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Frage der Dauer? (Freie Themen)

Taurec ⌂, München, Dienstag, 02.03.2021, 22:28 (vor 1145 Tagen) @ detlef (2308 Aufrufe)

Hallo!

wie wichtig ist die anzahl der bekannten oder vermuteten kulturkreise?

Wohl nicht so wichtig und allenfalls von akademischem Interesse. Da wir von mehreren hunderttausend Jahren Menschhheitsgeschichte nur die letzten 5000 Jahre mit Überlieferungen kennen, können wir gar nicht wissen, wieviele Kulturen es bislang gab.

unter diesen seit Spengler noch gefundenen, vermuteten oder aufgeteilten kulturkreisen, sind da welche, die seiner meinung ueber aufstieg und verfall deutlich zuwider verliefen?

Davon ist nicht auszugehen. Daß sein grundsätzlicher Gedanke richtig ist, zeigt sich schon daran, daß keine dieser Kulturen überlebt hat. Keine einzige konnte den Lebensgesetzen trotzen und die Zeiten überdauern. Sie sind alle untergegangen, und zwar so gründlich, daß heute niemand mehr ihrer gewahr werden würde, wenn die faustische Kultur und Zivilisation wegen des immanenten Dranges in auch zeitliche Fernen kein allein sie auszeichnendes Interesse an Archäologie entwickelt hätte.

wie wichtig ist verankerung "unserer" kultur an jahreszahlen?

sind nicht nur zwei zeitspannen wichtig, die, wann sie begann, in ihrem umfeld dominant zu werden, und die, wann sie durch entkernung, durch "schwungverlust" zur sturmreifen, dekadenten zivilisationshuelle wurde oder wird?

Ich bin mir nicht sicher, ob ich diese Frage verstanden habe, bzw. worauf Du hinauswillst. Daher ein paar Aussagen, die mir dazu einfallen:

Jahreszahlen sind für unsere Kultur immanent wichtig, weil wir (um uns ein inneres Bild zu machen) alles nach Möglichkeit messen, quantifizieren und datieren müssen. Objektiv sind Datierungen wohl weniger wichtig.

Bei Betrachtungen früherer Kulturen im Lichte der Spengler'schen Geschichtsmorphologie laufen wir Gefahr, Zirkelschlüssen zu unterliegen.
1. Die wissenschaftlichen Datierungen, z. B. mit C14-Methode, Zuordnung der geologischen Schichten usw. sind an sich nicht genau und fraglich, weil die Methoden oft aneinander geeicht sind, um immanente Meßungenauigkeiten auszugleichen. Was erhält man aber, wenn man mehrere fehlerbehaftete Methoden mit Meßungenauigkeiten aneinander korrigiert, anderes als ein trügerisches Kartenhaus?
2. Die Funde sind oft lückenhaft und die Verläufe der entdeckten Kulturen (z. B. der Induskultur oder des gesamten Altchinas) unklar, insbesondere, wenn es kein (entziffertes) Schrifttum gibt und in den Frühphasen noch keine großen Städte, die man heute ausgraben könnte. In diesen Fällen hat auch Spengler wohl bereits seine eigene Zyklentheorie angewandt, um Chronologielücken zu schließen und die Theorie damit an sich selbst zu bestätigen. Wirklich fundiertes Basiwissen hatte er wohl nur für die antike Kultur, die magische Kultur und das Abendland.
3. Wie kommt er auf Pi mal Daumen 1000 Jahre oder 40 Generationen Lebensdauer einer Kultur? Wie erklärt sich das metaphysisch? Warum nicht 1500 oder 2000 Jahre? Gab es vielleicht Kulturen, die länger lebten (aber trotzdem untergingen), was aber mangels verlässlicher Datierungen und weil Spengler Chronologielücken durch Anwendung der von ihm festgesetzten Zeitspanne schloß, bislang nicht erkannt wurde?

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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