Avatar

Irlmaier und Stockert im Bewertungsraster (Übersinnliches & Paranormales allgemein)

Taurec ⌂, München, Freitag, 18.06.2021, 09:08 (vor 1014 Tagen) @ Pat (1066 Aufrufe)

Hallo!

Ich nehme an, dass Irlmaier in der qualitativen Kategorie III der Quellensammlung ist, da er trotzdem echte Schauungen (in persönlichen Beratungen) hatte !? Welche echte Schauungen hatte Stockert, ausser dem dünnen Hinweis, dass seine Tochter von einem realen Erlebnis berichtet? Ist dieses Erlebnis irgendwie genauer dokumentiert?

Die Einstufungen in der Quellensammlung sind teils veraltet, da ich sie vor Jahren durchgeführt, seitdem aber nur selten angepaßt habe. So gehört Stockert wohl eher in Kategorie IV oder V, wo ich inzwischen aber auch Irlmaier einordnen würde. Die mittlere Kategorie "III" gilt eigentlich für verdächtige Quellen, für die der Fälschungsnachweis noch nicht erbracht wurde. Die Fülle der Plagiate bei Irlmaier sollte eigentlich genügen, ihn wenigstens als IV einzustufen, was noch immer die Möglichkeit echter Elemente nicht ausschließt.
In IV würde ich zunächst auch Stockert einordnen, da die Quelle (siehe Gann) zwar höchst verdächtig ist, aber schon so eigenständig wirkt, daß ein bloßes Kopieren älterer Vorlagen nicht wahrscheinlich ist. (Im Anschluß an diesen Beitrag werde ich die Einstufung beider ändern.)

Möglichkeiten bei Stockert:
1. Er hat ältere Prophezeiungen und deren Motive adaptiert, allerdings in einer phantasievollen Eigenschöpfung verarbeitet. In diesem Falle müßte man den Text mal durchgehen und die einzelnen Elemente stringent dem Motivschatz der Endzeitprophetie zuordnen, um die Fälschung auch inhaltlich plausibel zu machen.

2. Er hatte tatsächlich irgendeine Art Vision. Die Umstände dieser Vision entsprechen aber nicht den von ihm geschilderten. Das weinerliche Wehklagen ausgerechnet an Ostermontag wirkt wie ein religiöses "Framing", um bei gläubigen Adressaten besser anzukommen. Zudem hatte Gann nicht auf dem Schirm, daß es sich bei dem vermeintlichen Brief an seine Kinder um ein literarisches Format handeln könnte, also um einen fiktiven Brief. Desgleichen hat z. B. auch Nostradamus in einem Brief an Sohn Cäsar gemacht, der natürlich keinen echten Brief an seinen kindlichen Sohn zur Vorlage hatte, sondern speziell für die Centurien verfaßt und nur dort abgedruckt wurde. Insofern wäre nachvollziehbar, daß Ganns Nachforschungen, die nach konkretem Zeugentum des Visionserlebnisses und einem Brief an die Kinder suchten, im Sande verlaufen.
Es ist nicht gänzlich auszuschließen, daß Stockert irgendwann eine Vision des geschilderten Inhaltes hatte. Diese Vision wäre aber eindeutig religiös geprägt gewesen und ihrerseits wohl nur eine Verarbeitung des christlichen Prophezeiungskanons, die ihm aber aus dem Jenseits übermittelt worden wäre.

Insgesamt fehlt in dem Bewertungsraster der Quellensammlung noch die Möglichkeit, daß eine Vision zwar keine Fälschung ist, aber dennoch schon in der Quelle durch religiöse Einflüsse und Kenntnisse der christlich-endzeitlichen Prophezeiungstradition verfälscht sein könnte.
Offenbar können Visionstexte ihrer Entstehung nach zwar authentisch, inhaltlich aber falsch sein, nämlich wenn jenseitige Wesenheiten ihre Glaubensvorstellungen in Visionsform an inkarnierte Medien übermitteln.
In einem so erweiterten System würde es neben "gefälscht mit möglicherweise echten Elementen" noch "möglicherweise echt, aber mit unglaubwürdigen Elementen" geben, die beide in der Kategorie IV rangieren.
In der Kategorie III wären dann Quellen, deren authentische Visionseigenschaft besser belegt ist und die einen höheren Anteil belastbarer/glaubwürdiger Information haben, aber dennoch einen gewissen Grad weltanschaulicher/religiöser Verfälschung oder Anlehnung an den glaubensmäßigen Prophezeiungskanon aufweisen. Beispielsweise wären womöglich der Waldviertler und Johansson eigentlich als III einzustufen.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


Gesamter Strang: