Wann ist das turnusgemäße Ende unserer Zivilisation? (Freie Themen)

Isana Yashiro, Dienstag, 23.02.2021, 06:43 (vor 1130 Tagen) (3108 Aufrufe)

Hallo!

Unter den Anhängern Spenglers ist man sich sicher, daß eine Kultur sich früher oder später zur Zivilisation weiterentwickelt, aber diese naturgesetzmäßig nach ein paar Jahrhunderten wieder enden wird. Nicht so ganz einig scheint man sich darüber zu sein, wann eine Zivilisation beginnt, ob das auch naturgesetzmäßig festgelegt ist oder wie lange sie dann dauert.

Unsere eigene Zivilisation soll spätestens seit der Industriellen Revolution (1.0) bestehen, weil es seit damals irgendwie Technik gibt. Das erscheint mir als Begründung etwas dürftig. Ich würde den Beginn bei Martin Luthers Bibelübersetzung ansetzen, weil die Bewohner des Einflußgebietes der katholischen Kirche damals feststellten, daß diese Kirche sie nach Strich und Faden belogen und betrogen hatte. Damit war die Autoritätsgläubigkeit im Sanctum Romanum Imperium gebrochen und jedes Dogma konnte in Frage gestellt werden. Demnach würde unsere Zivilisationszyklus spätestens dann enden, wenn die Autoritätsgläubigkeit zurückkehrt und alles der Politischen Korrektheit untergeordnet werden muß. Das ist allerdings bereits zu spüren und von Martin Luther bis jetzt ist es auch ein halbes Jahrtausend, was als längstmögliche Dauer einer Zivilisation gilt.

Wenn ich im Blog des Hadmut Danisch lese, daß Mathematik nicht mehr politisch korrekt ist, sondern 2 + 2 = 7 und sogar 2 + 2 = Erdbeerkuchen gleichberechtigt neben 2 + 2 = 4 stehen müssen, weil alles andere rassistisch wäre, dann denke ich, daß genau jetzt das Ende der faustischen Zivilisation gekommen sein muß.

Andererseits ist gerade der Perseverance-Rover auf dem Mars gelandet. Auch wenn ich von der Berichterstattung darüber enttäuscht bin, so gibt es doch inzwischen beeindruckende Bilder und während ich auf diese wartete erinnerte ich mich an den viel besser medial dargestellten Flug des Crew Dragon von SpaceX im letzten Jahr. Wenn ich solche Bilder sehe, dann denke ich, daß das Ende der faustischen Zivilisation unmöglich schon gekommen sein kann. Es geht doch gerade jetzt erst richtig los!

Etwas Wasser in den Wein goß dann wieder ein Artikel auf golem.de, in dem berichtet wurde, daß Perseverance nicht nur verzögert und überteuert war, wie das bei staatlich geplanten Projekten üblich ist, sondern zum größten Teil aus Ersatzteilen besteht, die von früheren Projekten übrig waren. Man könnte sogar wirkliche Live-Streams vom Mars senden, wenn man in einen neuen Relais-Satelliten, also einen mit neuerer Technik als der von 2004, investieren würde. Aber jedes Projekt der Weltraumforschung muß mittlerweile um seine Finanzierung bangen. Die auf den ersten Blick völlig schwachsinnige Idee, Proben zu sammeln, die erst von einer späteren Mission zurückgebracht werden sollen, dient dazu Druck auszuüben, damit die spätere Mission nicht abgesagt wird. Wenn man schon zu solchen Methoden greifen muß, dann wird die Weltraumforschung bald nur noch Sache Chinas und der Arabischen Emirate, die gleichzeitig eigene Sonden zum Mars geschickt haben, sein. Aber als Angehörige anderer Kulturen werden sie natürlich kurz nach uns damit aufhören, weil denen das kein inneres Bedürfnis ist. Jedenfalls dann nicht, falls die Anhänger Spenglers Recht haben sollten.

Sind wir nun schon am Ende oder nicht? Falls nicht, wie lange hat unsere Zivilisation dann noch?

Gruß,
Shiro


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