Ein paar Beispiele wären ganz nett (Schauungen & Prophezeiungen)

Ranma, Sonntag, 07.10.2018, 03:55 (vor 2029 Tagen) @ Harald Kiri (5940 Aufrufe)

Hallo!

Ich hatte ihn gefunden. Er war allgegenwärtig. Er war in jedem meiner Gedanken und es brauchte keine Minute, um ganz nah bei ihm zu sein.

Ich habe mit ihm Gespräche geführt und Antworten auf meine Fragen bekommen.
Ich habe mit ihm diskutiert und verhandelt.

Mit weniger habe ich mich nicht zufrieden gegeben.

In der Bibel verhandeln ständig Leute mit Gott. Das ist also nichts Besonderes.

Nur dass sich herausstellte, dass die Antworten falsch waren.

Lange habe ich versucht, das zu verdrängen und den Fehler bei mir zu suchen. Aber vieles war objektiv falsch.

Ich begann zu hinterfragen und so landete immer mehr von dem, was ich geglaubt hatte, in der Tonne.

Was bedeutet objektiv falsch? Kennst du die objektiv richtigen Antworten? Ich kenne einen Halbjapaner (das habe ich wohl schonmal erwähnt), zu dem spricht Gott auch. Ich habe den Halbjapaner mal gefragt, ob Gott ihm Fragen beantwortet. Seine Antwort war, daß ER das schon mache, aber er aufgegeben habe, Fragen zu stellen, weil er die Antworten nicht verstand. Dir gab ER anscheinend so leichtverständliche Antworten, daß sich sogar objektiv herausfinden ließ, daß sie falsch waren. Mich macht nicht nur neugierig, worüber ihr wohl diskutiert habt, sondern noch mehr wie es sein kann, daß man etwas objektiv weiß. Ein paar Beispiele wären darum ganz nett…

Gott lässt uns weitestgehend allein und wie es den Einzelnen in dieser Welt ergeht, ist ihm leidlich egal.

Einerseits stört mich das auch. Andererseits geht es wohl kaum anders. Es hätte keinen Sinn, in dieser Welt zu sein, wenn es für uns hier nichts zu tun gäbe. Selbstverständlich kann damit nicht gemeint sein, daß sich andere für uns Schikanen ausdenken, sondern das sind nur zusätzliche Schwierigkeiten. In diesen liegt wohl das Problem, warum wir gerne nicht so allein wären.

Das schönste Gleichnis der Bibel zur Bestätigung ist der Segen, den Jakob, der Betrüger, seinen fast blinden Vater täuschend, Esau geklaut hat. Später wurde dieser Jakob von Gott nicht etwa in seinen segenlosen, angeborenen Stand zurückgesetzt, sondern Israel genannt, daraus das Volk Israel generiert...

... und Esau vertrieben.

Da fragt man sich glatt, warum sich die Israeliten von so einem Gott nicht abgewendet haben und die biblische Geschichte stattdessen noch ein ganzes Stück weitergeht. Orthodoxe Juden sind dazu aufgerufen, ihr Leben dem Studium der Thora zu widmen. Das wäre ein albernes Gebot, wenn man die Heilige Schrift schon dadurch verstehen könnte, daß man einmal drüberliest. Die Bibel ist tatsächlich das am meisten mißverstandene Buch der Welt. Weil es sich bei Jakob und Esau um zwei Brüder handelt, versteht der Jude und der esoterisch angehauchte Christ sofort, daß es in dieser Geschichte um die Beziehung zwischen Jenseits und Diesseits geht. Das Primat, das dem Spirituëllem gehört, wird dem Materiëllem gegeben. Dazu gehört jedoch noch, daß sich Jakob später dem Esau unterwirft! Eine weitere Interpretation sieht im Kampf zwischen Jakob und Esau eine Wiederholung der Geschichte Kains und Abels, obwohl es zwischen Jakob und Esau besser ausgeht. Dazu paßt die Unterwerfung Jakobs unter den Jäger Esau nicht so gut. Betrachtet man Jakob jedoch nur als Betrüger und meint, daß der gegenüber Esau gewonnen hätte, dann übersieht man völlig, daß sich Esau drei Frauen nimmt, während sich Jakob mit seiner eigenen Cousine begnügen muß, und von Esau das Volk der Amalekiter und die Könige von Edom abstammen. Außerdem hat Esau bereits vierhundert Gefolgsleute, während Jakob nur seine Familie und einen Hüftschaden durch einen Kampf mit einem Engel hat und dem Jakob deshalb eine gemischte Viehherde schenkt und sich ihm schließlich noch, trotz Hüftschadens, mit einer siebenfachen Verbeugung unterwirft. Eine Unterwerfungsgeste, die die Pharaonen verlangten und die Jakob nichtmal Gott gegenüber macht. Jakob bezeichnet sich als Diener, aber Esau als Herrn. Esau kommt also eigentlich garnicht schlechter weg als Jakob! In einer weiteren Interpretation wird den Juden von ihren Rabbinern gelehrt, sich listig und trügerisch zu verhalten: https://de.chabad.org/parshah/article_cdo/aid/713197/jewish/Jakob-in-Esaus-Kleidern.htm

Also gerade die Geschichte von Jakob und Esau taugt nicht, um Gott als ungerecht zu entlarven.

Gruß,
Ranma


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