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Grundsätzlich (Schauungen & Prophezeiungen)

Taurec ⌂, München, Freitag, 09.11.2012, 10:16 (vor 4194 Tagen) @ Eyspfeil (8783 Aufrufe)

Hallo!

Es gibt auch die Ansicht, daß es "Naturgesetze" eigentlich gar nicht gibt,
nur in dem Maße, als wir an sie glauben.

Natürlich gibt es Naturgesetze (man mag sie nach Belieben auch Schöpfungsgesetze oder anders nennen), die der Mensch annäherungsweise begreifen kann und die in der physikalischen Welt auch gelten, wo keine Menschen sind und niemand an sie glaubt.
Die Naturwissenschaft ist die Methode der Annäherung an die Erkenntnis dieser Naturgesetze, wobei sie sich durch Selbstbeschränkung nur auf berechenbare/meßbare und empirisch nachvollziehbare Vorgänge konzentriert. Die Deutung von Schauungen darf den Naturgesetzen (mit welchen die aktuelle Lehrmeinung der Naturwissenschaften nicht per se gleichgesetzt werden kann!) natürlich nicht widersprechen. Die Fragen sind doch eher:

1. Zeigen Schauungen durchwegs reale physikaklische Vorgänge, so daß naturwissenschaftliche Erklärungen angebracht sind, oder sind sie mehr oder weniger stark verfälscht und verzerrt?
Wir haben z. B. eine Reihe verschiedener Schauungen von Himmelskörpern, von denen sich selten zwei absolut gleichen. Auch Schauungen, die wir dem "Funkenregen" zuordnen, decken sich nicht, zeigen einerseits Meteoriten, andererseits magmatische, "belebt" wirkende Fetzen. Es überwiegt hier womöglich der seelische Eindruck des Geschehens die realen physikalischen Vorgänge, die wir jedenfalls als zugrundeliegend annehmen. An Schauungen den Anspruch der physikalischen Richtigkeit zu stellen, ist wohl der falsche Ansatz, wenngleich eine solche Realitätsähnlichkeit durchaus für die Echtheit sprechen kann.

2. Hat die Wissenschaft die Naturgesetze tatsächlich erkannt, so daß das augenblickliche Lehrgebäude als Erklärung reicht? Jeder Wissenschaftstheoretiker weiß, daß es auch in den Naturwissenschaften Paradigmen gibt, die sich im Laufe von Jahrzehnten abwechseln. Dabei ist ein Paradigma ein Grundsatz, bzw. eine Grundannahme oder ein Satz von Grundannahmen, der jedem wissenschaftlichem Vorgang vorausgeht, bestimmt welche Fragen gestellt werden, nach welcher Methode sie beantwortet werden und wie die Ergebnisse interpretiert werden. Auf der anderen Seite werden Widersprüche hinter der Wahrnehmungsbrille entweder ausgeblendet oder abgewiegelt. Da muß schon einiges passieren, es müssen Widersprüche auftreten, die sich nicht mehr weginterpretieren lassen, ehe ein Wissenschaftler sein Paradigma wechselt.
Nach einem Paradigmenwechsel können bereits gemessene Vorgänge tatsächlich in einem völlig anderen Lichte erscheinen.

Ein Aktualist wird daher in der Natur immer stetige, gemächliche ablaufende Veränderungen ohne Brüche finden, weil er diese aufgrund seines Weltbildes unterstellt, wohingegen ein Katastrophist für die Entstehung bestimmter geologischer und geographischer Formen Großkatastrophen voraussetzt und damit Bedingungen, die nicht immer Gelten. Diese Annahme führt im weiteren zu Impakts-, Polverschiebungs- oder anderen Katastrophentheorien, um diese Formen zu erklären, und wird etwa als die Annahme von Katastrophen als Antrieb der Evolution oder neuen geophysikalischen Theorien in andere Wissenschaftsbereiche übergreifen.

Mich wundert daher die Vehemenz, mit der Spindoktor das wissenschaftliche Weltbild präsentiert als wäre es eine absolute Wahrheit gleich einer Religion. Es scheint fast, als ermangelte es ihm etwas der Fähigkeit zur selbstkritischen Distanz, sodaß er die Ergebnisse der Wissenschaft mit der Wissenschaft selbst verwechselt, die tatsächlich die Methodik der Annäherung an die sichtbare Welt durch Revolution ihrer vorläufigen Ergebnisse ist. So betrachtet kann sie per definitionem keine absoluten Wahrheiten liefern, sondern allenfalls zweckmäßige Arbeitshypothesen. Da jede neue Arbeitshypothese (oder wenn man so will: Arbeitstheorien als System von Hypothesen) den zuvor erreichten Grad der Erkenntnis (= Annäherung) an die Realität miteinbegreift, ist das kein Problem. Die Existenz der Hochtechnologie spricht für den Erfolg dieser Methode. Schwieriger wird es, wenn aufgrund der Fragestellung oder des gewählten Gegenstandes eine praktische Anwendung ausbleiben muß, wie es bei der Entstehung der Erdoberfläche, dem Aufbau und Dynamik der Erdkörpers, des Sonnensystems usw. der Fall ist. Ein falsch erkanntes mechanisches Gesetz wird sich am Scheitern der auf seiner Grundlage entworfenen Maschine offenbaren, falsche oder unzureichende Grundannahmen über Erde und Sonnensystem werden sich nicht so leicht oder zumindest nicht so schnell als solche erweisen. Man verliert sich im Glauben, wenn man sich seiner Sache allzu sicher ist, wobei die große Gefahr darin besteht, dies nicht zu erkennen, weil man sich als "Wissenschaftler" (der man tatsächlich schon lange nicht mehr ist, wenn man so weit gekommen ist) sich über den Glauben erhaben wähnt. Führt man sich dann noch berufen, einen ideologischen Kampf gegen vermeintliche Irrlehren zu führen, wird man zu nichts anderem als einem erbärmlicheren Spiegelbild der Inquisition.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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