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Vorzeichen und große Katastrophe bei Irlmaier (Übersinnliches & Paranormales allgemein)

Taurec ⌂, München, Freitag, 18.06.2021, 12:41 (vor 1043 Tagen) @ Leseratte (1195 Aufrufe)

Hallo!

Grundsätzliches Problem:
Sowohl die Aussage über die Zubanschachtel als auch über den schneefreien Watzmann sind erst veröffentlicht worden, nachdem das bezeichnete Vorzeichen bereits eingetreten war.
Nach den Grundsätzen der kritischen Analyse muß man zumindest in Betracht ziehen, daß beide Aussagen Erfindungen ex eventu sein könnten, die von Zeitzeugen entweder absichtlich erdichtet oder aus der Erinnerung falsch rezipiert wurden. Ein Präkognitionsnachweis ist nicht erbracht, wenn die Voraussage nach dem Ereignis bekannt wird und nicht früher nachweisbar ist.

Andererseits:
Sowohl die Zubanschachtel als auch der schneefreie Watzmann ließen sich als isolierte Bilder problemlos durch Schauungen erklären, die Irlmaier zu Privatpersonen gehabt haben kann, die ihn in den Fünfziger Jahren wegen ihres persönlichen Schicksals aufsuchten. Nicht wenige derer dürften so lange gelebt haben, daß Irlmaier (womöglich aus deren Perspektive) Smartphones und den schneefreien Watzmann gesehen haben kann.

Wie dem auch sei:
Daraus läßt sich nicht folgern, daß Irlmaier eine große Katastrophe gesehen hätte. Die mit dem Watzmann verbundene Behauptung liest sich wie das typische, ex eventu zusammenphantasierte "Mühlhiaslvorzeichen" nach Wenn-dann-Muster, die stets vom Volksmund begleitend zu neuen Entwicklungen auftauchen und zurückdatiert werden.
Irlmaier laut Zeitzeuge: "Dieser Mann sagte mir, Irlmaier habe gesagt, wenn am Watzmann (Berg bei Berchtesgaden) ein bestimmter Schneefleck nicht mehr zu sehen sei, dann stünde die große Finsternis bevor."
Der Schneefleck ist sicher nicht erst seit 2011 verwschunden, als Berndt das Gespräch führte, sondern bereits ein paar Jahre zuvor. Auf die Finsternis warten wir aber immer noch. Die Aussage ist also de facto bereits wertlos, weil kein zeitlicher Zusammenhang zu Vorzeichen und Ereignis mehr besteht. Es ist lediglich ein weiteres vermeintliches Vorzeichen, das sich in die jahrhundertelange Reihe bereits eingetretener Vorzeichen reiht.

Entweder ist die Aussage komplett erfunden und Jahrzehnte nach Irlmaiers Tode ihm zugeschrieben worden, oder Irlmaier sah den schneefreien Watzmann und die Finsternis wurde nachträglich von ihm oder einem Interpreten damit in Verbindung gebracht.

Ein Nachweis, daß Irlmaier eine große Katastrophe gesehen habe, würde erfordern, daß Elemente dieser Katastrophe selbst von Irlmaier auf eine Weise beschrieben wurden, die man mit dem Stande des Wissens zu Lebzeiten Irlmaiers erreichen konnte. Gann nennt dies das Präkognitionsindiz der Realitätsähnlichkeit. Es muß sich nach der Erstveröffentlichung der Aussage z. B. durch wissenschaftliche Forschungen ergeben, daß bestimmte Elemente einer beschriebenen Katastrophe realistisch sind. Diese realistischen Details erhärten dann den Verdacht, daß das Ereignis insgesamt realistisch ist.
Eine andere Möglichkeit des Nachweises (die auch von Gann formuliert wurde) wäre die Ähnlichkeit bzw. Deckung der Aussagen zu einer großen Katastrophe mit nachgewiesenen (also umfassend und authentisch dokumentierten) Schauungen von Sehern, die weder Irlmaier kannten noch Irlmaier kannte (Deutsch ist wunderbar [image]). Diese Deckung bei gegenseitiger Unbekanntheit wäre ein Argument für die präkognitiver Natur beider Quellen.
Bei beiden Formen des Nachweises sieht es bei Irlmaier eher düster aus, was nicht zuletzt an der schlechten Dokumentation, vor allem am geringen Detailgrad und der starken Anlehnung an endzeitprophetischen Motiven liegt.

Gruß
Taurec


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„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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