@ Baldur (Schauungen & Prophezeiungen)

Ulrich ⌂, München-Pasing, Donnerstag, 26.12.2013, 23:44 (vor 3783 Tagen) @ Baldur (4618 Aufrufe)

Hallo Baldur,

Zwischendurch bitte ich Dich trotzdem, doch mal nur ein einziges Beispiel zu nennen, was über das Schicksal, hier genauer über das Ausmass seiner Vorbestimmtheit und/oder willentliche Abweichungsmöglichkeiten, bekannt ist.

es gibt mehrere Gründe, die für mich dagegen sprechen:

1) Deine Art zu schlußfolgern ist mir fremd, scheint mir von persönlichen Vorurteilen (wertfreier: Dir offensichtlich nicht bewussten Prämissen) und / oder Wunschdenken geprägt.

Ich nenne nur zwei Beispiele:

a) Im Zusammenhang mit Quellen aus dem katholischen Bereich hast Du sinngemäß festgestellt, daß Du diesen grundsätzlich mißtraust:
"...es geht mir wie Dir, wenn ich alte, geradezu vorsintflutliche Texte als Beschreibung unserer bevorstehenden Zukunft lesen soll (damit meine ich die Zukunft, die wir noch erleben werden). Wenn es doch bisher nie gekommen ist, wieso soll es ausgerechnet in Kürze eintreffen?" ( https://schauungen.de/forum/index.php?id=22369 )

Das hat für mich mit Logik und gesundem Urteilsvermögen nichts zu tun und erinnert eher an den zynischen Witz über den, der vom Dach eines Hochhauses springt und, am zweiten Stock vorbeirauschend, zu sich sagt: "Was soll schon passieren? Bis jetzt ist doch alles gutgegangen."

b)
U.:

Wie auch immer Deine Experimente im Casino verlaufen, Sie werden sich, in Relation zur Häufigkeit der Versuche, exakt in den Schranken der 3-Sigma-Abweichung bewegen, es kann nicht anders sein.

B.:

Sagt die Wissenschaft. Das weiss ich. Ob es nicht anders sein kann, bezweifle ich derzeit noch, aber ohne den Beweis dafür antreten zu können.

Das ist das Eingeständnis, daß das, was Du Forschung nennst, auf Sand gebaut ist: Nicht nur, daß Du reichlich ahnungslos zu statistischen Auswertungen rätst, die ungeeignet sind, das Untersuchungsergebnis zu bewerten, Dir scheinen auch die Grundlagen dieser von Dir empfohlenen statistischen Auszählung / Auswertung so unverstanden und fremd zu sein, daß sich mir die Frage aufdrängt: Da Du nicht nur eine für die Fragestellung ("gibt es Präkognition") völlig ungeeignete Methode vorgeschlagen hast, sondern absurderweise auch die Gültigkeit deren Grundlage (das ist nunmal die Gauss'sche Normalverteilung) anzweifelst ("Ob es nicht anders sein kann, bezweifle ich derzeit noch..."), was ist dann der eigentliche Beweggrund, der Baldur, den Ketzer, Statistik als Alibi benutzen lässt, um an die Existenz eines Phänomens zu glauben oder nicht zu glauben ?

Ich vermute zweierlei Gründe:

Zum einen Deine Angewohnheit, das Kind mit dem Bad auszuschütten, soll heißen, analog zum Mißtrauen gegenüber christlichen Quellen scheinst Du Dich auch reflexartig zum Widerspruch herausgefordert zu fühlen, wenn es um Begriffe geht, die die organisierten Religionen (ob christlich oder sonstwas) in ihrer Zuständigkeits-Manie vereinnahmt haben. Dazu rechne ich den Schicksals-Begriff ebenso wie das, was man mit höherer Ordnung bezeichnen mag. Mit anderen Worten: Ich sehe Dein Urteilsvermögen durch Deine persönliche Befindlichkeit, durch Deine (m.E. gesunde) Abneigung gegen organisierte Religion getrübt.

Zum anderen ahne ich, und das kenne ich sonst eigentlich nur von jungen, nicht von erwachsenen Menschen ('tschuldigung), daß Dir sowas wie ein roter Faden in Deiner eigenen Biographie unzugänglich ist, eine bloße Aneinanderreihung von einzelnen Erlebnissen und Ereignissen, ohne Struktur, Ordung, Sinn. Wegen des von Dir genannten Beispiels nenne ich dieses mir als seelischer Mangel erscheinende Phänomen künftig "Tante-Tilly-Syndrom" ;-)

2)
Ich halte es für wertlos, andere Menschen nach "beweisbaren Beispielen" zu fragen, statt über die eigene Suche nach dem roten Faden, aus der sich die Webstruktur eines Lebensweges ergibt, zu einem eigenen Urteil zu finden. Dann, danach, kann man sich mit Anderen darüber austauschen. So halte ich es. Ich verstehe nicht, wie man vom eigenen Erleben so sehr abgeschnitten sein kann, daß man es vorzieht, sich durch Abwägen an der Meinung Anderer und deren "Beweiskraft" zu orientieren.

Das erinnert an jene Zote, in der die Frage "Habe gehört, Du hast geheiratet. Wie ist denn Deine Frau so im Bett?" wie folgt beantwortet wird: "Na ja, die einen sagen so, die anderen sagen so." Objektivität kann fließend ins Absurde übergehen, hängt vom Gegenstand der Frage ab.

Deine Behauptung: "Ich betone nochmals, dass in diesem Bereich das vorhandene, beweisbare Wissen bei uns allen bei Null liegt." setzt Du fort mit den Worten "Bei Dir und mir gleichermassen. Und das trifft auch auf alle grossen Dichter und Denker zu, auf Päpste gleichermassen wie auf sonstige Leitfiguren der sogenannten Geisteswissenschaften."

Du willst also "beweisbare Fakten", lehnst es aber ab, Dich mit der Vorleistung Anderer, die sich mit diesem Thema ernsthaft und tiefgründig beschäftigt haben, auseinanderzusetzen, was ja nicht bedeutet, eine fremde Meinung zu übernehmen. Das ist wie der trotzige Versuch, die Kuckucksuhr "neu" erfinden zu wollen und stellt Forderungen an Andere, weil eigene Denk-, Erkenntnisarbeit verweigert wird. Das unterstütze ich nicht. Du irrst, wenn Du sagst "dann müssen wir beide liefern", Deine Behauptung "Ich betone nochmals, dass in diesem Bereich das vorhandene, beweisbare Wissen bei uns allen bei Null liegt" bleibt auch dann anmaßend, wenn weder ich noch sonst jemand Dich "beliefern" mag.

Warum sollte ich Dir mitteilen wollen, was ich - für mich - für beweisbares Wissen halte, da Du Dich demonstrativ zu Deinem Grundsatz bekennst, grundsätzlich zu verwerfen, was Andere, "grosse Dichter", "Denker", "Päpste" zu dem Thema zu sagen haben ?

Das war eine Frage. Ich erwarte eine Antwort.


3)

RichardS:

Folglich werden wir Baldurs Schicksalbegriff erst aus seinen vielen Beispielen, die er uns bietet, ermitteln müssen.

Baldur:

mir war nicht bewusst, jeden Diskussionsbeitrag auf Dissertationsniveau liefern zu müssen

Du forderst "Wissenschaftlichkeit" ein. Sobald Du zu Recht darauf hingewisen wirst, daß die notwendige Klärung eines vielfach mißrauchten und daher mißverständlichen Begriffes aussteht, reagierst Du zickig ("Dissertationsniveau"), statt sachlich zu definieren, was Du unter Schicksal verstehst.

Mir scheint, daß Du damit verschleiern willst, daß Dir unklar ist, was der Begriff "Schicksal" für Dich bedeutet. Außer vielleicht, daß es Dir unangenehm wäre, falls es so etwas gäbe, weil das eine Einschränkung Deiner "alles-ist-möglich"-Parole wäre. Solange Du Dir nicht wenigstens diese kleine Mühe machst, muss jeder Gedankenaustausch über dieses Thema zu Mißverständnissen führen und kann über Plattitüden nicht hinausgehen. Daran bin ich nicht interessiert.

Gruß
Ulrich


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