Gottspielergleich (Schauungen & Prophezeiungen)

RichardS, Sonntag, 15.12.2013, 14:05 (vor 3794 Tagen) @ Baldur (4493 Aufrufe)

Hallo, Baldur!

„Aber damit will ich mich nicht zufrieden geben, ich suche den Türspalt, den ehrlichen Zuträger auf der anderen Seite, den Fehler im System, das Datenleck.....ich will möglichst viel selbst entscheiden.“

Weißt Du, dass es einen Fehler im „System“ gibt? Oder hoffst Du es nur?
Falls es diesen (oder weitere?) Fehler gibt und Du ihn für Dich ausnützen möchtest, um das „System“ auszuhebeln (bzw., harmloser ausgedrückt, ihm ein Schnippchen zu schlagen), dann ist das (und das soll keine Beleidigung sein) ganz schön größenwahnsinnig.

Du könntest einwenden, dass doch viele hier in diesem Forum mehr „im Voraus“ erfahren möchten, was künftig geschieht, oft aus einem naheliegenden und durchaus verständlichen Eigeninteresse heraus. Dagegen würde ich dann sagen: Das ist wohl so, aber Dein Unterfangen ist ein anderes: Du forderst – zumindest in Deinem Wunschdenken – Dein Schicksal heraus, während das gemeine Forenmitglied, sofern ich das richtig sehe, sich meist doch damit begnügt, einfach etwas weniger blind in die Zukunft zu stolpern, sofern das „System“ ihm dies im Einklang mit seinem Schicksalsstrom und dem anderer erlaubt und seine diesbezüglichen Bemühungen darum vielleicht teilweise gelegentlich belohnt. Das Unterfangen des gemeinen Forenmitglieds, zu analysieren und aus Splittern von vorab wahrgenommenen künftigen Ereignissen und Zuständen für die Allgemeinheit Relevantes herausfiltern zu wollen (und dabei dem Schrott auszuweichen, der einem bei diesen Bemühungen vor die Füße geworfen wird, vordergründig von Menschen, im Grunde aber, um bei Deinem Begriff zu bleiben, doch auch vom „System“, das uns damit alles bietet: viel Schrott und einige Körnchen und Nüsse, die nicht so leicht zu knacken sind), ist schon anmaßend genug. (Die meisten, die von einem solchen Unterfangen Kenntnis erhalten, halten es schlicht für verrückt.) Aber bei aller Anmaßung: Sie ist weit davon entfernt, gottspielergleich das, was einem bestimmt ist, außer Kraft setzen bzw. selbst bestimmen zu wollen. Es klingt paradox (und ist es wohl auch), dass Leute, die an etwas Höheres und an eine Bestimmung bis hinunter zum einzelnen Menschen glauben, dafür arbeiten, ihrer Bestimmung gerecht zu werden – da man doch sagen könnte, Bestimmungen haben es an sich, sich zu realisieren, ob einer es will oder nicht. Aber mit Paradoxien muss man leben, anders läuft es nicht in unserem Dasein.

Ich weiß, dass ich mit solchen metaphysischen Gedanken an Dir vorbei argumentiere. Ich deute sie auch nur an, um klarer herauszustellen, dass Deine vielen Beiträge hier einen solchen Hintergrund – der vielleicht für andere wichtig ist – nicht haben, nicht einmal erahnen lassen. Ich bin kein Gegner materiellen Nutzens oder der Achtung eigener Interessen. Aber für undurchführbar, vermessen und gleichzeitig insbesondere aber auch für fad halte ich es, zu glauben, nur wegen dem eigenen kleinen Leben das „System“ (und damit meinst Du ja glatt das metaphysische und nicht etwa "bloß" das vor unser aller Augen wesende Finanz-, Polit- und sonstige System in den westlichen und östlichen Hemisphären dieser Erdkugel) austricksen zu können, das zu wollen und auch nur zu glauben, es zu können. Du sprichst (siehe obiges Zitat) von „Türspalt“, „ehrlichen Zuträger auf der anderen Seite“, „Fehler im System“, „Datenleck“. Allein diese Aneinanderreihung von Worten zeigt, dass der dahinter steckende Gedanke unausgereift ist. Du siehst im – von Dir vermuteten oder erhofften – „Fehler im System“ eine Chance. Das „System“ ist also Dein Gegner (den Du besiegen willst). Gleichzeitig vermutest oder erhoffst Du Dir Komplizen – Komplizen in diesem „System“, auf der höheren Etage sozusagen, den oder die „ehrlichen Zuträger auf der anderen Seite“. Ich weiß nicht, wie Du darauf kommst, diese Dir „ehrlich“ vorzustellen. Sobald sie Dir helfen würden, den „Fehler im System“ auszunutzen, würden sie sich nicht nur von Dir instrumentalisieren lassen – sondern sich damit vor allem auch gegen das „System“ selbst stellen. Wohlgemerkt: Ich bewege mich nur in Deinem Gedankengebäude. Möchtest Du – christlich ausgedrückt (ich selber gehöre keiner Kirche an) – im Himmel die Revolution ausrufen? Den Himmel einreißen? Und warum? Deinetwegen …? (Höhere, Deinen Wünschen entgegenstehende Zwecke könnten „die ehrlichen Zuträger auf der anderen Seite“ also nicht haben?) Hast Du – über Deine eigenen erhofften Erfolgserlebnisse – rein gedankenspielerisch schon mal die Folgen reflektiert, sofern Dir und uns (und Du machst in dieser Richtung ja hier einen Propagandafeldzug) dies gelänge: dem eigenen Schicksal ein Schnippchen zu schlagen, bzw.: ein bisschen mehr Gott zu sein (was Du profaner ausdrückst: „damit will ich mich nicht zufrieden geben“; „ich will möglichst viel selbst entscheiden“).

Du entscheidest doch durchaus am laufenden Band selbst. Hier und heute und in der Vergangenheit und wohl auch noch morgen. Aber Du hättest es gerne, dass Deine Entscheidungen auf einem Vorauswissen auf allen möglichen Niederungen und Höhen Deines privaten Lebens fußten – womit Du nicht nur dem „System“, dessen Existenz Du unterstellst und das Du doch zu Deinen Gunsten aushebeln willst, ein Schnippchen schlügest, sondern uns allen, den Milliarden Menschen auf der Erde, meilenweit voraus wärst. Ein netter Tagtraum, aber eben auch fade, sofern wir uns alle damit beschäftigen sollen. Vor allem weil dieser Tagtraum nur materialistischen Kleinkram enthält, der kein allgemeines Interesse wecken kann. Und dann auch noch unreif ist.

Beleg, exemplarisch, wenn Du (mal ausnahmsweise nicht in einem Spielcasino würfelnd) schreibst:

„Leichter wurde das Ganze dadurch nicht, denn: nehmen wir an, ich will wissen, wie es in Zukunft mit einer Partnerin so läuft.

Eine fiktive Möglichkeit:
12-2013: sie noch nicht getroffen
01-2014: sie getroffen
02-2014: sie oft getroffen, habe mich verliebt, bin sehr glücklich
03-2014: wir sind unzertrennlich, Glück, Liebe, Sehnsucht, alles ist rosarot und schwebt
03-2015: wir haben geheiratet
04-2016: sie hat einen anderen
06-2016: sie will sich scheiden lassen
08-2017: ich wurde verurteilt, ihr Unterhalt zu zahlen, obwohl sie mich verliess, muss dazu mein Haus verkaufen - ich bin völlig deprimiert und hasserfüllt
oder so.

Wo soll ich mich einklinken, um eine für mich sinnvolle und zielführende Information abzugreifen?

Bei 03-2015 gibt es nur eines, Junge, mach es, gib Vollgas.
Bei 08-2017 gibt es nur eines, Junge, Finger weg!

Grmpf......denn es wird Stimmen geben, die sagen, das ist das Leben, es ist kein Ponyhof, und wir sind hier, um zu lernen und Erfahrungen zu machen.....Du kannst Dir manche Erlebnisse nicht ersparen - deckte sich dann mit der Überzeugung einer hellsichtigen Bekannten, die zur Auffassung gelangt ist, dass 97% im Leben eh feststeht und unabänderlich ist...
Aber damit will ich mich nicht zufrieden geben, ich suche den Türspalt, den ehrlichen Zuträger auf der anderen Seite, den Fehler im System, das Datenleck.....ich will möglichst viel selbst entscheiden.“

Ironie an: Wäre ich ein „ehrlicher Zuträger auf der anderen Seite“, würde ich Deiner fiktiven Partnerin in der Zukunft zutragen, und zwar rechtzeitig: „Finger weg von Baldur! Denn spätestens um ca. 2016 wird Dir, liebe Ute, klar sein, warum er Dich nicht glücklich macht!“ Ironie aus.

Im Ernst: Was Du Dir tatsächlich nicht vorstellen kannst, ist, dass es doch sein könnte, dass Du, Baldur, all das, was Du tust, erfährst und anderen im guten oder schlechten Sinn antust, neben vielem Schlechten auch sein Gutes hat – für Dich, vielleicht aber auch für andere. Deine fiktive künftige Partnerin braucht, vielleicht, den (Um)Weg über Dich, um später, vielleicht, den „Richtigen“ zu finden. Du brauchst, vielleicht, den (Um)Weg über Ute, um später, vielleicht, Dein Leben anders zu führen. Willst Du ihr, willst Du Dir diese (vielleicht zeitweise gar nicht unangenehmen) Erfahrungen nehmen, ohne die es vielleicht nie die Chance gibt, andere, für das eigene weitere Leben vielleicht wichtige Wege zu gehen, kurz: Ziele anzusteuern und zu erreichen, die Dir im Moment noch gar nicht im Kopf sind. Auch Du kannst reifen, Baldur, bist möglicherweise noch nicht vollendet. Deine obigen Gedankengänge legen es mir nahe.

Z. B. auch deshalb:

"03-2014: wir sind unzertrennlich, Glück, Liebe, Sehnsucht, alles ist rosarot und schwebt
03-2015: wir haben geheiratet“

Na, na, na. „Alles ist rosarot und schwebt.“ Wie alt bist Du?

Glaubst Du wirklich, der „ehrliche Zuträger auf der anderen Seite“ würde Dir in solchen Momenten den Rat geben:

„Bei 03-2015 gibt es nur eines, Junge, mach es, gib Vollgas.“

Hüte Dich vor Zuträgern, die Dir nicht rechtzeitig den Kopf wüschen bei solchen inneren Zuständen. (Nur dass Du in solchen Momenten nicht auf sie hören würdest.)

NeuOrest hat in seinem Beitrag sehr schöne Gedanken auf den Punkt gebracht. Versuche, die zu verstehen, setz Dich mit ihnen auseinander.

„Ich möchte noch eine Anmerkung zu den erwartenden Ergebnisqualitäten bei Zahlenspielchen anbringen:
Geschaut wird grundsätzlich nicht mit dem kleinen Anteil unserer Seele, die der planende Verstand ausmacht. Sondern mit unserem gesamten Bewusstsein, das innerlich angeregt wird, neugierig ist, tiefgreifende emotionale/seelische Erfahrungen macht und mehr.
Je mehr Beteiligung des gesamten Bewusstseins in einem Augenblick gegeben ist, desto mehr wird dieser zu einem "Fokus-Moment", der sowohl sehr klar lesbare als auch "für die Seele interessante" Informationen enthält.
Konzentriert man sich hingegen nur auf das Sehen von Lotto- oder Würfelzahlen, kommt es zu einer doppelten Einschränkung. Zum einen entsteht mangels ausreichender seelischer Gesamtbeteiligung kein starker Fokus-Moment. Zum anderen hat das in die Zukunft schauende Bewusstsein für diesen kleinen Wahrnehmungsausschnitt weder ausreichendes Interesse noch ausreichende Eingangskanäle.“

Schauen hat was, wie Du da lesen kannst, mit „tiefgreifenden emotionalen/seelischen Erfahrungen“ zu tun. Und was mit Inhalten zu tun, die entweder für einen persönlich oder für eine Allgemeinheit von erheblicher Bedeutung sind. Versuche, diese Gedanken von NeuOrest zu verstehen. Nach meinem Verständnis leitet sich aus diesen Gedanken auch ab, dass „Schauungen“ nicht im vulgären, technokratischen Sinne instrumentalisierbar sind bzw. dahingehende Versuche auf einer niederen, materialistischen Ebene klägliche Ergebnisse erweisen werden. Versuche, im EINKLANG mit den höheren Gesetzen dieser Welt (deren Existenz Du ja zu unterstellen scheinst) zu leben. Das widerspricht nicht, sich persönlich zu bemühen, im Gegenteil.

Gruß,
Richard


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