Verzerrungen und Erscheinungen (Schauungen & Prophezeiungen)

Spindoktor, Freitag, 09.11.2012, 14:01 (vor 4195 Tagen) @ Taurec (8629 Aufrufe)

Hallo Taurec,

Der Anspruch auf physikalische Richtigkeit von Schauungen läßt sich nicht durchgehend aufrechterhalten. Da Schauungen oft in Träumen erlebt werden und grundsätzlich durch das "psychische System" des Sehers geschleust werden, unterliegen die Bilder wohl gewissen Verzerrungen und Symbolisierungen. Man wird wohl kaum annehmen können, daß ITOma, die alle Neubauten in Pasing schon Jahre vorher und ohne Kenntnis gesehen hat, mit dem schwarzen Dunst (am Ende im Link), der in den Pasing-Arcaden aus der Wand kommt, etwas physikalisch reales gesehen hat. Er sollte vermutlich eher eine irgendwie geartete Gefahr optisch darstellen.

Ja, solche Verzerrungen sollte man bedenken - da gebe ich dir vollkommen Recht.

In solchen Fällen sollte man sich zunächst als eine Art Traumdeuter mit Kenntnis einer archetypischen Bildersprache betätigen und erst dann zur physikalischen Deutung übergehen.

Ich würde eher sagen, der persönlichen Bildersprache des Schauenden. Ein Traumtagebuch wäre in so einem Fall sehr hilfreich ...

Auf der anderen Seite kann nachgewiesene physikalische Richtigkeit in einer Schau, wenn sie sich zumal auf etwas bezieht, was dem Seher nicht bereits bekannt war, durchaus für deren Echtheit sprechen.

Ja.

Religiös geprägte Elemente in Prophezeiungen versuchen wir eigentlich zu erkennen und herauszufiltern, weil sie als Elemente der Persönlichkeit des Sehers die Information allgemeinen Bezugs, die über die Person des Sehers hinausreicht, überdecken und verzerren.

Ich meinte eher Ausschlusskriterien aufgrund innerer Widersprüche: wenn z.B. eine "Gospa" (Muttergottes) in Medjugorje den Sehern erzählt, dass alle Religionen gleichrangig seien (müsste die genaue Formulierung im kroatischen Original mal nachlesen und übersetzen lassen, aber hier geht es nur um ein Beispiel), dann widerspricht das ganz klar der christlichen Lehre, dass nur die Kirche die volle Wahrheit und alle Gnadenmittel hat, andere Religionen dagegen nur Teilwahrheiten - was natürlich nicht bedeutet, dass deren Anhänger automatisch verdammt wären. Da nach derselben christlichen Lehre die Muttergottes zweifelsfrei im Himmel ist, also die Vollkommenheit erreicht hat und deswegen niemals die Unwahrheit sagen könnte, ist eine solche Vision für mich eindeutig für die Tonne, ebenso alle ihre Fortsetzungen und Vorgänger.

Wenn Irlmaier z. B. den "Gekreuzigten mit den Wundmalen" am Himmel sieht, so ist das wohl eher sein Ausdruck für etwas, das während des Geschehens tatsächlich am Himmel steht.

Richtig.

Einer Aussage, die mit den Glaubensgrundsätzen des Sehers nicht konform geht, würde ich vielmehr besonderes Interesse entgegenbringen, weil sie etwas vermittelt, das der Person des Sehers widerspricht und daher eher nicht von ihm stammt.

Siehe oben - nicht die Glaubensgrundsätze des Sehers sind für mein KO-Kriterium entscheidend, sondern sondern es bezieht sich auf Erscheinungen und die dort auftretenden (oder auch nur vom Seher halluzinierten) Geistwesen, falls sie klar einem Glaubenssystem zugehören (meist sagen sie es ja selbst: ich bin die Muttergottes, Engel XYZ usw.).

So genaue Informationen wirst Du durch nur eine Schau selten erhalten. Wir haben ähnliches jedoch durch Kombination einer Reihe von Schauungen erhalten, die Ausschnitte des selben Geschehens zeigen. Auf dem Holzweg wäre man, wenn man die Einzelschauungen verdammen würde, weil sie für sich genommen keine schlüssige Vorstellung des Gesamtgeschehens ermöglichen.

Es sprichts nichts dagegen, mehrere, auch unvollständige, Schauungen zu einem Gesamtbild zusammenzufügen - aber wenn eine Schau auch nach Abzug von Verzerrungen nicht mit grundlegenden Naturgesetzen in Einklang zu bringen ist, fliegt sie aus dem Bild raus.


Freundliche Grüße vom Spindoktor


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