Welchen Sinn haben die Alternativwährungen? (Freie Themen)

Ranma, Sonntag, 11.11.2018, 09:08 (vor 1955 Tagen) @ dziamdzia (2530 Aufrufe)

Hallo!

Aus diesem bewährten MUSTER könnte man leicht Alternativ-Währungen entwickeln, die faktisch als Noten umlaufen. Ich jedenfalls würde solche "Noten" von Firmen wie SAP, Siemens, Daimler oder BMW etc akzeptieren (ankaufen)

Das kann man zwar machen, aber man kann auch gleich Euro nehmen. Das wäre das Gleiche in weniger umständlich.

Da gibt es nur ein Problem.
Wer die letzten Monate nicht in einer Höhle gelebt hat, weiß in welchen Schwierigkeiten die deutsche Auto-Industrie steckt. Bis auf Ford und Tesla ist in den USA bislang jeder Autohersteller schon mal zahlungsunfähig gewesen; eine Liste untergegangener Unternehmen habe ich unten Interesse-halber angehangen.
Allgemein hast Du mit SAP und Daimler zwei der sich wohl am heftigsten kannibalisierenden Branchen gefunden (IT & Automotive), in der wenige übrig gebliebene Unternehmen auf einem Friedhof von aber-tausenden untergegangenen Konkurrenten um ihr Überleben kämpfen.

Wenn du schon ein alternatives Wirtschaftssystem entwickeln willst, dann doch besser gleich eines, in dem die Unternehmen nicht reihenweise untergehen.

Darin liegt in unserem Wirtschaftssystem doch das eigentliche Problem: Ohne Unternehmen keine Löhne, ohne Löhne kein Konsum und keine Steuern und Abgaben auf die Löhne, ohne Konsum auch keine indirekten Steuern und Abgaben, also keine Staatseinnahmen und daher auch keine Ausgaben für staatliche Aufgaben. Der Staat spart sich kaputt, die Leute verarmen und die Politiker wollen nichts weiter tun als einen Schwarzen Peter hin und her zu schieben. Eigentlich müßten sie stattdessen für viele Jungunternehmer sorgen, aber denen werden nur Steine in den Weg gelegt und Knüppel gegen die Beine geworfen. Vor allem bekommt man keinerlei Startkapital. Als Folge davon kann es mit der Wirtschaft nur abwärts gehen.

Das war ja mein Argument, dass Geld so oder so immer aus dem Nichts entsteht, weil es so oder so eben nur eine VERSPRECHUNG ist.
Wie sollte es auch etwas anderes sein? Deine Akzepte sind auch nur Versprechungen, und sie entstehen auch aus dem Nichts.

Im frühen zwanzigsten Jahrhundert konnte man noch Unternehmen gründen, weil man Startkapital dafür bekam. Zum Ausgleich für das Risiko wurden die Zinsen gemäß der Erfahrung der Banken erhöht. Heute dient nur noch die Behauptung einer Risikoprämie als Vorwand für zu hohe Zinsen, während man Sicherheiten hinterlegen muß, um das Risiko abzusichern. Das bedeutet einerseits, daß Geld nicht aus dem Nichts entsteht, sondern Immobilien oder Wertgegenstände als Ursprung des Geldes dienen, was man im Gelben Forum wohl zedieren nennt. Jedenfalls lebt die Wirtschaft auf diese Weise von der Substanz. Das bedeutet andererseits, daß ein Unternehmensgründer in spe wiederum keinen Kredit bekommt, weil die Substanz erst vorhanden sein muß, bevor man von der Substanz leben kann. In Folge dessen geht es mit unserer Wirtschaft immer nur abwärts.

Einen Ausweg daraus wolltet ihr beide zeigen, indem ihr Instrumente zur Unternehmensfinanzierung vorstelltet. Das Problem mit beiden ist jedoch, daß sie nur von etablierten, bekannten, großen Unternehmen verwendet werden können. Nicht jedoch für die so nötige Gründung neuer Unternehmen. Heutzutage entstehen neue Unternehmen fast nur noch als Ausgründungen aus bereits sehr großen Unternehmen, die dadurch nur ihr Risiko aufteilen. Das ist etwas anderes als ein wirklich neues Unternehmen zu gründen, das wenigstens ein paar Arbeitsplätze schafft.

P.S. eine kurze Liste untergegangener Automarken.


American Motors (AMC) (1966–1987)
Apollo (1962–1964)
Aptera Motors (2005-2011)
Autoette (1948–1970)
Bricklin (1974–1976)
Checker (1922–1982)
Citicar (1974–1976)
Corbin (1999–2003)
Dale (1974)
DeLorean (1981–1982)
DeSoto (1928–1961)
Dovell (circa 1980s)
Eagle (1988–1998)
Edsel (1958–1960)
Electricar (1950–1966)
Eshelman (1953–1961)
Fiberfab (circa 1960s)
Fisker (2007-2013)
Frazen (1951–1962)
Gaslight (1960-circa 1961)
Geo (1989–1997)
Henney (1960–1964)
Hummer (1992–2010)
Imperial (1955–1975, 1981–1983)
International Harvester (1907–1975)
King Midget (1947–1970)
Mercury (1939–2010)
Nu-Klea (1959–1960)
Oldsmobile (1897–2004)
Plymouth (1928–2001)
Pontiac (1926–2010)
Powell (1930s-1960s)
Rambler (1958–1969)
REO (or Reo) (1905–1975)
Saab (1937–2012)
Saturn (1985–2010)
Studebaker (1902–1967)
Stutz (1968–1987)
Stutz (1968–1987)
Vector (1971–1999, 2006-2010)
White (1902–1981)
Willys (1916–1918, 1930–1942, 1953–1963)

Angesichts der Liste verwenden wir als Beispiel, daß ich ein neues Unternehmen für die Automobilproduktion gründen möchte. Das ist selbstverständlich nur dann sinnvoll, wenn es sich von anderen Unternehmen in der Branche unterscheidet. Mein Unternehmen würde ausschließlich autonome Fahrzeuge, einschließlich Baufahrzeugen und landwirtschaftlichen Maschinen, bauen. Darüber hinaus würde das Unternehmen den juristischen Kampf durchfechten, daß autonome Fahrzeuge sich selbst gehören dürfen sollten. Anschließend zahlen solche sich selbst gehörenden Fahrzeuge ihre eigene Herstellung ab. Das Innovative meines Unternehmens würde also darin liegen, daß es sich die Kundschaft nicht suchen muß, sondern sie selbst herstellt. Aber wie kann das Unternehmen finanziert werden?

Würde @Deutscher im Exil meine Wechsel unterschreiben?

Würde @dziamdzia meine Unternehmensanleihen kaufen?

Ich habe keine große Hoffnung, daß sich so ein Unternehmen im heutigen System überhaupt finanzieren läßt. Obwohl die Idee offene Türen einrennen sollte.

Gruß,
Ranma


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