Dank zurück (Schauungen & Prophezeiungen)

RichardS, Donnerstag, 19.04.2012, 15:33 (vor 4352 Tagen) @ Baldur (11832 Aufrufe)
bearbeitet von RichardS, Donnerstag, 19.04.2012, 15:44

Hallo Baldur!

Danke, dass mein zugegeben deutlicher Einspruch heute Nacht nicht zu weiteren Konflikten in einem ohnehin wenig ersprießlichen Thema führt. Diesen Dank meine ich ernst. Deine Reaktion empfinde ich als wohltuend.

Trotzdem erlaube ich mir einige Bemerkungen zu Deinen.

Hierzu:

Nicht, dass Irlmaier keinen Mist verzapft hätte, aber das ist nicht Irlmaiers Mist. Das wird nur von anderen neuerdings so behauptet.


Das wiederum ist völlig offen. Wir können nicht beweisen, dass es den Pumuckl nicht gibt. Allerdings können wir solche Betrachtungen als sinnlos ausklammern.

Das stimmt nicht. Es handelt sich um Aussagen des S. Berndt, der seine Aussagen (= Deutungen und Schlussfolgerungen aus seinen Deutungen) teilweise auf Aussagen einer uns nicht bekannten Frau stützt, die wiederum sich an Aussagen ihrer Eltern über deren Gast, Irlmaier, bzw. an selbst als Kind Erlauschtes erinnert. Diese meine Behauptung muss nicht "bewiesen" werden, dieser faktische Vorgang (soweit er denn der Wahrheit entspricht) ist den Darstellungen des S. Berndt selbst zu entnehmen. Allenfalls ist mein Wörtchen "Mist" eine Wertung (und zwar des inhaltlich Vorgetragenen: also der zumindest für mich und meine theoretischen wie praktischen Interessen unproduktiven Gemengelage aus einem teils behauptetem Vermögen zu wortgetreuen Erinnerungen einer inzwischen wohl ca. 70-Jährigen insbesondere aus deren Kindheit sowie Erinnerungen an Gesprächen mit deren Eltern und aus damit hinein gestreuten Deutungen und Schlussfolgerungen des in Bezug auf "Prophezeiungsthemen" einschlägig vorbelasteten S. Berndt - eine Gemengelage, die zur ersatzreligiösen und geradezu lächerlichen Exegese auch noch Wort für Wort (!) nur jene anregen kann, denen die herkömmlichen Offenbarungstexte beispielsweise der Bibel nicht genügen).

Pumuckel ist vermutlich ein allerliebster Kerl - in diesem Vergleich. Und ich nehme mal an, dass ein Kind, welches den lustig findet, seinen Geist nicht unbedingt verschwendet. Selbst wenn es den allerliebsten Kerl nur in seiner und anderer Phantasie geben sollte.

Hierzu:

"Allerdings hätte sie zur Folge, dass wir uns dann im Prinzip mit gar keinen üblichen Quellen mehr auseinandersetzen dürften, denn alle Überlieferungen sind angreifbar, zweifelhaft, unbeweisbar, usw."

Siehe oben. Wir dürfen, müssen aber nicht - uns geistig (ab)lenken / (irre)führen lassen. Jeder entscheidet selbst, was er für produktiv hält. Allerdings: Tritt er mit anderen in Dialog, sollte er begründen (können), worin das (auch für andere) wichtig und von Wert ist, also nicht geistig minderwertig, ablenkend und Zeitverschwendung. Eine geistige Auseinandersetzung mit Nicht-Eindeutigem (also den von Dir zitierten "Quellen") kann das Ziel haben, zur erwünschten positiven Klärung zu gelangen (Idealfall), oder es soll geistigen Unsinn abwehren (Abwehrkämpfe sind ermüdend, nicht produktiv; insbesondere BB tut sich in diesem Forum diese Aufgabe seit Jahren an). Im konkreten Fall, der Berndtschen Vorankündigungen eines neuen "Werks", werte ich zumindest meine Auseinandersetzung mit den vor Erscheinen hingeworfenen Brocken unter die Rubrik geistigen Abwehr. Und werde mich hüten, das vorgesetzte Gebräu inhaltlich mehr als in der Vergangenheit bereits geschehen auseinanderzunehmen - denn eines muss jedem klar sein, der sich diesbezüglich mit inhaltlichen Beiträgen, mit positiv gemeinten Interpretationen oder mit inhaltlichen Zweifeln engagiert: er leistet für den Autor und dessen Verleger unentgeltliche Arbeit; der Autor (lies den von Taurec eingestellten Berndtschen Folgebeitrag hier mal unter diesem Aspekt!) kann über solche "Hinweise", sofern sie ihm zupass kommen, an einigen Dingen, Ungereimtheiten, Widersprüchen etc. pp. noch etwas herumfeilen und so dafür sorgen, dass das spätere Werk vielleicht nicht allzu lächerlich und unglaubwürdig und vor allem nutzlos für die Menschheit erscheint. Ich schließe nicht aus, dass S. Berndt neben der Reklame für sein neues Buch aus eben diesem Zweck seine Art der Vorankündigungen betreibt: er erhält aus den angeregten Diskusionen noch den einen oderen Hinweis zur Korrektur oder weiteren phantasievollen Ergänzung.

Hierzu:

"Nachtrag: wenn man Berndt vorwiegend geschäftliche Motive unterstellt, muss man dies auch mit allen Veröffentlichungen tun, incl. Adlmaier, auch solchen aus der religiösen Ecke, und das sind praktisch alle vor 1945. Sebst die Feldpostbriefe haben diesen religiösen roten Faden (Antichrist etc.), auch wenn sie nicht dadurch initiiert wurden."

Einige andere Autoren und Herausgeber hatten es teilweise ganz sicher faustdick hinter den Ohren. Adlmaier gehört auf alle Fälle dazu. Hier genügt mir, was ich vor langer Zeit schon hier mal im Forum aufgriff. Dass er eine Passage aus den Feldpostbriefen zielgerichtet, d. h. mit voller Absicht falsch und sinnwidrig zitierte, um den Leser auf seine geistige Linie einzustimmen. Damals fragte ich rhetorisch hier im Forum: Wenn ein Mann schon dermaßen entstellend, falsch und sinnwidrig zitiert, obwohl ein kritischer Leser durch Textvergleich immerhin noch die Möglichkeit hätte, ihm, Adlmaier, hier auf die Schliche zu kommen - wie skrupel- und bedenkenlos muss ein solcher Mann dann erst mit Aussagen von jemanden umgehen, die nur er allein in seinem Buch wiedergibt, ohne dass er also mit dem Rest-Risiko konfrontiert wäre, der offenen Lüge bzw. der tendenziösen Umformulierung, der missbräuchlichen Weglassung oder phantasievollen Hinzufügung überführt zu werden?

Darum ganz deutlich: Trotz all dieser Probleme dürfen wir nicht alle "Veröffentlichungen" in denselben Topf werfen. Schon gar nicht deshalb, weil ihr Kauf Geld kostet und dem Verkäufer zu Einnahmen verhilft. Eine Leistung, wenn sie anderen nützt, sollte auch honoriert werden. Ich bin kein Sozialist. Außerdem sind manchmal, mitunter auch bei guten Büchern, die Einnahmen nicht einmal kostendeckend, geschweige ein Beitrag zum bescheidenen Lebenserhalt. Und bei Veröffentlichungen wie beispielsweise den Feldpostbriefen verbietet sich jeder Gedanke, dass hier irgendwer ein Geschäft anvisierte. Die Motive sind hier ideeller, vom Verfasser der Feldpostbriefe an seine Familie zu Hause ganz zu schweigen. Wenn mir das Wort "geschäftsmäßig" in forumsrelevanten Zusammenhängen einfällt, dann nur, weil und sofern ich den Eindruck habe, dass der Zweck, eine Einnahme zu generieren, auf die Geburt bzw. Qualität des Vorgesetzten einen erheblichen, wenn nicht entscheidenden Einfluss hat.
Auch hielte ich es für überzogen, also über das Ziel hinausschießend, einem Text nur deshalb schon misstrauen zu wollen, weil er (auch) religiöse Bezüge oder Begriffe wie "Antichrist" enthält. Wer Quellen wegen religiöser Bezüge von vornherein kategorisch ablehnt, verhält sich in meinen Augen spiegelbildlich zu jenen Religionsvertretern, die jeden bekämpfen und aburteilen, der ihre Religion nicht heiß und innig bejaht und zur Grundlage von allem und jedem macht.
Zur Entstehungszeit einer Quelle, die man m. E. immer im Auge behalten sollte: Adlmaier hatte z. B. immer noch das Risiko, dass er Irlmaier phasenweise zu einer Zeit veröffentlichte, in der Irlmaier noch lebte. Irlmaier hätte, wenn er sich in wesentlichen Dingen falsch dargestellt gesehen hätte und es dann gewollt und für angebracht gehalten hätte, zu seinen Lebzeiten dagegen einschreiten können. Darum betrachte ich auch all die Zeitungsartikel, die zu Irlmaiers Lebzeiten selbst noch erschienen (damit meine ich die, die zu dessen Lebzeiten tatsächlich erschienen! nicht irgendwelche Jahrzehnte später aufgetauchten, obskuren Internetfundstücke, über die eine nach immer Neuem gierende Gemeinde sich hermachen kann), für im Wesentlichen brauchbar, für eine für uns brauchbare Grundlage, mit der sich jeder mal eine gewisse Zeit beschäftigen kann, bis die Sache eben, salopp gesagt, auch für ihn abgenagt ist.

Ja, und hier kommen wir zu S. Berndt, dem ehemaligen Prophezeiungsforscher und heutigen Büchermacher, der seit längerem ganz auf das "Produkt" Irlmaier setzt. Irlmaier als Marke hat natürlich ein Problem: Irlmaier ist schon lange tot, sein Leben, seine Persönlichkeit, seine Erfolge und Misserfolge sowie seine Aussagen, original oder wie auch immer in Zeitungen und Büchern festgehalten oder kolportiert, liegen vor, und das heutige Interesse an Irlmaier, im Grunde ohnehin höchstens auf Bayern reduziert, speist sich außer aus dem kleinen Kreis von Prophezeiungsinteressierten höchstens noch aus Kreisen der am bayerischen Brauchtum Interessierten. Ich kann verstehen, dass das für S. Berndt, der vor Jahren aus Hamburg nach Bayern umzog und hier gelegentlich über Land tingelt, um einen Vortrag über Irlmaier zu halten, ein Problem ist. Er soll, wenn ich richtig informiert wurde, davon ja auch leben wollen. Insofern ist es natürlich ein "Glücksfall", wenn es ihm gelingt, doch noch einen "Zeugen" oder eine Zeugin" aufzutun (nein, nicht von Jehova, sondern von Irlmaier), der oder die den großen Hellseher Bayerns tatsächlich noch mit eigenen Augen sah und vor allem mit eigenen Ohren hörte. Ich bin mir sicher, dass sich S. Berndt sehr anstrengte, einen solchen "Glücksfall" aufzutun, und ich persönlich wäre nicht überrascht, wenn diese Frau, mit der er jetzt arbeitet, nicht der letzte "Glücksfall" wäre. Allein die Zeit könnte mit der Zeit für S. Berndt ein Problem werden. Aber noch geht es - rein rechnerisch. Und was sollte S. Berndt sonst tun, als Zeugen zu finden, um neues, frisches Material zu kreieren, bisher Ungehörtes, noch nie Gelesenes, überraschendes Material, das Irlmaier in einem ganz neuen, zumindest ergänzenden Licht erscheinen lässt, den kleinen großen Bayern als plötzlich wieder brandaktuell. Insofern sollten wir uns mit S. Berndt freuen und hoffen, dass er uns auch in den nächsten Jahren mit weiterem Frischfleisch versorgt. Denn das ist gerade auf dem Bücher- und Unterhaltungsmarkt bekanntlich schnell verderblich.

Kurz: Aus dem von S. Berndt im Vorfeld Vorgetragenen - inhaltlich wie in seiner Form - erwarte ich mir keine Erkenntnis für meinen Kopf oder für mein Leben (und dabei bin ich, als Bayer, sogar an bayerischem Brauchtum interessiert). Und ich kann zwar nachvollziehen, warum ein S. Berndt handelt wie er es tut, aber auch durch die Reflexion seiner naheliegenden Motivation kann ich seinen "Ergebnissen" kein Quentchen mehr Reiz abgewinnen (bei Brauchtum stehe ich auf wirkliches Brauchtum, bei Schauungen auf Schauungen und nicht auf Heiligenverehrung). Und die persönliche Art von S. Berndt ist für mich ohnehin indiskutabel, ich zitiere nur folgende Passage aus dem Eingangsbeitrag dieses Fadens:

"Hier zunächst die Interviewsequenz, den ich auf Video habe, um etwaigen Kritikern das „Maul“: zu stopfen:"

Die Sprache ist Ausdruck der Gesinnung.
Man sollte S. Berndt allein lassen, bzw. unter seinesgleichen.

Grüße
Richard


Gesamter Strang: