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Irlmaiers Plagiatekanon (Übersinnliches & Paranormales allgemein)

Taurec ⌂, München, Dienstag, 01.06.2021, 20:49 (vor 1053 Tagen) @ Pat (1378 Aufrufe)

Hallo!

Taurec, ich habe irgendwo im Forum gelesen (wenn ich mich richtig erinnere), dass du ebenfalls mal eine Art ausführliche Irlmaier Plagiat-Sammlung in einem früheren Forum hochgeladen hast? Hast du diese noch (oder eine Rohfassung) und könntest sie mal öffentlich hochladen oder mir per Mail senden?

Ich hatte mal (begonnen), die Plagiate in den Adlmaiertexten ihren Vorlagen in den älteren Prophezeiungen gegenüberzustellen. Allerdings ist mir die entsprechende Wikiseite irgendwann bei einem Softwareupdate verlorengegangen.

Es blieb von Adlmaier aber nicht viel übrig. Insbesondere der Rahmen und die Eckpfeiler des Irlmaierszenarios beruhen vollständig auf Motiven der europäischen Prophetie, die über viele Jahrhunderte überliefert wurden und von Adlmaier nur zeitgemäß aufgegriffen werden mußten: Glaubenskrieg, Papstflucht, Überraschungsangriff aus dem Osten (Gog und Magog), Finsternis/Gottesstrafe, großer Monarch, goldenes Zeitalter. Es handelt sich um eine große Mythologie des Endgerichts, die sich aus kleinen urchristlichen Anfängen entwickelt hat und über zwei Jahrtausende der gläubigen Erwartungshaltung und beständigen, phantsievollen Anpassung an die jeweilige Gegenwart zu einer pompösen Mär ausstaffiert wurde, deren Handlungsverlauf aber völlig fiktiv ist. Es ist allein das zirkelschlußmäßig auf sich selbst zurückführende Dogma, Prophezeiungen wären als gottgesandte Offenbarungen über jeden grundsätzlichen Zweifel erhaben, welches dazu führte, daß über Jahrhunderte jede Generation den ihr überlieferten Prophezeiungskanon im Wesentlichen unhinterfragt glaubte und auf seiner Basis eine zeitgemäße Adaption schuf, die nach dem Nichteintreten künftigen Generationen Gläubiger als Verfügungsmasse für ihre eigene Version der prophetischen Naherwartung diente. Irlmaier stellt lediglich den Entwicklungsstand dieser Traditionslinie im Jahre 1950 dar, der aber durch kunstvolles Verbiegen auch heutigen Gläubigen noch zur Projektion der Naherwartung in die nicht allzu ferne Zukunft dient.
Einzelnes, das keinen Prophezeiungsvorlagen zuordenbar ist (z. B. der Gelbe Strich oder die Ermordung des Hochgestellten), hängt ohne die Rahmenhandlung frei in der Luft und ist angesichts dessen als frei erfunden einzustufen. Es wäre z. B. unsinnig, ohne Kontext einen gelben Strich zu erwarten, wenn man einen russischen Feldzug aus dem Osten ausschließt. Wir haben es wohl mit einer der typischen "Wunderwaffen" zu tun, die als deus ex machina die Wende gegen die Bösen bringen. Zudem scheint es zeitgenössische Planspiele gegeben zu haben, die Adlmaier als Vorlage gedient haben könnten. So berichtet Rochus Misch in seiner Biographie, die Westalliierten hätten im Zweiten Weltkrieg gedroht, sich im Fall des Einsatzes einer deutschen Atombombe mit 15.000 Flugzeugen in Nordafrika zu versammeln, um dann ganz Deutschland mit Gas zu verseuchen (Quelle). Das Aufgreifen solcher Gerüchte und Übertragen auf den neuen Gegner UdSSR ist nicht allzu abwegig. Bei der Ermordung des "dritten" Hochgestellten am Balkan dürfte es sich um eine ziemlich triviale Wiederholung der Ereignisse handeln, die den Ersten Weltkrieg auslösten. Adlmaier ging wohl davon aus, was schon einmal geschah, würde auch für die Zukunft glaubwürdig wirken. Durch solche Erfindungen wurden vermutlich im Laufe der Zeit immer wieder neue Elemente in den Prophezeiungskanon eingeführt, die sich dann als obligatorische Motive dauerhaft etablierten.

Die jüngeren Berichte über Irlmaier in Tageszeitungen sind in der Regel nur Abwandlungen der Adlmaiertexte, die leicht variiert und bisweilen mit zusätzlichen Details ausgestaltet werden. Quellenkundlich sind sie wohl weitgehend wertlos, zumal Irlmaier (falls die Journalisten ihn überhaupt persönlich sprachen) ja selbst nur das Adlmaierszenario weitererzählte. Diese Tatsache macht auch die noch jüngeren Zeitzeugenberichte quasi wertlos. Sie belegen nicht etwa Irlmaiers Sehergabe zu Fragen künftigen Weltgeschehens, sondern lediglich Irlmaiers freimütige Betätigung als Volksprophet auf Mühlhiasls Spuren.

Weiters finden sich hier einige Hinweise auf Plagiate bei Irlmaier:
Materialsammlung zu Irlmaier

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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