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Linke Vorstellungen und Verantwortung (Freie Themen)

Taurec ⌂, München, Montag, 29.10.2018, 09:12 (vor 2007 Tagen) @ Ranma (2747 Aufrufe)
bearbeitet von Taurec, Montag, 29.10.2018, 09:28

Hallo!

Wenn alles Gott ist, dann bedeutet das logischerweise auch, daß alles gleich ist. Ein Pantheist wird daher nicht ein Wesen über ein anderes Wesen setzen, sondern muß im Interesse der Ehrlichkeit egalitär sein. Also politisch links.

Das ist eine recht schräge Herleitung, bei welcher Du die Natur auf Deine linken Wunschvorstellungen hin verbiegst. Sie widerspricht der empirischen Beobachtung, die überall in der Natur stärkste, abermillionenfache Differenzierung der Arten, innerhalb der Arten hierarchische Differenzierungen ihrer Lebensformen (Hierarchien in Rudeln, Herden, Insektenstaaten etc.), im körperlichen Aufbau funktionale Differenzierungen der Organe etc. erkennen läßt. Natürlich gewachsene menschliche Gesellschaften zeigen stets ein "Pathos der Distanz" (am stärksten in der Hochkultur) und gliedern sich organisch in Stände und Schichten, die keine bloße objektive Rangordnung (besser, schlechter), sondern jeweils ein eigenes Standesethos ("So sind wir.") haben, wobei sich die Stände intern abermals hierarchisch untergliedern. Differenzierung ist ein Lebensprinzip. Es ist eben nicht alles gleich, auch wenn letztlich alles dem selben Urgrund entspringt.

Abermals zeigt sich, daß "Gott" kein valides Argument ist, um etwas zu begründen. Aus jedem beliebigen Gottesbild lassen sich mit abstrusen Argumenten alle gewünschten persönlichen Weltanschauungen als "gottgegeben" ableiten, notfalls unter Mißachtung und Vergewaltigung natürlicher Gegebenheiten. In Deinem Falle leitest Du aus einem vermeintlich naturnahen, "pantheistischen" Gottesbild eine natur- und lebensfeindlichen Anschauung ab, die der Erfahrung widerspricht, wie die Natur ist und Leben sich verhält.

ein Pantheist, völlig in Übereinstimmung mit deinen Ausführungen zur Natur Gottes

Wohl kaum, da es sich um einen "Ismus" handelt, also um ein Abstraktum und eine Ideologie. Dein "Pantheismus" ist in diesem Sinne keine natürliche Anschauung (aus der Natur herausgelesen), sondern in die Natur hineingelesene Voreingenommenheit. Das eigene, weltfremde Gleichheitsideal wird nach außen projiziert, um es vor sich selbst als allgemeingültige Erkenntnis zu empfinden. Die Welt wird so gesehen, wie man sie gerne hätte. Man kann dies als einen der Kernpunkte linker Weltanschauung begreifen, wobei "links" mit allen im Sprachempfinden damit verbundenen negativen Konnotationen zu versehen ist. Es ist eben genuin falsch.
Das hat mit mir nichts zu tun. Wenn Du meine Beiträge und ihre Eigenart insgesamt betrachtest, sollte Dir auffallen, daß ich stets auf scharfe Schnitte aus bin, statt alles in einem nivellierenden, gleichmachenden Sumpf zur Unterschiedslosigkeit zu vermengen.

Bei denen ist von den Idealen der Französischen Revolution, egalité, liberté, fraternité, in deren Sinn ich links stehe, nichts zu bemerken.

SPD, Grüne, allgemein die heutigen linken Weltbilder sind lediglich die letzte Folge der Ideale der französischen Revolution, die ebenso weltfremd und lebensfeindlich zu schädigenden Ideologien führen mußten bei allen, die sich in ihrer Geistesgeschichte primär auf die französische Revolution als Beginn einer "Epoche der Freiheit" berufen. Der scharfe Schnitt verläuft zwischen allen, die sich in irgendeiner Form aus egalité, liberté, fraternité ableiten, und jenen, die sich der bis dahin herrschenden Welt der Tradition verbunden fühlen und auch begreifen und nachempfinden können, was diese im Kern ihres Wesens auchmacht. Es gibt wohl nicht wenige "Traditionalisten" oder "Monarchisten" (wieder "Ismen"), die sich romantisch in das Ancien Régime hineinwünschen, diese Zeit aber unter den geistigen Prämissen der Moderne betrachten und daher im Kern nicht begreifen können. Hier findet man Ansichten, welche sich die Gesellschaft primär von der Wirtschaftsform, der Sozialstruktur oder der Staatsform her denken und diese nachgeordneten Aspekte als Ursachen sich vorstellen. Auch diese sind eigentlich Linke im von mir definierten umfassenden, über das rein parteipolitische hinausgehenden Sinne.

Überzeugte Pantheisten können nur an meiner Seite links stehen, sonst wären sie nur Heuchler wie die schlimmsten evangelikalen Frömmler oder Katholiban.

Ja, weil "-isten" in irgendeiner Form moderne, verbogene Menschen sind, welche die Welt von ihren abstrakten Idealen her sich vorstellen. Davon zeugt schon, daß sie "Überzeugte" sind – nur ein anderes Wort für "verbohrt", "engstirnig", "unbelehrbar" und zwar nicht nur von und vor anderen, sondern vor allem vor sich selbst (⇒ nicht selbstkritikfähig). Statt nur so zu sein, wie sie gewachsen sind, beruhen "Überzeugte" auf rationalistischen Grundlagen, die sie ständig vor sich selbst und anderen bestätigen müssen. Daher der mit Ideologen wie mit anderen religiösen Dogmatikern einhergehende Missionierungswahn, der im Äußersten bis zur physischen Auslöschung der Gegenseite geht, wenn diese sich allzu widerspenstig zeigt. Das war bislang Ergebnis der "Ismen", die es aus weltfremden Denkerstuben bis zur Massenbewegung gebracht haben, beginnend mit dem Terror der französischen Revolution.

Sogenannte primitive Völker leben uns egalitäre Gesellschaften vor, dabei können alle körperlichen und emotionalen Bedürfnisse befriedigt werden, aber geistig werden sie nicht besonders herausgefordert.

Du setzt wohl das Vorliegen flacherer (weniger ausdifferenzierter) Hierarchien in Ur- und Frühkulturen mit der Abwesenheit von Unterschieden per se gleich. Zudem scheint bei Dir die Gleichheit auf die Fähigkeit zur Bedürfnisbefriedigung niederer physischer Bedürfnisse (zu welchen auch "gute Gefühle" zählen) zurückzufallen, was typisch für moderne/materialistische/linke Weltanschauungen ist, die einen blinden Fleck stets genau dort haben, wo das Wesentliche ruht.
Von egalitären Gesellschaften, vor allem so weit gehend, daß selbst die Geschlechtsunterschiede verschwänden, kann gar keine Rede sein. Selbst bei den einfachsten Urvölkern gibt es Frauen- und Männergruppen, Rangordnungen, Initiationsriten etc.

Aufgrund der biblischen Beispiele neige ich zu der Auffassung, daß reich auch bedeutet, die Verantwortung, die man trägt, von sich zu weisen. Aber ich könnte auch damit leben, wenn diese biblischen Beispiele nur eine Seite zeigen und es auch reiche Leute geben sollte, die ihrer Verantwortung nachkommen. Bisher halte ich das allerdings für eine eher nur theoretische Möglichkeit.

Durch die gesamte Kulturgeschichte wirst du immensen Reichtum finden, sei es beim Adel, der Kirche oder deutschen Industriellen des 19. Jahrhunderts, die sich gleich Lehensherren nicht materiell bereicherten, sondern Verantwortung für ihre Untergebenen übernahmen, für deren Altersversorgung und Unterhalt im Krankheitsfall.
Gleichwohl wirst du an vielen Stellen finden, daß Reichtum verantwortungslos mißbraucht wurde. Das hat mit Reichtum an sich wenig zu tun, sondern mit der seelischen Verfassung der jeweiligen Menschen. Wie ich bereits früher schrieb, ist Reichtum ein schicksalhafte Aufgabe, eine Bürde, die mit Bravour geschultert werden kann, oder an der Menschen seelisch (und in der Folge materiell) zugrundegehen. Das selbe gilt für Armut. Hinter der oberflächlichen Fassade materieller Zustände, die von Linken allein gesehen und als ungerecht bewertet werden, ist die Welt gänzlich anders strukturiert, nämlich entlang fundamentaler seelischer Unterschiede von Menschen, Ständen, Völkern usw. Wer dies nicht sieht und im Sinne linker Gesellschaftskonstrukteure zunächst materiell umverteilt, dann in Unkenntnis dieser Natur des Menschen selbst Rassen und Geschlechter "dekonstruiert", der bringt durch diese Gleichmacherei die eigentliche Ungerechtigkeit in die Welt. Diese besteht nämlich nicht darin, daß nicht alle gleich seien und nicht gleich besäßen, sondern daß in modernen linken Gesellschaften die Menschen nicht mehr nach ihrer Eigenart leben können.

Ich wollte mal Professor werden. Zu Beginn meines Studiums erzählten mir Professoren, daß sie ihre Zeit zu je einem Drittel auf Forschung, Lehre und Bureaukratie verteilten. Ein Drittel Bureaukratie erschien mir akzeptabel für einen abwechslungsreichen Beruf mit einigen Privilegien.

Ein merkwürdiger Berufswunsch, der weniger mit einer Berufung zu tun hat, sondern mit sozialen Minderwertigkeitsgefühlen, die kompensiert werden wollen. Welcher vernünftige Mensch will denn Professor werden? Wer will König werden? Doch nur solche, die auf die Bewunderung anderer aus sind. Der Sinn liege vernünftigerweise in erster Linie darauf, in einem Feld, zu dem man sich berufen fühlt, einen Beitrag zu leisten, sei er auch noch so klein.

Ich fühle mich sowieso für alles und jeden verantwortlich (ein Mond-Quadrat-Pluto-Ding). Deshalb wäre es sinnvoll, wenn ich tatsächliche Verantwortung übernehmen und die Menschheit voranbringen könnte.

Mir scheint, daß Leute, die Verantwortung anstreben, zur Übernahme von Verantwortung charakterlich ungeeignet sind. Man kann sich an Kurt von Hammerstein-Equords Menschenbild und Führungsstil orientieren, wobei "fleißig" mit "karrierebeflissen" synonym zu setzen ist.

„Ich unterscheide vier Arten. Es gibt kluge, fleißige, dumme und faule Offiziere. Meist treffen zwei Eigenschaften zusammen. Die einen sind klug und fleißig, die müssen in den Generalstab. Die nächsten sind dumm und faul; sie machen in jeder Armee 90 % aus und sind für Routineaufgaben geeignet. Wer klug ist und gleichzeitig faul, qualifiziert sich für die höchsten Führungsaufgaben, denn er bringt die geistige Klarheit und die Nervenstärke für schwere Entscheidungen mit. Hüten muss man sich vor dem, der gleichzeitig dumm und fleißig ist; dem darf man keine Verantwortung übertragen, denn er wird immer nur Unheil anrichten.“

(Man beachte, daß ich im folgenden das unpersönliche Du verwende, das mit "man" ersetzbar ist.)
Mit Glück bist du klug und fleißig. Dann schaffst du es in die Führungsetage, aber nicht als Entscheider, sondern als Zuarbeiter, an welchen die Entscheider Aufgaben delegieren.
Bist du hingegen dumm und fleißig, stellst du durch Inkompetenz in Verbindung mit Anmaßung von Aufgaben, für die du nicht geeignet bist, eine Gefahr dar und mußt unter allen Umständen von Positionen ferngehalten werden, an denen du Verantwortung übernehmen kannst. Aufgrund des Dunning-Kruger-Effekts sind solche Persönlichkeiten vielfach auch lernunfähig (im Widerspruch zum letzten im Link genannten Punkte – wie die Wissenschaft inzwischen erkannt hat, ist Intelligenz nicht über das angeborene Maß hinaus steigerungsfähig).
Wer "faul" ist, die Aufgabe also gar nicht will, zugleich aber die kluge Einsicht in die Notwendigkeit mitbringt, der (!) ist für die Übernahme von Verantwortung geeignet. Er wird sich nicht primär an die Verantwortung als seinen Lebensinhalt klammern, sondern richtet seinen Geist auf die Bewältigung der Aufgabe und tritt zurück, sobald er nicht mehr gebraucht wird. Unsere Zeit zeichnet sich nach Generationen linken Schrankeneinreißens dadurch aus, daß den "Fleißigen", also den Egomanen keine Hindernisse mehr in den Weg gestellt sind, an die Schalthebel des Systems zu gelangen und dort egoistisch und ohne Sinn für Verantwortung für das Ganze größtes Unheil anzurichten. Was sie allein mitbringen müssen, ist die Fähigkeit, Konkurrenten auszustechen, weswegen sich mit steigender Höhe in den Hierarchien die Psychopathen ansammeln. Das ist die Folge der Gesellschaftsreformation: Jene, welche die Welt von "unten her" betrachten, aus ihrer niedrigen selbstbezogenen Sichtweise, geben heute den Ton an.

Weil es jedoch nicht anders ist, sondern die Übernahme von Verantwortung keine Selbstverständlichkeit ist und reiche Leute viel lieber teil des Problems als teil der Lösung sind, deshalb suche ich seit Jahren und bisweilen durchaus verzweifelt nach alternativen Möglichkeiten. Unter reich werden oder Gott werden oder sich schwarzmagischer Mittel bedienen oder einen satanischen Wunsch haben fällt das nur, falls du darunter verstehst, daß man die Mission ausführen will, um deren Ausführung willen man zur Inkarnation in diese Welt bereit war.

Manche Leute bilden sich eine Mission ein, die sie in Wirklichkeit nicht haben. Zweifelhaft ist, ob sie am Ende ihre Lebens verstehen, daß nicht die Verbesserung der Welt ihre Mission, sondern das Scheitern ihre Lektion war.

Man kann sich fragen, was all dies mit einer "satanischen" Einstellung zu tun hat. Zu Luzifer läßt sich der Bogen auf zweierlei Weise schlagen:
1. Sein Abfall von Gott ist durchaus von dem Impuls getrieben, selbst Schöpfer zu sein, also die Welt besser machen zu wollen, als sie ist, bzw. sie nach den eigenen Wunschvorstellungen zu verbiegen, bis sie bricht. Das ist links im eigentlichen Sinne.
2. In diesem Sinne ist er ein selbstbezogener Egomane; einer, der tatsächlich nicht aus höheren Gründen handelt (sonst würde er sich freiwillig dem Dienst an Gott verpflichten), sondern aus eigenem Geltungsbedürfnis. Insofern er nicht Einsicht in die Falschheit seines Tuns hat, ist er ein Dummer und Fleißiger, der zurecht des Himmels verwiesen wurde.
Das stellt der modernen Welt und ihrer Beschaffenheit ein ganz und gar nicht gutes Zeugnis aus. Wer in diesem Umfelde, innerhalb der vorgegebenen Strukturen brillieren will, der ist in diesem Sinne "Teufelsanbeter", auch wenn er sich dessen nicht bewußt ist.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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