Re Ulrich (Schauungen & Prophezeiungen)

rauhnacht, Donnerstag, 02.01.2014, 13:15 (vor 3777 Tagen) @ Ulrich (4435 Aufrufe)

Hallo Ulrich,

Ja, ich denke auch, dass man unterscheiden muss und bemühe mich immer wieder für mich selbst mein Vorstellungs oder Erklärungsbild zum Schicksal klarer zu kriegen.

Ich definier mal kurz einige Begrifflichkeiten hierzu.
Wird das Schicksal rein auf naturgesetzlichen Kausalitäten ohne lenkende, ordnende Instanz zurückgeführt, nennt man das Determinismus.
Die Vorstellung, das Schicksal sei gänzlich vorherbestimmt durch die lenkende Instanz oder/und auch den Determinismus ohne die Möglichkeit daran irgend etwas ändern zu können, ist Fatalismus.

An „den Zufall“ ex nihilo glaub ich nicht. Nichts geschieht für mich ohne Ursache.
Ich bin also keine indeterministisch Gläubige.

Allerdings bin ich auch nicht wirklich Determinist oder Fatalist. Für das, was ich glaube, habe ich bislang keine gebräuchliche Bezeichnung gefunden.
Da bin ich aber nicht alleine. Die meisten Menschen matschen in ihrem Vorstellungsbild alles so ein bisschen zusammen und kommen damit auch gut klar. Mich stört das aber, ich kann bei mir über die offensichtlichen Brüche zum Fatalismus ( zu dem ich durchaus tendiere ) bedingt durch Erfahrungen und Grübeleien dann darüber, nicht einfach hin wegwischen.

„Wenn es regnet, wird man naß“ Kausalkette: Ursache und Wirkung

„Du nimmst einen Regenschirm mit“ und nennst dies freie Willensentscheidung. Ich nenn es immer noch Kausalkette. Du hast die Erfahrung gesammelt und verstanden: „ Wenn ich nicht naß werden will, nehm ich einen Regenschirm.“ Du bist glücklicher Besitzer eines Regenschirm, da war also auch schon wieder vorher eine Ursache. Es gibt überhaupt Regenschirme, wieder etwas vorher und so weiter und so weiter. Kurz: unzählige Begebenheiten, Gründe versetzen Dich überhaupt erst in die Lage, solch eine Entscheidung treffen zu können. Deine Entscheidung ist nicht frei, sondern lediglich möglich und zudem determiniert durch Deine eigenen Prägungen.
Um überhaupt bis zu diesen Punkt zu kommen, wirkte „Alles“ und doch bist Du dann schon in Deinem individuellen Schicksal.
Ich unterscheide durchaus zwischen diesem alles wird naß, aber Du mit Regenschirm nicht. Dass Du Dich aber da diesem allgemeinen Schicksal entzogen hast, ging nur, weil Du lerntest und eine Entscheidung möglich war.

Die Windböe als schicksalhaftes Ereignis: Das ist dann der Punkt, der immer so als außerhalb unseres Wirkungskreises wahrgenommen wird. Dabei ist die Windböe genauso weit außerhalb dessen wie der Regen. An beidem kannst Du doch nichts ändern, Du kannst Dich nur drauf einstellen. Wenns stürmisch wird, klapp halt den Schirm zusammen. Macht ja auch Jeder, sofern er denn die Wirkungen hierzu verstanden hat.
Ich glaube, dass eben an solchen Punkten, das Schicksal als etwas rein fremdbestimmtes empfunden wird, weil sie schlicht seltenere Ereignisse sind. Dadurch fehlt uns dann Erfahrungshorizont, Verständnis zu Wirkungsweisen und die Möglichkeit zu Entscheidungen.
(So ganz vage meine ich, dass mit pathetisch formuliert: einem verbesserten Einpendeln in die Gegebenheiten all dessen, was mich umgibt eine erhöhte Wahrnehmung einhergeht. So alls Idee, was es da zu lernen gäbe.)

Das allgemeine Schicksal oder eben Kausalketten wirkt auf das individuelle. Aber eben auch das individuelle wirkt auf das allgemeine. Beständige Wechselwirkungen, die Hin und Her fließen ;unabänderlich. Auch dies ist wieder eine Gesetzlichkeit über deren Ausmaß wir uns aber m.E. nicht ansatzweise bewusst sind.
Und damit mein ich nun NICHT, dass wir lernen sollten, den Regen oder die Windböen ab zu schaffen.;-)

Freundliche Grüße von Rauhnacht


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