Seele und Präkognition (Freie Themen)

Leseratte, Donnerstag, 06.05.2021, 11:02 (vor 1079 Tagen) @ detlef (1844 Aufrufe)
bearbeitet von Leseratte, Donnerstag, 06.05.2021, 11:25

Hallo,

mit und den sinti nicht? hast du recht. Es hätte mit den Roma und Sinti heißen müssen.

Und dann stichst du genau ins Wespennest, indem du faustische Kultur, Präkognition, Seele und Bewusstsein in die Waagschale wirfst. Was machen wir jetzt mit dem Gebräu?

Jetzt wird die mögliche Antwort wirklich kompliziert. Rupert Sheldrake, der über die morphogenetischen Felder geschrieben hatte, nennt unendlich viele Beispiele, bei denen Tiere, Hunde und Katzen etwa, durchaus präkognitive Fähigkeiten haben. Sie können das auch mit uns kommunizieren, wenn wir sie denn lassen. Haben sie ein Bewusstsein? Und, ab wann hatte der Mensch Bewusstsein? Als er zum erstenmal die Toten rituell begrub? Aber Elefanten trauern auch um ihre Toten? Sie begraben sie nur nicht, wie denn auch.

die haben wir fuer andere phaenomene aber auch nicht. die seele zum beispiel. oder das bewusstsein. achzig kilo fleisch und knochen sind weder ein mensch, noch ein schwein - wenn da keine seele drinsteckt. Jetzt wird es richtig kompliziert, aber du triffst ins Schwarze. Was "Bewusstsein" ist, wissen wir nicht. Wie es zustande kommt, auch nicht. Man könnte natürlich sagen, Bewusstsein sei analog zu "Öffentlichkeit" bei ausdifferenzierten Gesellschaften, aber das wäre eine sehr grobe Analogie. Außerdem ist das Terrain je nach Kultur sehr, sehr verschieden. Die Hindus unterscheiden zwischen Atman und Jiva, was wir kaum übersetzen können. Jiva ist der feinstoffliche Leib, der den Körper formt und mit den Reinkarnationen mitwandert, also das, was wir als "Person" beschreiben. Atman wäre das, was den Jiva handeln, fühlen und denken sieht und eben nicht denkt. Bei den Buddhisten, mit Ausnahme der Tibeter, gibt das alles nicht. Was wir denken und fühlen, seien nur flüchtige Prozesse, die einander bedingen, mehr nicht. Und der Westen? Du wirfst Seele und Geist ein. Und hier haben wir die Crux. Für die zentralen Positionen des Lebens, was wir und unsere Nächsten sind (Tiere inklusive), haben wir keine Antwort, nichtmal Sprache, kaum eine gemeinsame Begrifflichkeit. Klar, was "Ich" ist, wissen wir, oder glauben wir zu wissen, aber ob der Hund, der uns mit treuen Augen anschaut, das auch kennt? Das süße Baby, was lacht, wenn man es kitzelt, kennt es ein "Ich"? Ja, würden die Inder sagen, klar, sein Jiva und sein Atman kommen ja aus einem anderen Leben, das Baby begreift es jetzt nur noch nicht. Wenn ein Kleinkind jetzt mit Erinnerungen käme, die nicht aus diesem Leben sind, was würden die meisten Eltern sagen? Das Kind solle doch mit dem Unfug aufhören. So wird das Fühlen und Denken in eine Schiene gepreßt, dem Alltag, der resistenten Kaffeemaschine, der unpünktlichen U-Bahn und bei dir den Fliegen, die zuhauf auf Augen der Pferde sitzen. Was wir sind ist dann nur ein Gemengelage aus Bewußtseinsstrom, zugelassenen Gefühlen, dunklen Abspaltungen, gesellschaftlichen Konventionen und rationalen Überlegungen. Vielleicht haben parapsychologische und präkognitive Wahrnehmungen da kaum eine Chance durchzukommen, so wie der Dorfdepp kaum gehört wird. Könnte es auch sein, dass familiäre Traditionen hier parapsychologische Fähigkeiten der Heranwachsenden so bestätigen, dass sie feste Stimme im Alltag bekommen? Oder sind es andere Konstellationen? Der Erwachende, sagen die Inder, verläßt die Schiene, das Sichtbare, weiß um frühere Leben und spürt seine parapsycholgischen Fähigkeiten (Siddhis) mehr und mehr. Von Kontemplativen wird im Westen ähnliches erzählt.

Die faustische Kultur, also der Westen, erforschte irgendwann die Welt, man setzte Segel, errechnete Planetenbahnen und spaltete Atome, aber in der Erforschung dessen, was wir wirklich sind, und wie Bewusstsein wirklich funktioniert und ob wir als Menschen ein Bewusstsein haben oder doch an einem Bewusstsein partizipieren, wie Sheldrake es vermutet, wissen wir recht wenig. Erstaunlich ist, dass eine Kultur, die soviel über die materielle Struktur dieser Welt weiß, sowenig zu sagen vermag, über das was jenseits des Zaunes ist. Deswegen bin ich vorsichtig bei dem Wissensdrang der "faustischen" Kultur. Wenn du Texte und Berichte über Tibeter liest, wirst du ahnen, dass wir im Westen in mancher Hinsicht tumbe Toren sind. Im angelsächsischen Raum gibt es Diskussionen angesichts postmortaler (?) Sterbeforschung. Auch Dr. Bruce Greyson geht in After von de Möglichkeit aus, dass das "Bewusstsein (?)" nach dem Tode ungeahnte Möglichkeiten erhielte, also das Hirn nicht Ursache des Bewusstsein wäre, sondern wie bei Sheldrake eine Art Empfänger für das Bewusstsein wäre (wie auf einen Computer ein Betriebssystem aufgespielt wird). Würde nicht sonst bei Alzheimer, was funktional das Hirn ruiniert, sonst irreversibel die "Seele" oder das "Selbst" ruiniert, sodass man einen Zombie begrübe?

In einer Sache muß ich dir ernstlich widersprechen. Seelenlose Zombies sehe ich zu oft.

viele Grüße Leseratte


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