Widerspruch zu Ihren wirtschaftlichen Thesen (Freie Themen)

Deutscher im Exil @, Dienstag, 06.11.2018, 22:40 (vor 1959 Tagen) @ Taurec (2788 Aufrufe)

Hallo Taurec,

jetzt sage ich mal spöttisch: "Philosoph bleibt bei Deinen Büchern" und füge als Nachsatz an: "und überlasse die Niederungen des Wirtschaftslebens denen, die darin Erfahrung haben."

Ich versuche mal in Kürze die nach meiner Ansicht wichtigsten Irrtümer zu berichtigen:

Ohne Geldschöpfung aus dem Nichts wäre es nicht möglich gewesen, die immensen Produktionabläufe und Wirtschaftsketten zu erzeugen, welche die globalisierte und technisierte moderne Welt konstituieren.

Also mal abgesehen von der wichtigen Frage, ob das "immense" hier gut, richtig, nötig bzw. wünschenswert ist, halte ich den Kern der Aussage für komplett falsch!

Dazu nur kurz drei Argumente:

1) Ich war ja mal selbst in der Situation, daß mein damals extrem kapitalintensives Geschäft schneller wuchs, als das Eigenkapital nach Abzug von Zinsen und Steuern trotz guter Gewinne. Wäre beides im Unternehmen verblieben, wäre das extreme Wachstum (bis zu 75% Umsatzsteigerung p.a.) selbst autonom problemlos finanzierbar gewesen.

Aus volkswirtschaftlicher Sicht (die für Politiker schon lange keine Rolle mehr spielt), wäre es sehr sinnvoll gewesen, re-investierte Gewinne überhaupt nicht zu besteuern wenigstens in der Größenordnung, in der mein Unternehmen sich bewegt hat.

Das Gegenteil war der Fall: Wir - der Mittelstand - haben mit unseren Steuern die Konzerne finanziert, die nicht nur die von uns finanzierten Subventionen bekamen, sondern lange viel niedrigere Steuern hatten (z.B. die alte Umsatzsteuer vor der Mehrwertsteuer, die beim Mittelstand additiv war, führte schon in den 50-igern und 60-iger Jahren zu massiver Kontentration).

2) Es gibt Akzepte (vulgo Wechsel), die systemisch kein Geld aus dem Nichts sind, sondern ein formal absolutes und durch keine Einrede einschränkbares Zahlungsversprechen mit besonderem Rechtsinstitut.

Ich weiß, wovon ich schreibe denn ich habe über Jahre für eine 8-stellige Summe "quergeschrieben" und ALLE korrekt eingelöst.

Die können der Finanzierung dienen und es gibt noch viele weitere Varianten, von denen ein Teil heute zum Schutz der Bankenmafia sogar verboten sind.

3) Ob man es mag oder nicht, aber das große Wunder des deutschen Wirtschaftsaufschwungs zwischen 1933 und etwa 1938/40 basierte ganz übewiegend auf Akzepten (Mefo-Wechsel) und auch das widerlegt Ihre These.

Erst die "Schuldknechtschaft" per Zins, der forcierte Zwang, zu wirtschaften und Mehrwehrt zu generieren, hat den nötigen Druck erzeugt, um die Maschinenwelt entstehen zu lassen und hierfür weltweit die Rohstoffe aus der Erde zu pressen.

Lieber Taurec, des is a Schmarrn!

Sie suggerieren, daß es ohne "Schuldknechtschaft per Zins" keinen Maschinenbau und keine solche Nutzung (positiv ausgedrückt) von Rohstoffen gegeben hätte. Einen Beleg liefern Sie nicht.

Und ich halte das für rein hypothetisch und schlicht für falsch. Allein die den meisten Menschen eigene Gier hätte ebenso dafür gesorgt, beim Rest der Wunsch nach Erleichterung der Arbeit und mehr Wohlstand bzw. das Bedürfnis, Neues zu erfinden und zu nutzen (was mir z.B. sehr eigen ist).

gab es bei uns lange Zeit Zinsverbot, welches im ausgehenden Mittelalter gelockert wurde

Richtig!

Nur nicht "gelockert", sondern die auf Zins spezialisierten Satanisten (das ist primär eine religiöse Frage) haben die Fürsten in Abhängigkeiten gebracht und so die damalige Situation zur heutigen umgekehrt.

Ich habe die Details und Fakten nicht mehr präsent, weil es sicher über 30 Jahre her ist, daß ich mich damit mal beschäftigt hatte. Jedenfalls gab es eine Zeit ohne Zinsen und Banken im heutigen Sinne, in der allgemeiner und sehr breit verteilter Wohlstand herrschte.

Das wird aber in den Geschichtsbüchern - wie alles, das nicht systemkonform ist - verschwiegen. Das letzte Beispiel dieser Art ist unter dem Stichwort "Wörgl" bzw. besser unter "Freigeld-Experiment von Wörgl" zu finden. Jeder suche selbst!

In diesen Sinne, Herr Philosoph,
herzliche Grüße aus dem Exil


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