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Was sind "wir" und was ist Erinnerung? (Übersinnliches & Paranormales allgemein)

Taurec ⌂, München, Freitag, 12.07.2019, 07:49 (vor 1750 Tagen) @ Frank Zintl (2261 Aufrufe)
bearbeitet von Taurec, Freitag, 12.07.2019, 07:56

Hallo!

Wenn die Reinkarnation Wirklichkeit sein soll, dann hätten
wir alle viele Vorleben. Warum erinnern wir uns dann nicht
daran?

Die Frage bedarf zunächst der Klärung, was "wir" überhaupt sind.
Wenn du nämlich mehrmals, gar hunderte oder tausende Male wiedergeboren wirst, bist "Du" in Wirklichkeit nicht Frank Zintl, der einfach nur ständig den Körper wechselt. Du bist vielmehr eine Art "Metamensch" (um nicht Übermensch zu sagen ;-)), der viele Einzelmenschen mit ihren Lebensläufen in sich einbegreift. Wenn du stirbst, fügst du diesem Metamenschen durch deinen Lebenslauf mit der darin entwickelten Person lediglich eine Arabeske hinzu, die das Gesamtwesen in kleinen Aspekten verändert. Mithin bist Du im Jenseits aber nicht Frank Zintl, sondern ein anderer, für den Frank Zintl nur eine zeitweise aufgesetzte und gespielte Maske war, neben vielen anderen, die er über Jahrtausende spielte.
⇒ Man nehme sich mit seiner Persönlichkeit gefälligst nicht so wichtig!

Wenn man das einzelne Leben als eine Rolle begreift, welche die Seele ähnlich einem Theaterstücke für einige Jahrzehnte spielt, um in einer bestimmten Umgebung Erfahrungen im Lichte einer bestimmten Persönlichkeit und ihrer Eigenarten zu machen, wird nachvollziehbar, warum wir uns nicht erinnern.
Auch eine Theater- oder Filmrolle hat natürlich nicht die Erinnerungen des Schauspielers, der sie spielt. Vielmehr halten sich die Handlungen, und was die Person weiß, innerhalb des Rahmens der Geschichte. Die Rollen entwickeln sich logisch aus den Voraussetzungen der Handlung und im Wechselspiel mit den Geschehnissen. Der Einbruch von Erinnerungen aus früher gespielten Rollen aus ganz anderen Stücken wäre widersinnig und käme der Vernichtung der Geschichte gleich. Es würde die Erfahrung, als spielende Seele die Person (lat. persona = Schauspielmaske) gänzlich zu verkörpern (im wahrsten Sinne!), völlig zerstören.
Natürlich ist die Rolle/Persona von dem Schauspieler bzw. der Seele nicht unabhängig. Sie bekommt dadurch erst Leben, ebene Seele eingehaucht. Die Rolle ist vorbestimmt, uns aber sozusagen auf den Leib geschneidert. Wie wir die Rolle spielen und im Rahmen des uns gegebenen Stückes improvisieren (denn es gibt wohl gewisse Freiheiten), hängt von der Eigenart der Seele bzw. des "Metamenschen" ab. Es ist durchaus vorstellbar, daß eine andere Seele Frank Zintl geworden wäre und Du nun ein anderes Gesicht mit einem anderen Charakter trügest. Dann würden diese Leben aber auch mehr oder minder anders geführt werden. Die Inkarnation, die wir leben, stand bereit und wurde von uns entweder ausgewählt oder wir wurden in sie hineingedrängt, was wohl von der Reife und Entwicklungshöhe unseres schauspielerischen Talents abhängt. Ein weltweit gerühmter, erfahrender Darsteller kann sich seine Rollen natürlich aussuchen, während eine untalentierte Krücke nehmen muß, was ihr angeboten wird.

Was Du von dem gegenwärtigen Stück mitnimmst, sind zudem wohl in erster Linie nicht die Erinnerungen, sondern die aus dem Erleben gewonnenen seelischen Empfindungen, welche Dir die Bedeutung vermitteln, die diese Ereignisse unter den besonderen Voraussetzungen der gespielten Rolle haben. Das wiederum führt dazu, daß der Metamensch ein vollständigerer wird und in künftigeren Inkarnationen eine bessere Figur abgibt.
Denn auch umgekehrt ist es widersinnig: Wenn nämlich der Schauspieler bzw. die Seele die Erinnerungen, welche die Rolle innerhalb des Stückes besaß, fortan als ihre eigenen begreifen würde. Ein Shakespearedarsteller, der auch nach Beendigung des Spiels vermeinte, er wäre tatsächlich Macbeth, statt ihn nur verkörpert zu haben, wäre wohl als gestört und (kennt man den Charakter und seine Taten) für seine Umgebung gar als gefährlich zu betrachten. Es ist durchaus denkbar, daß manche Seele sich nach dem Tode noch derart mit dem Leben identifiziert, daß sie zunächst in eine Art Quarantänezone kommt, wo sie sich ausspinnen kann. Auch gewisse Geistererscheinungen, die noch nach Jahrhunderten alte Gemäuer unsicher machen, gehören wohl zu solchen Fällen, die sich nicht aus dem Banne des Daseins lösen können.
Es ist vernünftig, nicht die Erinnerungen als solche mitzunehmen, sondern die Erfahrung und tiefere Erkenntnis, die einem das Erleben vermittelt hat. Macbeths Erinnerung hat bei Romeo nichts zu suchen. Allerdings trägt die Erfahrung, Macbeth gewesen zu sein, zum Können des Schauspielers bei, der dann auch ein besserer Romeo wird.

Die Seele betrachtet die Erinnerung eines Erdenlebens also nicht als eigene fortlaufende, die man in die nächste Inkarnation mitnähme, sondern vielmehr aus der Warte eines Darstellers, der eine einmal gespielte Rolle rückblickend übersieht. Man ist als entkörperte Seele also nicht mehr die Rolle, die etwas weiß. Vielmehr weiß man, was die Rolle gewußt hat, und trägt dieses Wissen nicht als bewußte Information in andere Rollen hinein.
Was wir Erinnerung nennen, ist lediglich all jenes, was für die gegenwärtige Rolle/Inkarnation wichtig ist oder was innerhalb der Inkarnation selbst erlebt und erlernt wurde. Wenn es zur Rolle paßt, ist dabei offenbar nicht ausgeschlossen, daß einzelne Informationen, Blitzlichter auf frühere Leben erinnert werden. Dies betrifft nur bestimmte Menschen, für die ein vollständiges Erinnern aber ebenfalls kategorisch ausgeschlossen ist.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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