also dann mal Klartext (Schauungen & Prophezeiungen)

Baldur, Mittwoch, 25.12.2013, 16:29 (vor 3785 Tagen) @ RichardS (4752 Aufrufe)
bearbeitet von Baldur, Mittwoch, 25.12.2013, 16:38

Hallo, RichardS,

Zu Baldurs Frage "das Schicksal hinnehmen oder es herausfordern?":

1) die Vorstellung, so etwas wie eine das Leben des einzelnen Menschen oder ganzer Völker beeinflussende Schicksalmacht könnte existieren und wirken, entweder schlicht verneint .. oder "Schicksal" höchstens noch als

---> dazu ist festzuhalten, jede/r hat dazu eine Meinung, vielleicht einen Glauben, aber niemand kann beweisen, dass es den Pumuckl nicht gibt - wir wissen es einfach nicht, ob ein Gruppen- oder Einzelschicksal existiert und von vorn herein festgeschrieben ist, oder ob es einen Handlungsrahmen gibt und Abweichungen möglich sind, oder ob alles völlig zufällig oder chaotisch verläuft.
Wir können lediglich durch diverse Beobachtungen und Erlebnisse langsam ein Bild herausformen. Auch das ist noch immer kein Beweis, und alle Ansichten sind daher absolut gleichberechtigt - wir müssen sie ja nicht übernehmen.

2) > dass Baldur, der Ketzer, glaubt! Zumindest an etwas, was er selber für "Schicksal" hält.

---->wieso sollte ich nicht? Es gibt genügend Hinweise auf Informationsübermittlung aus einer unsichtbaren Dimension, beispielsweise Warnungen von Soldaten zu Kriegszeiten durch das Erscheinen verstorbener Angehöriger im Feld.

Es bleibt aber unbeantwortet, ob diese sich zeigen (sollen/müssen), weil es zum Schicksal gehört, den Tod dort und dann abzuwenden, oder ob sie sich zeigen können/dürfen, und es sich um eine selbständige, eigenmächtige Entscheidung dieser Jenseitigen handelt. Das alles wissen wir doch nicht.


3) > Er tritt zum Kampf gegen das "Schicksal" an, hier wieder ganz Ketzer wie wir ihn kennen, um es zu besiegen (Stichworte: nicht "hinnehmen", sondern "herausfordern").

----->wenn das individuelle Schicksal nicht von vorn herein feststeht (gäbe es dann überhaupt noch so etwas wie Schuld und Verantwortung, wenn es keine Entscheidungsfreiheit mehr gibt?), ist es doch legitim, Verbesserungen nach eigenem Gusto anzustreben, die Fahrspur zu wechseln, von der Hauptströmung des kollektiven Schicksalstromes an den Rand zu wechseln.

Detlef meinte vermutlich gleiches, als er schrieb: ein gesunder Egoismus ist die Grundlage von Überlebenswillen und Überlebensfaehigkeit.

4) > Leider erklärt Baldur weder sich noch uns, was er unter jenem von ihm zu bekämpfenden Wirkprinzip, welches er sich denkt, versteht. Dafür ist er nicht "Forscher" genug.

-----> ich kann doch kein Ergebnis liefern, bevor ich begonnen habe.


5) > Folglich werden wir Baldurs Schicksalbegriff erst aus seinen vielen Beispielen, die er uns bietet, ermitteln müssen.

----> mir war nicht bewusst, jeden Diskussionsbeitrag auf Dissertationsniveau liefern zu müssen

6) > geht es beim "Schicksal" um eine "höhere" Macht. Noch dazu um eine, auf die der Mensch keinen Einfluss hat! Die aber ihrerseits (den) Menschen bestimmen, lenken, beeinflussen soll - sogar entscheidend! Dass das für den modernen Menschen westlicher Prägung starker, unakzeptabler Tobak ist und ganz sicher auch dessen Gerechtigkeitsempfinden verletzt, versteht sich von selbst.

-----> man kann selbstverständlich gedanklich etwas konstruieren, das den Beifall der Mehrheit findet. Oder gewisser Intellektueller. Oder gewisser Religionsführer und deren Gläubigen. Vermutlich entspringt dies dem Wunschdenken nach ausgleichender Gerechtigkeit.
Aber ich halte nochmals fest: es gibt für keine einzige Variante davon einen Beweis. Alle Vorstellungen sind daher gleichwertig und allesamt unbewiesen.

In der Forschung muss das Ergebnis von vorn herein offen sein. Schliesse ich ein Teilspektrum als Ergebnismöglichkeit aus, handle ich nicht mehr objektiv.
Ich bekenne mich dazu, selbst nicht hinreichend objektiv nach allen Seiten zu sein, da ich bestimmte religiöse Vorstellungen als völlig unglaublich ausklammere und für unmöglich, weil unsinnig halte. Das sollte aber meine Objektivität im Rahmen der ursprünglichen Fragestellung (Verbesserung der Präkognition von künftigen Ereignissen und deren Zeitpunkt durch Übungen) nicht in Mitleidenschaft ziehen, da es um die Ereignisse selbst geht (z.B. Hunger, Funkenregen?) und nicht um deren willentliche Verursachung einer höheren Wesenheit.


7) > Vermutlich wird auch Baldur nicht behaupten wollen, dass eine "höhere Macht... sich "herausfordern" lässt - Warum er die Idee eines "Schicksals" dann aber nicht schlicht und einfach für Blödsinn erklärt, kann ich nicht sagen.

------>gäbe es ein in Stein gemeisseltes Einzelschicksal, wäre jegliche Initiative, sich dagegen aufzulehnen, sinnlos. Aber genau das steht ja gar nicht fest. Ich habe von genügend schicksalshaften Ereignissen gehört/gelesen, und sie selbst erlebt, dass ich davon ausgehe, es gibt jenseitige Wirkkräfte. Also kann ich diese noch nicht verneinen. Ich kann auch nicht bejahen, dass das ganze Leben im Detail vorbestimmt sein kann. Ich vermute die Wahrheit irgendwo dazwischen.

Wenn es einen vorgegebenen Lebensplan gäbe, wissen wir nicht, ob er automatisch zustande kommt (Karma), oder durch Dekret einer höheren Wesenheit, oder ob wir uns das selbst aussuchen, bevor wir inkarniert werden, oder wodurch auch immer.
Wir wissen nicht, ob 100% feststehen, oder 95%, oder 50%, oder 10%.
Wir wissen nicht, ob wir alleine an den Stellschrauben drehen dürfen, oder ob wir Helfer haben, und diese bitten können.

Ich weiss aber, dass sich nichts in eine andere Richtung bewegt, als der kollektive Schicksalsstrom des Heimatdorfes und seiner Einwohnenden, wenn man selbst nicht dazu den Anfang setzt und sich auf den Weg macht (beispielsweise, eine Sprache zu lernen, einen Beruf, oder, indem man auswandert).

Es hat schon seinen Grund, wieso die sprichwörtliche nordafrikanische Gottergebenheit und eine wirtschaftliche Unterentwicklung räumlich zusammentreffen.


8) > Schicksal ist in Baldurs Kopf durch und durch negativ besetzt...die Idee des "Schicksals" selber eine derart einseitig negative Besetzung nicht beinhaltet. ....dass das Wort "Schicksal" einem Menschen nicht unbedingt gleich einen Schauer über den unbeugsamen Rücken jagen muss.

----->es liegt doch in der Natur der Sache, dass sich niemand über ein wohlmeinendes Schicksal beklagt, und das nicht ändern möchte. Änderungsabsicht habe ich doch nur in Bereichen, die mir missfallen.
Klar ist das Argument, ich wüsste doch erst hinterher, ob etwas gut oder schlecht war, beachtenswert.
Wenn ich mich aber bemühe, den Ausgang präkognitiv zu erkennen, ist das die logische Erklärung. Darum geht es doch.

Mir täten ein paar Wochen Fasten bestimmt gut, aber ich möchte eben nicht gezwungen sein, diese wie alle anderen auch durchzumachen, weil mir keine andere Wahl bleibt, da es nichts mehr zu essen gibt. (Bezug zum Forumsthema)

9) > Meine Rede vom "Schicksalsstrom" in einem früheren Beitrag, die Baldur aufgreift, gerät ihm in seiner isolierten, einseitig negativ verzerrten Sicht dagegen zur bloßen Worthülse.

----->nimm mal eine Verwandte von mir, wir nannten sie Tante Tilly. In kargen Verhältnissen aufgewachsen, tat sie stets ihre Pflicht der treusorgenden Frau und Mutter. Sie hatten drei Kinder. Ein Sohn starb bei einem Autounfall, die kleine Tochter wurde vor dem Haus von der Müllabfuhr überrollt und starb. Auch der zweite Sohn erkrankte an Leukämie und starb, bevor er 40 war. Tante Tilly war dafür bekannt, nie ein Lächeln zu zeigen - sie hatte jeglichen Humor verloren und haderte mit ihrem Schicksal. Bevor sie ihrem letzten Kind ins Grab schauen musste, schluckte sie alle Tabletten auf einmal, die ihr ihre Krankheiten ins Haus gebracht hatten. Sie war kein böser Mensch, der solches quasi verdient oder angezogen hätte.
Ja, das ist für mich der typische Begriff des Schicksals.
Ich werde das künftig beachten und den Begriff als gutes oder schlechtes Schicksal bezeichnen.
Wobei ich mir durchaus im Klaren bin, dass sich der schmerzhafte Beinbruch eines jungen Mannes, der ihn vor der Einberufung schützt, doch als segensreich erweisen kann. Siehe oben zum Thema "Ausgang kennen".


10) > transzendente Klammer des Lebens - nur weil ein Mensch sich zur Wehr setzt, setzt er sich noch lange nicht gegen sein Schicksal zur Wehr - sondern eben immer noch "nur" gegen eben diese konkrete irdische Macht! Wie auch jede irdische Macht - ihrerseits einem Schicksal untergeordnet ist .

----->über diesen vielschichten Hinweis muss ich noch nachdenken und komme darauf zurück.

11) > In den Handlungen und Entscheidungen (und den Konsequenzen, die sie zeitigen) vollzieht sich Baldurs Schicksal.

----->diese Handlungen und Entscheidungen werden aber aufgrund eines bestimmten Wissensstands zu Beginn getroffen. Gelänge es, diesen Wissensstand präkognitiv auszuweiten, eventuell sogar die Konsequenzen vorab zu verwerten, ergäben sich mitunter ganz andere Handlungen und Entscheidungen.

Das ist der Kern meines Gedankens. Das Schicksal vollzieht sich dann unter Einbezug/unter Vermeidung bestimmter Ereignisse und Konsequenzen.

12)

"Das Schicksal ereilt uns oft auf den Wegen, die man eingeschlagen hat, um ihm zu entgehen." (Jean de La Fontaine)

----->Das kann sein, oder auch nicht - denn es ist nur ein philosophischer Gedanke - Tatsache ist, wir wissen es nicht . Wenn es oft so ist, ist es nicht immer so, nur manchmal also, häufig vielleicht, doch keineswegs immer - also ist der Aussagewert dieses Zitats null.


13)

Wer mit diesem Gedanken etwas anfangen kann, wird auch verstehen, dass Baldurs Ausgangsfrage "das Schicksal hinnehmen oder es herausfordern?" Unsinn ist.

------>Keineswegs. Wenn Schicksal nur die Menge aller Entscheidungen und deren Konsequenzen wäre, und wenn ich diese Entscheidungen durch präkognitiven Zugang zu deren Konsequenzen anders=besser bewerten könnte, wäre das Schicksal im Vergleich zum passiven Blindflug optimiert.

14) Schicksal vollzieht sich im Handeln.

--->und wenn ich das Handeln anders gestalte, als ohne Präkognition, vollziehe ich ein geändertes Schicksal im Vergleich zum Passiven Geschehenlassen.

15) "Der Ziellose erleidet sein Schicksal - der Zielbewusste gestaltet es." (Immanuel Kant)

------>mein Opa gestaltete sein Schicksal auch zielbewusst. Um als Angehöriger der Einberufungsbehörde nicht als Drückeberger zu gelten, meldete er sich pflichtbewusst freiwillig an die Ostfront, zusammen mit seinen Nachbarn und Freunden, die er einzuberufen hatte. Dort erlitt er sein gestaltetes Schicksal gemeinsam mit allen anderen, die es nicht gestalten konnten. War das jetzt schon wieder abschätzig-negativ? Ja, im Ernst, was soll es denn auch sonst sein?

Worthülsen aus Philosophenmund und aus einer schwärmerisch-verklärenden Epoche bringen uns nicht wirklich weiter.

16) > Niemand muss sich von Baldur einreden lassen, Schicksal anders zu verstehen.

---->und niemand sollte sich von klugen Sätzen verstorbener Intellektueller davon abhalten lassen, sich eigene Gedanken zu machen, und Begriffe/Definitionen/Weltbilder und Co. zu hinterfragen, wenn deren Angebot nicht wirklich befriedigt.

Beste Grüsse vom Baldur


Gesamter Strang: