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Déjà-vu in Filmen --> Fehlanzeige (Übersinnliches & Paranormales allgemein)

und, Samstag, 15.09.2018, 23:26 (vor 2049 Tagen) @ Ulrich (4659 Aufrufe)

Hallo Ulrich,

ah, verstehe, dann nenne ich das künftig anders, um meine Erlebnisse an Dein Verständnis anzupassen.

Wenn du uns an deinen Erlebnissen teilhaben ließest, müsstest du sie vielleicht nicht meinem Verständnis anpassen. Mein Verständnis kann deinen Erlebnissen durchaus entgegenkommen.

Wenn ich Deinen Beitrag, Rauhnachts Beitrag, meine Sicht der Dinge, das etablierte Erklärungsmodel von Neurologen und/oder Psychologen vergleiche, dann ergibt sich für mich keine gemeinsame Schnittmenge: [...]
Deine "Und-jetzt-halt-dich-fest"-Kategorie ("Also ein Déjà-vu, bei dem man sowohl rückblickend über die letzten paar Sekunden sagt "ah, kenn ich schon" als auch voraussehend über die künftigen 2-3 Sekunden sagen kann "ich weiß genau, was jetzt gleich kommt".") ist die Variante, die ich als "echtes" Déjà-vu bezeichne.

Ich kenne die neurologische/psychologische Schluckauf-Definition nicht im Detail. Dass es keine Schnittmenge gibt, kann nur bedeuten, dass dort etwas völlig anderes gemeint ist als das, was ich beschrieben habe. Wenigstens kannst du etwas mit meiner "Und-jetzt-halt-dich-fest"-Kategorie anfangen. Dazu muss ich aber sagen, dass in meinen Augen (und meinem Empfinden) alle drei beschriebenen Kategorien von gleicher Qualität sind. (Qualität nicht im Sinne von Güte/Wertigkeit, sondern im Sinne von Beschaffenheit.) Unterscheiden kann ich die drei Kategorien lediglich hinsichtlich Dauer und "Blickrichtung". Kategorie 1: zurückblickend, Kategorie 2: vorausschauend, Kategorie 3: beide Richtungen zugleich. Die Grundqualität hingegen, nämlich das Gefühl, die Situation schon einmal gesehen erlebt gelebt zu haben (siehe Definition an rauhnacht), ist bei allen 3 Kategorien absolut identisch.
Das hört sich jetzt alles so theoretisierend an, aber anders kann ich es nicht erklären.

In der Inuit-Schamanen-Schule. Das ist die I Ging-Variante für Eskimos, weil bei denen aus klimatischen Gründen keine Schafgarben-Stengel verfügbar sind und Münzen immer festfrieren. Nicht-Eingeweihte erkennst Du an ihrem frevelhaften Verhalten, Fischstäbchen zuerst mehrere Minuten in siedendem Fett zu foltern und dann einfach aufzuessen.

Wie ungehörig. Und ich dachte, das Verspeisen eines Gummibärchenorakels sei schon der Gipfel der Frevelhaftigkeit.

Du meinst vermutlich, der Film erscheint Dir grässlich und unansehnlich.

Einigen wir uns auf: Er ist und erscheint mir grässlich und unansehnlich?

Ja richtig, ich habe vergessen, Du vergisst sogar Filmtitel ;-)

In der Tat. Das liegt daran, dass ich die meisten Filme höchstens ein einziges Mal anschaue oder mir sogar nur eine Zusammenfassung geben lasse (z.B. zu Schrottfilmen auf Müllsendern) als pädagogische Maßnahme bei meinen Kindern, was sowohl der Ausbildung ihrer Ausdrucks- und Reflexionsfähigkeit als auch meiner Erheiterung dient. So schlage ich gleich zwei Fliegen mit einer Klappe => 2 ist größer 1 => 2 ist eine Mehrzahl => eine Mehrzahl an Aktionen im gleichen Zeitraum => Zeitersparnis => Nicht fernsehen spart Zeit. => Filmtitel vergessen nicht so schlimm q.e.d.
Das hat allerdings den von dir festgestellten Nachteil, dass es größerer Recherche bedarf, wenn ich zu einem Filminhalt einen Geistesblitz habe und ihn nicht mehr einem Titel zuordnen kann.

Ich weiß, warum ich Halbsätzen, die mit "außerdem" beginnen instinktiv misstraue.

Halbsätze sind, wie ich festgestellt habe, inzwischen salonfähig und sogar journalismustauglich. Und auch für mich mittlerweile ein nettes sprachliches Gestaltungsmittel.

Der Rote Faden, die Evolution von "Petunientöpfen zu Pottwalen":
Terry Gilliam verwob die Themen Déjà vu, präkognitive Träume, Zeitschleife und Zeitreise

Das ist exakt das, was mich an diesem Machwerk stört: Die Verquirlung von Phänomenen, die nicht das Geringste miteinander zu tun haben. Da lob ich mir doch diesen einen Film da mit Tom Cruise, der sich neue Augäpfel transplantieren lässt, um eine präkognitive Minderheit samt ihrem Report aus einem Wasserbassin zu retten. Da bleibt man wenigstens beim Thema Präkognition in all seinen Facetten.

und bezog sich dabei auf viele Elemente des Kurzfilms "La Jetée" (deutscher Titel: "Am Rande des Rollfelds") von Chris Marker, der als Vorlage für das Drehbuch diente.
"La Jetée" wiederum ist laut Chris Marker inspiriert von Hitchcocks "Vertigo – Aus dem Reich der Toten", in dem das Thema Déjà vu so zentral ist, dass Brian De Palma seinen Film "Schwarzer Engel", der ebenfalls von "Vertigo" inspiriert ist, deshalb ursprünglich "Déjà vu" nennen wollte.

La Jetée ist rühmliche Zeitreise-Science-Fiction mit dem Thema Zeitreise, welches von Zeitreisen handelt. Vertigo und Schwarzer Engel sind in erster Linie Beziehungstaten-Krimis mit freilich melodramatischem Einschlag und Psychothriller Psychoschauer-Komponente. Nicht ein einziges Mal sehe ich in den genannten Filmen etwas, das an das Phänomen Déjà-vu erinnert. Die Kriminalregisseure verstehen Déjà-vu als Ergebnis eines intrigant inszenierten Illusions- und Verwechslungsspiels durch sich ähnlich sehende oder dann doch dieselben Personen. Hat nix mit Déjà-vu zu tun. Die Science-Fiction-Macher hingegen erläutern die sich wiederholenden Ereignisse als logische physikalische Konsequenz von Zeitreisen. Hat auch nix mit Déjà-vu zu tun. Alle drei Filme sind überaus löblich innerhalb ihres eigenen Genres, aber ihnen ist thematisch lediglich gemein, dass die Protagonisten sich auf die eine oder andere Weise - die einen in Form von Psycho-Wahn, die anderen mittels Zukunftsphysik - ihrer Herzschmerz-Suche nach einer unerreichbar scheinenden Person aus der Vergangenheit hingeben. Hat aber alles auch nichts mit Déjà-vu zu tun.
12 Affen schließlich zeigt einfach nur einen Abklatsch von La Jetée mit einem fortwährend schonmal-gesehen-ich-kenne-das-schonmal-gesehen-wiederkäuenden Bruce Willis und hat somit ebensowenig Déjà-vu-Bezug wie die Vorgängerfilme.
Ich verstehe nicht, wie die Medienwelt diesem Filmekanon oder auch nur Teilen davon das Phänomen Déjà-vu zuschreiben kann. Ich kann da keinen Zusammenhang außer einem ungelenk konstruierten sehen.

Und weil Gilliam nicht blöd ist und weiß, dass man manchen Zuschauern auf die Sprünge helfen muss, hat er rückwärts den Sprung über "La Jetée" hinweg gemacht und in "12 Monkeys" eine Schlüsselszene aus "Vertigo" eingebaut, damit auch der letzte ... (zensiert) die Chance auf sein Aha-Erlebnis hat: https://www.youtube.com/watch?v=j-9fev--mxI

Die Chance hab ich wohl vertan. Krieg ich noch eine?


Gesamter Strang: