Patriarchat, Matriarchat und deren Definitionen über Eigentum (Übersinnliches & Paranormales allgemein)

Ranma, Mittwoch, 26.09.2018, 10:11 (vor 2039 Tagen) @ Taurec (4504 Aufrufe)

Hallo!

Patriarchat und Matriarchat gehören wohl zu den Begriffen, unter denen jede(r) etwas anderes versteht. Bei Verwendung dieser Begriffe drücke ich mich also nicht so klar verständlich aus wie ich mir das eingebildet hatte. Deshalb ist es angebracht, daß ich endlich mal erkläre, was ich unter Matriarchat oder Patriarchat verstehe. In erster Linie geht es dabei nicht um Herrschaft, sondern um Eigentum.

Ursprünglich lebten die Menschen als Nomaden. Sie zogen zu Fuß umher. Deshalb konnten sie gerade mal das mitnehmen, was sie selbst tragen konnten. Das machte einem keiner streitig, weil es ohnehin nur Steine, Stöcke oder die Teile erlegter Tiere gab. Diese Gegenstände konnte man besitzen, aber man fand sie überall, wohin man auch kam. Man konnte einem Gegenstand eine persönliche Note verleihen, indem man ein paar Linien hineinritzte. Aufwendigere oder künstlerisch wertvolle Dekorationen lohnten sich nicht, weil man den Gegenstand nach ein paar Tagen zurückließ und weiterzog. Dorthin, wo die Beerensträucher noch nicht abgeerntet waren. Um als Jäger und Sammler zu leben, braucht man so riesige Reviere, daß man einfach nicht seßhaft sein kann! Erst die neolithische Revolution ermöglichte durch Ackerbau und Viehzucht, daß man auf engerem Raum leben konnte.

Mit der neolithischen Revolution kam die Seßhaftigkeit. Mit der Seßhaftigkeit kam der Besitz von Immobilien. Statt mal in der einen und mal in der anderen Höhle Unterschlupf zu suchen, baute man sich nun Behausungen, in denen man es viele Jahre lang aushalten konnte. Äcker und Weideflächen waren möglichst nahe in der Umgebung. Man entwickelte Werkzeuge, die man bei sich zu Hause lagern konnte, zur Bearbeitung der Äcker. Man erfand Behälter, in denen man Nahrung bei sich zu Hause aufbewahren konnte. Man bohrte Brunnen zur Versorgung mit Trinkwasser. Mit diesen Gegenständen hatte sich ein Problem eingeschlichen. Was sollte man machen, wenn der Besitzer eines dauerhaften Gegenstandes starb? Aus persönlichen Gegenständen wurden Grabbeigaben. Aber was sollte man mit einem großem Haus oder einem tiefem Brunnen machen? Die mit viel Arbeit hergestellte Ressource verschwenden und nie mehr benutzen? Sollte man vielleicht sogar den einst durch den Verstorbenen eingezäunten Boden nie wieder betreten? Da mußte eine pragmatischere Lösung her.

Man kann das noch an ein paar Naturvölkern beobachten. Es gibt noch ein paar Stämme, die nach wie vor wie in der Jungsteinzeit leben. Es gibt sogar noch ein paar Stämme, die nach wie vor wie in der Altsteinzeit leben. Die paläolithischen Stämme (australische Aborigenes) besitzen nicht viel und Eigentum bedeutet ihnen nichts. Die neolithischen Stämme werden aus unserer Sicht als Matriarchate beschrieben, in denen sämtliches Eigentum den Frauen gehört. Das ist natürlich nur eine Projektion aus unserer Sicht. Die im Nordosten Indiens zu findenden Khasi setzen die jüngste Frau an oberste Stelle und das klingt etwas widersinnig. Selbstverständlich gehört bei genauerem Blick alles dem gesamtem Stamm und wird durch die Frauen verwaltet. Das machen die Frauen wiederum kollektiv, wobei die jüngeren von der Erfahrung der älteren profitieren. Außerdem bleibt die Frau einfach in dem Haus, in dem sie aufwuchs und das dadurch bereits bewiesen hat, daß es dafür geeignet ist, dort Kinder großzuziehen. Das Matriarchat ist nichts weiter als die sinnvolle Lösung, wenn man entdeckt hat, daß man so etwas wie Eigentum (das ein Recht ist) braucht (und noch keinen Begriff für Recht hat).

Mit den aufwendigeren Gegenständen kamen Begehrlichkeiten. Wenn andere schon aufwendig gefertigte Gegenstände oder große Vorräte hatten, dann konnte man entweder selbst die gleiche Arbeit investieren oder dem anderen seinen Besitz wegnehmen. Der aus Bronze gefertigte Dolch ermöglichte jemanden, dem man zuvor vielleicht sogar einige Jahre lang Freundschaft vorgeheuchelt hatte, hinterrücks abzustechen und seine Leiche zu fleddern. Mittels dieser, nur geringfügig variiert bis heute üblichen, Methode wurden die Unterschiede zwischen arm und reich erzeugt. In Gräbern, die Grabbeigaben aus Bronze enthalten, findet man immer Hinweise auf einen hohen Status. Während unsere Zeitgenossen davor gerne die Augen verschließen, war das damals nicht möglich, weil kaum irgendjemand gemessert werden wollte. Deshalb schaarte man sich um jene, die das Eigentum verteidigen konnten. Also um Krieger, geführt von Königen. Das Patriarchat war geboren. Und auch die Form des Krieges, in der es darum geht, anderen Völkern möglichst viel wegzunehmen. Die Organisationsform eignet sich nämlich gleichermaßen für die Verteidigung wie für den Angriff. Kurz darauf kam man auch noch auf die Idee, andere Völker zu versklaven, damit man selbst keine Arbeit mehr verrichten mußte.

Das Patriarchat, also die Organisationsstruktur zivilisierter Völker (aus Stämmen waren ganze Völker geworden, vermutlich aufgrund der Sklaverei), funktioniert viele Jahrhunderte lang, manchmal (China) über Jahrtausende. Dann tritt doch wieder ein Problem auf. Durch schlechte Herrschaft (wie von David Graeber nachgewiesen ist das, wenn kein tabula rasa mehr praktiziert wird) wirtschaftlich zugrundegerichtet, tritt das Volk in einen Gebärstreik. Das bezeichne ich vorerst, also bis ich einen besseren Namen dafür habe, als dysfunktionales Patriarchat. Es kommt zu den, unseren Zeitgenossen gut bekannten, Problemen einer überalterten Gesellschaft. Während die alten Leute dahinsiechen und schließlich abtreten, fragen sich andere, was mit den freiwerdenden Ressourcen geschehen soll. Zum Ende des Römischen Reichs hin war es wohl als man auf die Idee kam, daß dann einfach Staat und Kirche die Hand aufhalten. Das dürfte den Grundstein für den unglaublichen Reichtum der Katholischen Kirche gelegt haben. Auch in der heutigen Plutokratie gibt man Bedürftigen und Habenichtsen selbstverständlich nichts ab. Der Staat hält die Hand auf und gibt den abgeernteten Wohlstand an die Reichen weiter (bei uns nennt man das Kliëntelpolitik, aber wenn man andere Staaten betrachtet, dann bezeichnet man es direkt als Korruption). Aus jenen, die weniger haben, versucht man stattdessen das Wenige auch noch herauszupressen.

Einen Unterschied gibt es heute zu allen früheren Zeitaltern. Heute läßt man sich freiwillig entwaffnen. Heute betrachtet man Arbeit, die für unsere Vorfahren das größte Übel war, als den Sinn des Lebens. Heute beklagt man sich nichtmal mehr über die Gefahr gemessert zu werden. Als man die Entwaffnung durchführte, gab es eine starke Polizei, der man den Schutz der Bevölkerung stattdessen überließ. Inzwischen hat man die Polizei bis auf klägliche Reste abgebaut. Diese kläglichen Reste dienen eher dem Eintreiben von Bußgeldern als dem Schutz der Bevölkerung. Schließlich importierte man noch eine große Anzahl Messerstecher, weil sich die Bürger immernoch zu sicher fühlten. Ich habe nichts dagegen, daß Ausländer unter uns leben. Ich finde es nur verdächtig, daß man uns entwaffnete, aber das den Zugereisten nicht zumuten will. Heute geben unsere Mitbürger ihre Rechte lieber auf als sie wahrzunehmen. Dadurch hat sich noch keine neue Struktur der Gesellschaft ergeben, aber dieses Verhalten eröffnet Möglichkeiten. Sowohl gute als auch schlechte.

Ich fände es besonders begrüßenswert, wenn Wohlstand künftig von Künstlichen Intelligenzen verwaltet würde und somit durch die dauerhafte Fortexistenz der Künstlichen Intelligenzen dem Zugriff des Staates und ähnlich korrupter Organisationen entzogen würde. Für diese Gesellschaftsstruktur bräuchte ich dann auch noch einen neuen Namen.

Gruß,
Ranma


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