Nicht zufällig (Freie Themen)

Ranma, Samstag, 03.11.2018, 05:15 (vor 1963 Tagen) @ dziamdzia (2941 Aufrufe)

Hallo!

Natürlich gibt es Zyklen und Herr Armstrong hat mit seinen 1000*PI Tagen = 8.6 Jahren einen Zyklus gefunden der - zufällig oder nicht - ganz gut auf vergangene Krisen passt.

Das wäre schon ein äußerst merkwürdiger Zufall. 8,6 Jahre sind ein Lilith-Umlauf. Den habe ich zwar noch von keinem Börsenastrologen berücksichtigt gesehen, aber gerade in dieser Unvoreingenommenheit liegt der Vorteil des Socrates-Computerprogramms.

Aber die Crashs 2000 oder 2008 haben ja auch nicht zu einem Zusammenbruch geführt.

Obwohl ich den damals erwartet hatte. Wiederhole ich also nur einen alten Fehler? War 2008 bis 2010 nicht schon schlimmer als 2000? Unser Finanzsystem ist so aufgebaut, daß es sich selbst vernichten muß. Bisher wird herumgetrickst, aber das kann nicht ewig so weitergehen.

Sie wurden nur medial so hochgekocht. Während uns 2008, 2009 und 2010 permanent von der bevorstehenden Finanz-Apokalypse erzählt wurde, haben die Bauern weiter ihre Ernte eingefahren, die Industrie weiter ihre Autos und Maschinen gebaut. Krisen sind schlicht und einfach normal, und trotz Weltkriegen, Wirtschaftskrisen und Staatspleiten geht es unter'm Strich kontinuierlich bergauf was den Wohlstand der Menschheit angeht.

Krisen werden von jenen, die sie durchschauen (weil sie die mitverursachen), gerne mal zur Umverteilung mitgenommen. Kriege gehören in der Aufzählung nicht auf die gleiche Seite. Kriege sind der Grund dafür, warum es insgesamt aufwärts geht. Deshalb geht es bei uns schon lange nicht mehr aufwärts. Bereits die Notwendigkeit der Kriege ist ein so perverser Zustand, daß man sich nur ein Ende unseres Systems wünschen kann.

Es scheint nur so zu sein, dass dem Westen seine selbst-geschaffene Wohlstands-Maschinerie unheimlich wird. Paradoxerweise macht die Technologie das Leben immer sicherer, vorhersagbarer und angenehmer, bedingt aber durch eine ständig wachsende Komplexität, dass die gefühlte Sicherheit permanent abnimmt. Der Westeuropäer gruselt sich vor Kapitalmärkten, chemischer Industrie, Autoabgasen und Kraftwerken, Gentechnik und industrieller Landwirtschaft und sehnt sich zurück in die gute alte Zeit, als man mit dem Pferd den Acker gepflügt hat und jeder noch so dumme Bauer wenigstens das Gefühl haben konnte, das System begreifen, verstehen und damit kontrollieren zu können. Damals war aber nichts besser, es war nichts sicherer oder vorhersagbarer, allenfalls war vorhersagbar dass man wesentlich früher an irgendeiner Krankheit verrecken würde als heute und dass man regelmäßig aufgrund zufälliger Einflüsse hungern musste.

Das ist ein rein mentales Problem, was den Westen in eine Dauer-Depression und negative Erwartungshaltung führt. Die Bevölkerungen der Schwellen- und Entwicklungsländer haben diese Neurose nicht, denn ihnen fehlt die jahrzehntelange Wohlstands-Dekadenz, aus der heraus wir wir im Westen unsere vor-industrielle Vergangenheit verklären und permanent die Basis unseres Wohlstands verdächtigen und angreifen.

Diese neurotische Grundhaltung sollte man immer mit bedenken, wenn man eine der unzähligen Untergangs- und Crash-Phantasien westlicher "Experten" liest. Hier schwingt einfach eine apokalyptische Grundhaltung des "das kann doch nicht mehr gut gehen!" mit, die sich dann die passenden Grafiken von Verschuldung, Wirtschaftszyklen oder Kapitalmarktbewertungen sucht, um dann eine rationale Begründung für das *gefühlt drohende* Unheil zu finden.

Nun gut, das ist wahrscheinlich so. Aber ohne die Erwartungshaltung, daß sich bald und gründlich etwas ändert, wären wohl nur sehr wenige Leute hier auf diesem Forum.

Ich sage nicht dass es nicht in 1-2 Jahren eine schwere Krise geben könnte. Viel spricht dafür. Aber während man sich im Westen dann wieder in Panik ein-scheißen wird ob des nun endgültigen Total-Zusammenbruchs und links-populistische Schwätzer wieder begeistert feststellen werden, dass nun aber wirklich Schluss sein müsse mit dem ungerechten Kapitalismus, den Banken und bösen Konzernen, werden Menschen anders wo dankbar sein für jede in ihrem Land gehandelte Aktie, jede Bank, jede rauchende Fabrik, jedes verlegte Wasserrohr, jede Tonne verstreuten Dünger und jedes stinkende Auto das fährt. Während der Westen in depressiver Selbstverachtung und äußerster Undankbarkeit (mit der er sich auch noch in eitlem moralischen Dünkel schmückt - was sind alle die Klima- Umwelt- und Kapitalismus- Besorgten nicht für überaus anständige und verantwortungsbewusste Menschen!) die Basis seines Wohlstands mit Füßen tritt, wird man anderswo begeistert die Segnungen von Technik und Kapitalismus annehmen und froh sein, in Hülle und Fülle essen und trinken zu können. In deutschen Großstädten werden derweil magere 60-jährige hoch-moralische Fahrradfahrer in aus Plastikabfällen selbstgestrickten Pullovern ob dieses primitiven Materialismus angeekelt die Nase rümpfen und dabei ihre veganen Körner kauend das Klima retten.

Was anderswo passiert, das ist immer interessant. Nur betrifft uns das nicht direkt. Auch die meisten der Leute (mich eingeschlossen), die sich ab und zu mal für die Börse interessieren, werden dort nie auch nur einen Cent investieren. Dafür haben wir schlicht nicht genügend übrig. Wir interessieren uns deshalb für die Börse, weil sie ein Indikator dafür ist, was in der Welt vor sich geht. Eigentlich ist auch das eine Perversion, die nahelegt, daß sich das System dringend ändern sollte.

Übrigens war der Crash 2000 doch eher 2001 und danach überzogen die USA Afghanistan und den Irak mit Krieg und veröffentlichten eine Liste sogenannter Schurkenstaaten, die sie sich auch noch vorknöpfen wollten. Schon 2008 provozierte Georgien, als Schoßhund der USA, Russland mit dem Artilleriebeschuß Südossetiens. Nach dem Crash begannen dann die Kriege in der Ukraine, Libyen und Syrien. Nach einem weiterem Crash sind weitere Kriege zu erwarten. Wo werden die stattfinden?

Gruß,
Ranma


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