geschuldete Antwort (Schauungen & Prophezeiungen)

Baldur, Donnerstag, 26.12.2013, 16:59 (vor 3784 Tagen) @ Ulrich (4494 Aufrufe)

Hallo, Ulrich,

ich denke, es war dieser Beitrag, den es meinerseits zu beantworten gilt.
Ich wollte nicht mehr darauf eingehen, weil RichardS auf diese Thematik sichtbar allergisch reagierte und ich niemanden provozieren will.


Insofern scheint mir RichardS Diagnose - "säkularer Glaubensapostel" - treffend, zumal Dir nicht bewusst zu sein scheint, daß die Art und Weise Deines Verfechtens der "wissenschaftlichen Rationalität" fatale Ähnlichkeit hat mit der von Dir abgelehnten Argumentation von Vertretern religiöser Überzeugungen.

Sollte dies so sein, danke ich Dir für Deine Ermahnung, denn das wäre das letzte, was ich wollte.


Was, wenn der Ruf nach "wissenschaftlicher" Auseinandersetzung mit dem Thema nur symptomatischer Ausdruck des persönlichen Unvermögens ist, sich (bisher) durch persönliches Erleben eine Gewißheit im Urteil zu erwerben ?

Gewissheit im Urteil setzt eine extreme Überzeugung voraus. Ich bin betreffend dieser Schicksalsfrage weit davon entfernt, mir gewiss zu sein. Wodurch sollte eine solche Gewissheit auch erzielt werden? Wohl nur durch auffällige Erlebnisse/Ereignisse, die weit von der zu erwartenden Zufallswahrscheinlichkeit entfernt liegen.


Was, wenn die Forderung nach "Objektivität" nur symptomatischer Ausdruck dessen ist, daß man seinem eigenen, "subjektiven" Urteil nicht traut ?

Immerhin weiss ich aufgrund eigenem Erlebens, dass es eine visuelle Präkognition von Ereignissen ebenso gibt wie Hellhören, Hellwissen, Gedankenlesen und die Übermittlung von Wissen, das nur ein Verstorbener hatte. Ich habe Uri Geller nie persönlich seine Demonstrationen vorführen sehen, kann aber aus eigener Anschauung bestätigen, dass Geoffrey Boltwood mit seiner Hand einen Kompass in Bewegung setzen kann, ohne einen Magneten als Hilfsmittel zu benutzen, weil ich einen halben Meter danebenstand.
Das beantwortet aber doch die Frage nicht, in welcher Form man durch Nutzung dieser Informationsquelle sein Schicksal positiv beeinflussen kann, und wie man diese präkognitiven Fähigkeiten so verstärken könnte, dass sie nicht nur mehr planlos zufallend, sondern reproduzierbar wären.
Sollte ich keine Ergebnisse erzielen, könnte sie vielleicht jemand anders bekommen, mir geht es um die Sache.


Was, wenn die abgegriffene Redensart "Wer als Werkzeug nur einen Hammer hat, sieht in jedem Problem einen Nagel" auch hier gilt, und dem Phänomen Präkognition mit etablierten Methoden der Wissenschaft nicht beizukommen ist.

Zugestanden, eine GWUPsche Sicht der Dinge liegt mir völlig fern und ärgert mich. Aber irgendwie müssen wir doch eine Möglichkeit finden, zu erkennen, welcher Ansatz aussichtsreich sein könnte und welcher vermutlich ergebnislos bleiben wird. Ich meine, dies geht nur über die Bewertung des erzielten Verhältnisses von Treffern zu Fehlern. Über eine geeignete Versuchsanordnung. Wie die aussehen soll, darüber denke ich doch selbst erst noch nach.


Ist Dir klar, daß das einzige, was sich mit jedem wie auch immer ausfallenden Ergebnis des von Dir vorgeschlagenen Würfel-Experiments nur die Gültigkeit der Gauss'schen Normalverteilung "beweisen" lässt, daß selbst ein Ergebnis mit 100% Trefferquote nur einen "Spezialfall" deren Gültigkeit darstellt ?

Ja, das ist mir klar.
Es ist mir auch klar, dass selbst extreme Ansätze wie von Stefan Parlow (ich tippe auf vorherige Ansage hin 20x in einer Ziehung die richtigen Lottozahlen, damit ihr seht, welche Informationsquelle ich habe) zwar eindeutig beweiskräftig klingen, aber immer noch Dein 100%iger Spezialfall wären, der wissenschaftlich nichts aussagte - das Ganze wäre aber derart unwahrscheinlich, dass der Beweis wohl als erbracht gelten sollte, falls Herrn Parlow dieses gelänge.
Dies nur als Vergleich - ich nehme die Aussagen Parlows nicht ernst.
Auch würde ich nie erwarten, auch nur annähernd eine 100%-Trefferquote zu erzielen, aber bei über 60% kämen wir meiner Ansicht nach in einen Bereich, den ich als signifikant erhöht bezeichnen, und akzeptieren würde.


Wie auch immer Deine Experimente im Casino verlaufen, Sie werden sich, in Relation zur Häufigkeit der Versuche, exakt in den Schranken der 3-Sigma-Abweichung bewegen, es kann nicht anders sein.

Sagt die Wissenschaft. Das weiss ich. Ob es nicht anders sein kann, bezweifle ich derzeit noch, aber ohne den Beweis dafür antreten zu können.


Als ich vor Jahren selbst in Wiessee eine Zahlen-Liste schrieb, um für etwas Kurzweil während einer anderen langweiligen Untersuchung zu sorgen, zeigte sich schnell, daß sich nicht Zahlen ankündigten, die dann fielen, sondern regelmäßig die, auf die ein hektischer Spieler wenige Augenblicke später im letzten Moment, meist nach bereits abgesagtem Einsatz, durch den Croupier setzen liess, und die - wie zu erwarten - in 97% der Fälle nicht kam. Woraus ich schliesse, daß der "mentale Müll" sich am leichtesten im präkognitiven Netz verfängt.

Diese Beobachtungen/Erfahrungen (Aufschnappen von fremden Gedanken) konnte ich auch selbst machen. Aber eben nicht nur. Mein Beispiel des Chinesen, der es anders machte, habe ich ja schon zum Besten gegeben. Der pflasterte nicht, sondern ging gezielt zu einem Tisch, an dem niemand anders spielte, legte nur einen 100-Euro-Jeton auf die 34, die 34 fiel, er freute sich auf stille Weise, und ging wieder.
So etwas beeindruckt mich derart, dass ich das nicht einfach ignorieren und zur Tagesordnung übergehen kann. Ich will dann schon wissen, was dahintersteckt. Zufall? Schicksal? Präkognition?


Wenn ich, zu einer nach astrologischen Kriterien gewählten Uhrzeit 3 x 6 Lottozahlen getippt habe, und wenige Wochen später wurden 1 x 6 davon als 5er mit Zusatzzahl gezogen, dann weiss ich zwar, daß dieses Ergebnis bei einer Wahrscheinlichkeit von 1:87399 (für die einzelne Ziehung) "signifikant" war, um bei Deinem Jargon zu bleiben, ganz zu schweigen von der erheblich vom Durchschnittwert abweichenden Auszahlungsquote der betreffenden Ziehung, aber das ist weit davon entfernt, ein "Beweis" für die Gültigkeit astrologischer Methoden zu sein,

gut, dann sind die Anforderungen für einen wissenschaftlichen Beweis falsch gewählt, oder der Begriff Beweis ist hier tatsächlich unbrauchbar. Denn ein solchen Treffer schlicht zu ignorieren, wäre nach meinem Dafürhalten ignorant.

Sind die vom Waldviertler geschauten, eingestürzten Wolkenkratzer nun bereits durch den WTC-Fall eingetreten, oder stehen sie noch aus? Ich masse mir darüber kein Urteil an, ich weiss es nicht. Bei Zahlen während des Versuchs wüsste man es aber.


und wer "Schicksal" für eine prägende Kraft hält, könnte unwiderlegbar und schlüssig argumentieren, daß, wenn der Zeitpunkt für einen Lottogewinn tatsächlich im Horoskop zu ermitteln gewesen sei, es nicht der Astrologie bedurft haben KANN, um diese Gelegenheit auch wahrzunehmen, weil dies wiederum die Gültigkeit astrologischer Methoden widerlegen würde, da ja die Mehrheit der einen Gewinn erzielenden Spieler ohne die Anwendung solcher Methoden auskommt.

hm...............da die Mehrheit der einen Gewinn erzielenden Spieler aber keine Astrologie benutzt, ist auch nicht feststellbar, ob sie nicht ohne ihr Wissen während einer besonders geeigneten Konstellation getippt haben....das überzeugte mich also nicht.

(Trotzdem gäbe es Ansätze zu Forschungen, weil es Leute geben soll, die sogar zweimal einen Volltreffer im Leben landeten, das würde ich allemal als signifikantes Ereignis bezeichnen.)


Soll heissen, ich unterstelle, daß die von Dir favorisierte Herangehensweise unweigerlich zu Epimenides führt, dem Kreter der sagte: "Alle Kreter sind Lügner", oder zu dem Friseur, der allen die Haare schneidet, die sich nicht selbst die Haare schneiden.
Und den sicheren Instinkt, die Gewissheit des subjektiven Urteils, tauscht man ein gegen einen blassen Doppelblindversuch mit signifikantem Ergebnis.

Dann werde ich künftig den Begriff Beweis vermeiden. Ich formuliere statt dessen um: wenn es gelingt, eine Verdichtung von Trefferereignissen zu erreichen, die deutlich über der theoretischen Verteilung liegen, beispielsweise statt 50:50 dann 60:40, sollten wir das als Indiz dafür nehmen, am eingeschlagenen Weg fortzufahren, selbst wenn das Ergebnis immer noch in der Glockenkurve liegt. Wir sollten mit Training aufhören, wenn wir schlechter liegen, weil es dann offensichtlich nicht abrufbar ist, sondern ein Phänomen bliebe, das sich unserer Initiative entzöge.


Ich halte es für wünschenswert, sich beim Umgang mit Prämissen der "Wissenschaft" den gleichen ketzerischen Zweifel zu bewahren, wie mit anderen etablierten religiösen Überzeugungen auch.

Mit dem Begriff "wissenschaftlich" habe ich mich klar auf dünnes Glatteis begeben und bin eingebrochen. Dies bitte ich zu entschuldigen.
In der Sache selbst aber sind wir damit noch kein Stück vorangekommen....

Beste Grüsse vom Baldur


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