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Verschiedene Gottesbilder (Schauungen & Prophezeiungen)

Taurec ⌂, München, Freitag, 08.01.2016, 12:09 (vor 3031 Tagen) @ Ulrich (9748 Aufrufe)

Hallo!

Du da zwei grundverschiedene Bücher verwechselst, deren jeweilige Abfassung Jahrhunderte auseinander liegen.

Nicht nur das. Es werden mit "Logos = Jahwe" auch zwei völlig verschiedene Kulturen zusammengeworfen mit zwei gänzlich verschiedenen, schlechterdings unvereinbaren Gottesbildern: ein vorkultureller personifizierter Stammesgott und die zivilisierte, philosophische Auffassung des unpersonifizierten Logos griechisch geprägter Menschen, die das neue Testament verfaßten. Dem alten und neuen Testament liegen jeweils verschiedene Gottesbilder zugrunde, weswegen das alte Testament in die Bibel zu übernehmen, wohl einer der Grundbaufehler des Christentums ist. Allerdings wurde damit für Jahrhunderte der Lebensunterhalt von Theologen gesichert und nicht zuletzt entbehrte die Kirche gewißermaßen der Daseinsberechtigung, wenn ihre Lehre widerspruchsfrei und nicht erklärungsbedürftig wäre. :lol3:

Darüber legt man dann interpretativ seine wiederum andere abendländische Denkweise, die sich sowohl vom Jahwebild, als auch vom Logos unterscheidet.
Die antike, griechisch-römische Kultur ist statisch und körperhaft, deswegen inhaltlich auch von Laien erfaßbar, da sich mit Dingen auf eine Weise beschäftigend, die jedem zugänglich ist, was ihre große Popularität in unserer eigenen Kulturgeschichte erst ermöglicht hat. Der griechische Logos stößt bei uns auf Resonanz, während wir im Verständnis desselben sozusagen noch eine Tiefendimension und Dynamik hinzufügen, die im antiken Menschen gar nicht vorhanden war.

Siehe Spengler zur Allgemeinverständlichkeit der Antike vs. Exklusivität des Abendlandes.

Daher war die Logos-Auffassung der Verbreitung des Christentums durchaus förderlich.

Letztlich benutzt man die alten Schriften durch deren Deutung aber lediglich als lahme Krücke zur Entdeckung des in einem selbst liegenden Eigenen. Da sie aber unsere Seelenlandschaft nur unzureichend kleiden, sollte man nich zu sehr am (geschriebenenen) Wort (also am Logos :-D ) kleben, da man sich so eher selbst behindert.

Ich halte die Bibel für etwas, das man im Zuge der eigenen Reifung in sich überwinden und dann zurücklassen muß wie eine abgelegte Schlangenhaut oder den Kokon einer Raupe, ganz zu schweigen vom primitiven, strafenden, jüdischen Jahwe.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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