Schubladen (Schauungen & Prophezeiungen)

rauhnacht, Donnerstag, 02.01.2014, 21:41 (vor 3776 Tagen) @ Ulrich (4426 Aufrufe)

Hallo Ulrich


wenn ich Dich richtig verstehe, führst Du den Inhalt meiner zweiten Schublade, also das, was ich freie Willensentscheidungen nenne, so lange in einer Kette auf irgendeine a-personale, naturgesetzliche Ursache-Wirkung-Voraussetzung zurück, um ihn dann in meine erste Schublade ("Wenn es regnet, wird man naß") umzulagern.

Nein, nicht a-personal. Du hast da schon was mit zu tun, sogar weitreichend. Ich denke, das, was Du eben bist und sich in Dir zusammengesetzt hat, hat neben den äußeren Kausalketten erhebliche Wirkung, aber eben nicht "frei".

"Es liegt genau auf der gleichen Linie wie die Ansicht des Hindus, die Welt ruhe auf einem Elefanten und der Elefant stehe auf einer Schildkröte; als man ihn fragte: 'Und was ist mit der Schildkröte?', sagte der Inder: 'Sprechen wir von etwas anderem!' "

Wie? Ich denke immer gerade ich red immerzu über die Schildkröte.


Im nächsten Abschnitt siehst Du die Windböe in meiner dritten Schublade ebenfalls falsch eingeordnet mit dem Argument: "Ich glaube, dass eben an solchen Punkten, das Schicksal als etwas rein fremdbestimmtes empfunden wird, weil sie schlicht seltenere Ereignisse sind. Dadurch fehlt uns dann Erfahrungshorizont, Verständnis zu Wirkungsweisen und die Möglichkeit zu Entscheidungen."
Jetzt also doch die "Möglichkeit zu Entscheidungen", deren Existenz Du zuvor bezweifelst, und die Du auf naturgesetzliche "Ursache-Wirkung"-Voraussetzungen zurückgeführt sehen möchtest ?

Ne,ne. Natürlich MÖGLICHKEIT zur Entscheidung nur eben nicht frei von Ursachen.

Und wenn es tatsächlich nur eine Frage der Seltenheit der Ereignisse wäre , dann wird der Begriff des Schicksals für Dich entbehrlich, sobald es gelänge, sich trotz der selteneren Ereignisse einen entsprechenden Erfahrungshorizont und die Möglichkeit zu Entscheidungen zu verschaffen ?

Dies Schicksal ist doch für mich das, was wir und alles erzeugt hat, in sofern KANN man davon überhaupt nicht frei werden.


Ich gebe zu, ich bin traumatisiert und deshalb nicht unbefangen, weil meine Socken auch immer von einer Schublade zur anderen wanderten, "gewandert wurden", mit ähnlich widersprüchlichen Argumenten. ;-)

Zwischen den Zeilen lese ich die unausgesprochene Vermutung, daß freier Wille dem Begriff Schicksal widerspricht, was mir nicht einleuchtet, wenn man die Sache so betrachtet, daß im Rahmen der naturgesetzlichen wenn-es-regnet-wird-man-naß-Kausalität (1.Schublade) Jeder jederzeit frei entscheiden kann (2.Schublade), wie er dem auf ihn zugeschnittenen Schicksal (3.Schublade) begegnet. Was ihm begegnet, und wann, das entzieht sich allerdings seinem Einfluss.

Mit Deiner Vermutung liegst Du völlig richtig. Ich denke tatsächlich, dass der Begriff „Freier Wille“ dem „Schicksal“ widerspricht, weil ich an Deine Form des „freien Willens“ nicht glaube. Und wenn es nicht so wäre, dass „die Willen, wenn auch nicht frei so doch entscheidungsfähig“ und Kausalketten das Schicksal erwirken, frage ich mich angestrengt, wo denn dann das Schicksal der dritten Schublade herkommen soll.

(Da haben wir die Sockenverwirrung! Aber ich schwör Dir, Waschmaschinen sind da noch viel rätselhafter und bar jeder Logik wie Frauen. Bei mir, und ich hab mich erkundigt, auch anderen Frauen frisst dieses sagenhafte Ding die Socken oder aber (grübel) erzeugt sich da ein Wurmloch und die landen wegen der Wirbelschwingungen in der 5. Dimensionsschublade?)

Ich glaube, dass ich nicht so sehr in personal und naturgesetzlich unterscheide. Wir stehen doch nicht außerhalb, sondern mittendrin. In allen drei Schubladen wirken dieselben Gesetzlichkeiten, wir verstehen nur lediglich die 3. am wenigsten.
Wenn die 2. Schublade die Handlungsoption bietet, ist doch nur die Frage welche Inhalte aus der 3. Schublade von Dir in die 1. umgelagert werden können. Die 3. Schublade beherbergt womöglich z.B. die Schauungen.
Wenn Du auf diesem Wege tatsächlich zu einem WAS kommst, entwickelst Du ein mögliches „Ja, wenn DAS dann kommt...... hol ich meinen Regenschirm. Und schon hast Du eine Handlungsoption gewonnen.
Ich denke, der Mensch kann in KEINER der drei Schubladen frei agieren, in jeder steht er in der Kausalkette von Ursache und Wirkung und in jeder hat er durch seine Wirkung wieder eine Wirkung. Gewichtet er im Gleichgewicht mit allem, was ihn umgibt, erzeugt er Harmonie. Das ist dies blumige „Was dem Leben dient oder hilft“. Erzeugt er Dissonanz setzt sich auch dies immer weiter fort. Ganz ohne moralischem Zeigefinger, sondern als metaphysische Gesetzlichkeit. Und eigentlich ist es da ganz wurscht WAS oder WANN ihm dann etwas begegnet. Ich denke, das üben wir täglich, klappt halt nur noch nicht so gut.

Freundliche Grüße, Rauhnacht


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