von der "Regel" zum "Gesetz" (Übersinnliches & Paranormales allgemein)

Ulrich ⌂, München-Pasing, Donnerstag, 12.09.2019, 01:21 (vor 1660 Tagen) @ aber (2012 Aufrufe)

Hallo aber,

Das was du da behauptest, kann so nicht stimmen, denn in der 5. Klasse der Waldorfschule haben wir ja alle gelernt, dass der Okkultist Rudolf Steiner gesagt hat, man inkarniere sich in der Regel immer abwechselnd als Mann oder als Frau. Das ist Gesetz! Also dass du ständig nur weibliche Inkarnationen annimmst, ist somit höchst unwahrscheinlich.

kein "Gesetz". Euer Waldorf-Lehrer hat gelogen:

"... Damit ist zugleich die Frage nach dem Geschlecht beantwortet: es ist in der Regel abwechselnd. Diese Regel wird oft durchbrochen, so daß manchmal drei bis fünf, aber nie mehr als sieben gleichgeschlechtliche Inkarnationen aufeinanderfolgen. Es widerspricht allen okkulten Erfahrungen, wenn gesagt wird, daß sieben aufeinanderfolgende gleichgeschlechtliche Inkarnationen die Regel sei. ..."

Quelle: Rudolf Steiner: "Die Theosophie des Rosenkreuzers" GA 99, Fünfter Vortrag, 29. Mai 1907, S. 58/59 http://fvn-archiv.net/PDF/GA/GA099.pdf

Also "in der Regel abwechselnd", aber diese Regel "wird oft durchbrochen, so daß manchmal drei bis fünf..."

Mit diesem blabla hätte der Gscheidhaferl Rudi auch das todsichere Roulette-System auf einfache Chancen bewerben können:

"Roulette? Ois hoib so wüd. De Technik is a Hund. Also langsam ond da Reih nach, vom Hudeln kumman schiache Kinda. In da Akascha-Chronik schteht: Schpuins in da Regel imma abweechselnd rohd ond schwaaz. Aba wenns damit valiern, was ooft gnuag bassiert, schpuins immer daselbe Farb, dra- bis fünfmol daselbe, aber nia öfters als siebene. Wenns trotzdeem valiern, hams schleachts Karma. Hawi d'Ehre."

Helmut Zander hat bereits 1995 in seinem Buch "Reinkarnation und Christentum : Rudolf Steiners Theorie der Wiederverkörperung im Dialog mit der Theologie" auf Widersprüche in Steiners Ideen über Reinkarnation aufmerksam gemacht.
Volltext:
https://digi20.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb00045128_00076.html

Mit dem Erscheinen seines Buches "Anthroposophie in Deutschland", 2007, bezeichnet Zander diese seine frühere Arbeit allerdings als "historiographisch unzureichend".

Auf 1917 Seiten trägt er in "Anthroposophie in Deutschland" Brüche, Kehrtwendungen, spätere Text-Überarbeitungen zu deren Glättung und Beschönigung zusammen, dass es der Sau graust und die orthodoxe Gemeinde sich zu einer Gegendarstellung veranlasst sah:
Lorenzo Ravagli: "Zanders Erzählungen. Eine kritische Analyse des Werkes 'Anthroposophie in Deutschland'." (2009, 439 S.)

In seiner Biographie Steiners unterscheidet Zander zwischen den "kalkulierten Inszenierungen" seiner Vorträge und Äußerungen in privatem Gespräch:

Manchmal entwickelte er auch einen regelrechten theosophischen Mutterwitz, etwa
angesichts des geliebten Spekulationsobjekts Reinkarnation, bei dem die
hochmögenden »Tanten« »verblüffende Inkarnationsansprüche« stellten.
Insbesondere, so Steiner, »die Geschichte, das Alte und Neue Testament, die
bilden ja … in bezug auf Reinkarnation eine so reichhaltige Fundquelle für
die Befriedigung der persönlichen Eitelkeit!« Und hier wurden die »Tanten«
fündig. »Als sich jemand beklagte, Frau Z. hielte sich für die
wiederverkörperte Maria Magdalena, antwortete er [Steiner] seufzend:
›Leider ist das der fünfzigste Fall in meiner Erfahrung.‹«

Helmut Zander: Rudolf Steiner. Die Biografie. (2011)


Kurt Tucholsky bringt es auf den Punkt:
"Der Redner eilte zum Schluss und schwoll mächtig an. … Das
Finale naht … mit einem gar mächtigen Getön und einer falsch
psalmodierenden Predigerstimme, die keinen Komödianten lehren
konnte. Man war versucht, zu rufen: Danke – ich kaufe nichts."

ich auch nicht

Gruß
Ulrich


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