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Kurzsichtige, allzu weltliche Deutungen (Schauungen & Prophezeiungen)

Taurec ⌂, München, Dienstag, 01.08.2017, 15:50 (vor 2465 Tagen) @ Franz Liszt (5643 Aufrufe)

Hallo!

Leider hast Du die Frage nicht beantwortet: Hat überhaupt jemand geprüft, ob das einmalige Auftreten alle 7.000 Jahre zutrifft?

Es kann mindestens verlangt werden, daß man Behauptungen nachprüft, bevor man sie kolportiert. Nicht selten handelt es sich bei solchen Internetphänomenen um schlichte Hoaxes, die sich im Internet frei verbreiten, weil der Großteil der Konsumenten Dinge ungeprüft glaubt.

Der Artikel geht über viele Seiten und er betotn immer wieder, dass es NICHT um einen Weltuntergangstermin geht.

Das hat auch niemand behauptet. Es geht um einen Termin, von dem Du schreibst, es werde ein "Zeichen Gottes" geben oder sein.
Inwiefern ist eine unsichtbare Konstellation, die vorausberechenbar ist, also eine bloße, regelmäßige Naturerscheinung ein "Zeichen Gottes"? Inwiefern können Sternbilder, die ja nicht von Gott geschenkt, sondern von den Menschen (!!!) abgegrenzt wurden, überhaupt Teil eines "Gotteszeichens" sein? Offenbart sich nicht hierin bereits die grundsätzliche Irrigkeit dieser Spekulation, indem menschliche Konzepte leichtfertig auf Göttliches übertragen werden? Letztlich stehen die Sterne und Planten irgendwo und der Mensch zieht seine Linien darum.

Zeichen Gottes sind per se zweifelhaft, weil es ein personifiziertes, "magisches", auf menschliche Kleinlichkeiten reduziertes Gottesbild auf Kleinkindniveau voraussetzt, bzw. einen Gott, der lenkend in seine eigene Schöpfung eingreift, seine eigene Fehlbarkeit damit zu erkennen gibt (weil er es nicht von Anfang an richtig eingerichtet hat), der nicht überzeitlich, sondern zeitgebunden ist, was ein Zeichen fehlender Allwissenheit wäre, und daß es sich eben nicht um Gott handelte. => Ein Gott, geschaffen nach des Menschen Ebenbild und dem entsprechend berechenbar, so daß sich stets Leute finden, die zu wissen meinen, was Gott will und macht.
Im Grunde ist das Gottesbild aber eine theologische Fragestellung, die durchaus der Erörterung freisteht. Der wesentliche Punkt ist, daß es sich um eine frömmlerische Vorannahme ohne seherische Grundlage handelt, ein bloßes Konstrukt auf falsch verstandener Bibelgrundlage, die man willkürlich in seine Zeit projiziert und von dem man verlangt, daß andere ihn glauben, der also einen missionarischen Hintergrund hat.

Du weißt nicht automatisch, nur weil Du im 21. Jh. lebst, was sie wussten und meinten.

Du und der Autor des Artikels allerdings auch nicht. Nichtsdestoweniger werden immer wieder phantastische Behauptungen erhoben.

Empirisch hat keine der Behauptungen auf Bibelbasis der letzten zwei Jahrtausende gestimmt. Es ist nicht davon auszugehen, daß oberflächliche, materialistische, kulturelle Grundlagen und Symbolik mißachtende Interpretationen, welche aus Bibelversen Ereignisse machen, die stets in der unmittelbar bevorstehenden Zukunft liegen, ausgerechnet jetzt richtig sein sollten. Die ungebrochene Regelmäßigkeit der Fehlschläge läßt davon ausgehen, daß derartige Spekulationen, die auf den ersten Blick als gleichgeartet erkennbar sind, auch künftig nicht richtig sein werden. Es besteht eigentlich kein berechtigter Zweifel daran, daß der 23. September 2017 ohne auf die Erwartungen passende Ereignisse vonstatten gehen wird.
Das zeugt nicht zwingend davon, daß die Bibel Müll wäre, aber auf jeden Fall ihre Interpreten, die zu solchen Ergebnissen kommen, denn entweder glauben sie an Müll oder ihre Denk- und Herangehensweisen sind es.

Hat sich überhaupt jemand um den Textzusammenhang gekümmert? Eine beispielhafte Deutung (zufällig herausgegriffen und über deren Qualität ich mir auch kein Urteil erlaube, außer daß sie offenbar eine größere Tiefe an den Tag legt als Nahzeitspekulationen zu kurz bevorstehenden Daten). Die Deutung als Konstellation steht in keinem Zusammenhang, ruft sogar Widersprüche zu vorausgehenden oder nachfolgenden Passagen (Verfolgung durch den Drachen und Flucht in die Wüste) hervor, geschweige denn zur ganzen Offenbarung, deren schlüssige Gesamtdeutung wohl zu anspruchsvoll wäre. Wie man es auch im Detail interpretiert: Es handelt sich um ein Symbol für religiöse Grundgestalten, die nicht konkret-faßbar aufzufassen sind, sondern als Konzepte.
Statt dessen haut man willkürlich Pflöcke in den Text, wo man meint, etwas in der realen Welt wiederzuerkennen. Von dort ausgehend konstruiert man dann seine (natürlich unzutreffenden) Szenarien. Das ist in der Tat oberflächlich und zeugt von einem Vorgehen, bei dem man den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht, sich stolpernd irgendwo festgreift und ruft: "Ich hab' was!"

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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