Re Taurec (Freie Themen)

dziamdzia, Dienstag, 06.11.2018, 23:41 (vor 1997 Tagen) @ Taurec (2761 Aufrufe)

Grüß Gott,

"Er hat nicht das Geld an sich "verteufelt", sondern die Geldschöpfung aus dem Nichts.
Das ist etwas gänzlich anderes."

Dann verrate mal wie man Geld anders schöpfen könne als aus dem Nichts. Ich bin gespannt.

"Erst die "Schuldknechtschaft" per Zins, der forcierte Zwang, zu wirtschaften und Mehrwehrt zu generieren, hat den nötigen Druck erzeugt, um die Maschinenwelt entstehen zu lassen"

Bitte die Beiträge genau lesen, auf die man antwortet! Ich habe biologisch-physikalisch argumentiert, dass dieser Zwang bzw. Druck in unserem Dasein als biologisches Wesen begründet ist und nichts mit Zins oder Geld zu tun hat. Der Zwang zu wirtschaften liegt in uns selbst begründet, weil wir von Luft und Liebe nunmal nicht leben können, sondern permanent chemische Energie in Form von Nahrung aufnehmen müssen um uns zu erhalten. Die Maschinenwelt entstand und entsteht, weil die dafür notwendigen Vorgänge lästig mühevoll und stupide sind, und wir unsere Zeit lieber mit anderen Dingen verbringen.

Warum der Zins keine Knechtschaft ist sondern simple GERECHTIGKEIT habe ich schon erläutert.

"Wie ich in meinem letzten Beitrag und schon vielfach zuvor anklingen ließ, ist "Fortschritt" mitnichten eine per se gute und wünschenswerte Angelegenheit."

Fortschritt findet statt, seit es Menschen gibt, und er kehrt sich auch nicht mehr um. Ob Du den Fortschritt gut findest ist völlig irrelevant.

"Er entfremdet den Menschen von seiner Natur und seiner Anbindung an das Transzendente. "

Was für eine undankbare und ignorante Aussage. Wenn Du bibbernd in der Höhle hocken würdest, in ein paar stinkende Felle geworfen, und auf ein paar kargen Knochen rumnagen müsstest: Wo wären wohl Deine fein-geistigen Gedanken über Fortschritt und Transzendenz? Der technische Fortschritt hat doch den Menschen überhaupt erst aus seinem tierhaften Überlebenskampf
insoweit befreit, dass er überhaupt die Möglichkeit hat, sich über andere Dinge Gedanken zu machen als über die Frage womit er sich als nächstes den Hunger vertreiben kann. Meinst Du die armen Teufel, die etwa in Liberia in einem Slum leben müssen, wären transzendenter als wir "Zivilisationskranken" weil es ihnen an Zivilisation und Technik und Fortschritt mangelt.

Wenn ich an "Zivilisationskrankheit" denke, dann fällt mir primär die sich im Westen breitmachende Undankbarkeit und Ignoranz gegenüber dem eigenen technischen Fortschritt ein, der in naiver Verklärung einer nie real existiert habenden Vergangenheit verdächtigt und kritisiert wird. Eine Kritik wohlgemerkt, die nur Menschen mit sattem Bauch einfällt.

"Die Verhältnisse haben sich längst derart verkehrt, daß der Mensch der Technik und dem Gelde dient."

Eine bloße Verklärung, weiter nichts, denn vor einigen hundert Jahren hättest Du beklagt, dass der Mensch bloß der Landwirtschaft, dem Getreide und dem Vieh dient. Denn so war das damals, von früh bis spät. War das besser? Ist es transzendenter, von 5:00 morgens bis 21:00 abends Kuhmist zu schaufeln, Kartoffeln aus der Erde zu kratzen, Unkraut zu jäten oder Heu zu machen als auf einer Tastatur zu tippen oder einen Roboter zu programmieren?

"Er [der Mensch] ist in seiner Lebensart entsprechend nach unten, auf die Materie, ihre Heranschaffung, Umwandlung, Verbreitung und Verbrauch ausgerichtet. "

Ja, so ist er, der Mensch. Und so war er immer. Weil er ein biologisches Wesen ist mit den entsprechenden materiellen Bedürfnissen. Die wahre Befreiung des Menschen IST die Technik, weil er sich mit ihr über ein Dasein hinausentwickeln kann, was sich tier-haft von morgens mit abends nur mit der Befüllung des Verdauungsapparats, mit Parasiten wie Flöhen, Würmern und Läusen, mit Krankheiten und juckenden Infektionen sowie dem allnächtlichen Vermeiden des Erfrierungstods beschäftigt.
Ohne Technik wären wir genauso geschundene Kreaturen wie die Wildtiere. Und die Technik fing an, als der erste Stein gespitzt und an einen Stock gebunden wurde. Von dort bis zum Computer trieb den Menschen stets nur eins an: Sich den mühsamen Überlebenskampf vereinfachen. Der Höhlenmensch freut sich, dass er dank seines Speers das Wild nicht mehr mit bloßen Händen fangen musste. Und Konrad Zuse war froh, dass er sich dank seines Computers nicht mehr tagelang die Finger wund schreiben musste beim Lösen von Integralen.
Das mag Dir absurd erscheinen, aber für mich ist es dasselbe, nur auf einer anderen "höheren" Ebene: der Wunsch des Menschen, sich das mühsame materielle Dasein zu erleichtern, schafft Technik.

"Es ist daher durchaus gerechtfertigt, diese Art des Geldes als Übel zu betrachten"

Welche Art ist ein Übel und vor allem: welche ist es dann nicht?

"Sieht man sich die auch im Vergleich zu heute geringeren Arbeitszeiten und das geringere Steuerhöhe im Mittelalter an und bedenkt die Tatsache, daß der Mensch im Rahmen seiner alltäglichen Verrichtungen im Wesentlichen sein eigener Chef war"

Die ausufernden Kosten des Staatswesens mögen eine Besonderheit der demokratischen Staaten sein, in denen es a.) keine Kraft gibt die stark genug wäre, den Augisstall auszumisten und b.) jedes an-die-Macht-kommen nur möglich ist durch Seilschafen, deren Mitstreiter mit Pöstchen belohnt werden müssen die für ihre Feunde dann wiederum neue Pöstchen schaffen und c.) einen allgemeinen moralischen Verfall, der sich im Staatswesen an den prall gefüllten Steuertrögen auf besonders rücksichtslose Weise ausleben darf.
Die unverschämt hohe Besteuerung hat m.E. nichts mit unserem Fortschritt zu tun sondern schlicht mit der Tatsache, dass wir demokratische Staaten haben.
Wenn ich recht informiert bin liegt die Einkommenssteuer in Hongkong in etwa bei den von Dir erwähnten 10% - trotz Hochtechnologie.

""Wenn ich mich recht entsinne, gab es bei uns lange Zeit Zinsverbot, welches im ausgehenden Mittelalter gelockert wurde, so daß die Zinsen zwischen 5 und 10 Prozent lagen, unabhängig von
Deinen lediglich behaupteten Risikos (vgl. Zinsverbot)"


Das gab es, und ebenso zahlreiche Tricks um es zu umgehen. Aber da Du Spekulationen über die Vergangenheit ja nicht magst, schau doch einfach in die Gegenwart. In der islamischen Welt gilt das Zinsverbot noch. Lies doch mal nach, wie das praktisch geht. Die islamischen Banken leben also im Gegensatz zu den westlichen also nicht von den Zinsen. Sie leben aber auch nicht allein von Allah's Güte. Vielmehr hat man den Zins einfach versteckt. Er heißt Gebühr oder Dividende, oder er versteckt sich in Sachdarlehen indem etwa die Bank Dir ein Auto finanziert, indem Du es auf Ziel kaufst (z.B. Zahlungsziel in 6 Monaten) und es der Bank dann zur Fälligkeit zu einem geringeren Preis wieder verkaufst. Die Differenz ist ein Zins. Sie heißt nur nicht Zins, und das reicht um die Sharia-Lobotomisierten zufrieden zu stellen, es ist dann nach islamischem Recht ein zinsloses Bankgeschäft.
So ging es im Mittelalter wohl auch zu, da hieß der Zins dann auch "Gebühr" oder "Interesse" um die stumpfsinnigeren Teile des Klerus zufrieden zu stellen.

""Es war die Rede von freien Bürgern, was meines Erachtens den freien Einzelnen meint, der stets über sich selbst bestimmt, repräsentiert durch das (heute eingeschränkte bzw. abgeschaffte) Recht des Waffenbesitzes und des Führens in der Öffentlichkeit.""

Ich kenne niemanden, der über sich selbst bestimmt. Das sind für mich infantile Phantasien, weiter nichts. Jeder unterliegt mannigfaltigen Zwängen und kein Leben ist frei. Die Frage ist nur, ob er sich das eingesteht. Oder ob er seine Illusion der Selbstbestimmung auch noch meint mit einer Waffe in der Jacke verstärken zu müssen. Aber bitte nicht falsch verstehen: ich bin bedingungslos für ein Recht auf Waffenbesitz, nur hat das nichts mit Selbstbestimmung zu tun. Wer eine Waffe trägt, kann sich damit u.U. einer Fremdbestimmung erwehren. Selbstbestimmt ist er noch lange nicht.

Grüße,
dziamdia


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