Kopf gestellt.

Natürlich gibt es entsprechend viele Scheidungsrückläufer, aber die mitgebrachten Altlasten sollen heute nicht als Makel angesehen werden, sondern das Leben "bereichern". Pätschwörk halt. Gut, wers mag. Ein Kollege heiratet in Kürze zum vierten male.

Tut man sich das wirklich freiwillig an? Für mich ist das nix. Und offenbar bin ich nicht alleine.
Aus meinem Schuljahrgang haben die meisten keine Kinder, etliche sind unverheiratet geblieben.

Ich hatte eine alte Grosstante, die mich nie auf mein Alleinlebensmerkmal angesprochen hat. Das brachte sie nicht fertig. Die profane Antwort hätte sie mir eh nie geglaubt (ich fand eben keine Passende und bin ohnehin lieber solo, und je älter ich wurde, umso bequemer wurde das, ausserdem hatte ich mir damit null Probleme und Sorgen aufgeladen und geniesse völlige Freiheit in allen Belangen).
Dass ich dann überdies auch noch das Land verliess, war dann zuviel, sie hasste mich fortan.

Ich passte nicht ins Rollenbild, ihres stammte ja noch fast aus dem Kaiserreich.
Mein Cousin passte dagegen schon, er (verheiratet, ein gemeinsames Kind) wurde der Haupterbe. Der zweite Cousin heiratete einen schrägen Paradiesvogel, entsprechend kurz war diese Phase bis zur absehbaren Scheidung, doch das störte die Katholikin nicht besonders, immerhin hat er es ja versucht, im Rollenbild zu bleiben.

Gesellschaftlicher Druck ist ein massgeblicher Einfluss.
Daneben war es früher durch Wohnungsmangel lange zweckmässig oder notwendig. Einfach ohne Trauschein zusammenzuleben war mal juristisch durchaus kritisch.
Bis mindestens in die Siebziger Jahre gab es sogar eine Sittenpolizei. Einfach zusammen ein Hotelzimmer nehmen? Ohne Trauschein? Förderung von Wasauchimmer und verboten.

Diese ganzen Gespinste mögen - rückblickend gesehen über die Jahrhunderte - sogar Sinn entfalten, aber Rücksicht auf Einzelne nimmt es nicht.
Gemeinnutz geht vor Eigennutz, sprach Adolf.

So lange aber die Gesellschaft auch keine Rücksicht auf mich nimmt, und sie sich in eine aus meiner Sicht falsche Richtung entwickelt, sehe ich nicht ein, wieso ich von meiner Seite mir angebliche Pflichten aufladen lassen soll.

Das sahen viele vor mir so und leiteten den Wandel (1968ff.) ein, auch wenn der mittlerweile gewaltig weit übers Ziel hinausgeschossen ist.


Dann sagst Du also, daß mann das tun darf, womit man glücklicher wird, auch wenn das von außen zusehen bedeutet. Das ist neu. Bisher sollte es so sein, daß man zwar in der Entscheidung frei wäre, aber sich nicht frei entscheiden dürfte. Falls aber doch, dann nur für das, was als das moralisch Richtige schon vorgegeben ist.

Richtig, das sage ich.
Und das sagen immer mehr Männer, die Opfer von Scheidungskriegen, Kindesentziehungen und Sorgerechtsstreitigkeiten wurden.

Wer die aktuelle Rechtslage sowie Gerichtspraxis kennt und dennoch heiratet, dem ist nicht mehr zu helfen.

Zumal es mittlerweile eh kein deutsches Volk mehr gibt, das zu erhalten wäre, sondern nur noch eine Bevölkerung. Die Grüninnen fordern die Einbürgerung für jeden ab 5 Jahre Aufenthalt. Na, dann...


Ja, das ist nichts weiter als ein Versuch. Im Prinzip der gleiche Versuch, den Martin Luther schon unternommen hatte. Der fand nicht richtig, was die katholische Kirche praktizierte. Seine Anhänger fragten ihn daher in allen moralischen Fragen um Rat. Martin Luther ging davon aus, daß Gott gnädig sein muß. Ich kann eine ungerechte Welt nicht ertragen. Also brauche ich für alle Ungerechtigkeiten Erklärungen, die sie leichter erträglich machen.

und so schuf sich der Mensch einen Gott nach seinem eigenen Ebenbild und kulturellen Hintergrund....

Ein Arzt sagte mir mal, Gott sei ein mieses Schwein, er würde ihm das gerne jederzeit selbst ins Gesicht sagen, auf seiner Kinderkrebsstation...

Das klingt eher so als beruhe es darauf, daß seine Geldbörse immer prall gefüllt ist.

Darauf läuft es fast immer hinaus. Geht das Geld aus, ist auch die Frau weg. Sehr oft jedenfalls.

Wenn das Licht aus ist im Schlafgemach, gibts eh bloss Kopfkino, und der mechanisch-technische Rest ist sowieso immer gleich.


Kopfkino ist gut und Menschen sind mir generell auf großem Abstand am liebsten. Was brauche ich denn mehr, wenn ich mir Kinder sowieso nicht leisten kann?

Du scheinst mir zuzustimmen. Bei diesem Thema ist Zustimmung eine für mich neue Erfahrung.

Dann schau mal ins Männermagazin. Ewig schade, dass das umfassende Archiv mit unzähligen Kommentaren zu den Artikeln nicht mehr existiert.
Das sind fast alles Gebrannte, die nicht nochmal auf die heisse Herdplatte fassen.

Und einfach freie Männer sein möchten - ohne Anhang. Dem gesellschaftlichen Zwang entzogen.

Ein Pastor meinte mal zu mir, ob meine Einstellung nicht egoistisch sei, seine eigene Ehe sei auch schwierig, aber das müsse doch einfach so sein, da müsse man halt an sich und gemeinsam dran arbeiten.......ich meinte darauf, ja, klar ist das egoistisch, aber halt auch problemvermeidend. Und damit gut. Für mich passt das. Und ich weiss, dass mich etliche Ehemänner, bei denen daheim schon lange nichts mehr geht, insgemein beneiden.

Beste Grüsse vom Baldur


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