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Warum so etwas erfinden? (Freie Themen)

Taurec ⌂, München, Donnerstag, 11.03.2021, 07:28 (vor 1104 Tagen) @ Bea (1682 Aufrufe)

Hallo!

Und warum sollte man sich die Mühe machen, so eine Begegnung zu erfinden?

Du machst Dir wohl noch Illusionen über die Tiefe des Sumpfes, den das christlich-endzeitliche Glaubensmilieu darstellt.

Melito San Miguel brachte Anfang der Neunziger sein Buch "Les Derniers Sceaux" heraus, in dem er zahlreiche französische Prophetien über den Großen Monarchen und die Erneuerung Europas gesammelt hat.
Er ahnte nicht, was wir heute wissen: Alle darin enthaltenen Quellen (die berühmten "französischen Nonnen und Hausfrauen") sind Fälschungen, die bis zum 20. Jahrhundert von Kirchenkreisen lanciert wurden. Das Grundgerust der endzeitlichen Dramaturgie und die Motive der älteren Überlieferung aufzugreifen und auf ihrer Grundlage neue Prophezeiungen für die aktuelle Epoche zu erfinden, ist nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Die Texte sind alle ähnlich aufgebaut: Auf einen historischen Teil, der Ereignisse der jüngsten Vergangenheit beschreibt (die Revolution, Napoleon, die Restauration, die nächste Revolution usw.) folgt ein Teil, der in der Gegenwart ansetzt und die nächste Zukunft in das seit 2000 Jahren erwartete Endzeitgeschehen münden läßt.

Was wir im französischen Raum mit Ernüchterung diagnostizieren müssen, verhält sich im Deutschen Sprachraum prinzipiell ähnlich. Ob wir bei Beykirch, Trülle, Konzionator, Adlmaier, Ellerhorst, Bekh, Friedl, Backmund, Stocker (um nur ein paar bekannte zu nennen) nachschlagen: Überall haben wir Autoren, die entweder in die Kirchenstrukturen eingebunden waren oder ihnen aus volkstümlich-kulturellen Gründen nahestanden und die quasi aus dem Nichts und als "Forschung" verbrämt neue Quellen hervorzogen, die sich irgendwo in der Zeit verlieren, ohne daß mehr als Legenden nachgewiesen werden können, oder für welche diese Autoren überhaupt die einzige Quelle darstellen. Auch dort haben wir oft eine Beschreibung der Zustände bis zur Gegenwart und ein Auslaufen der Geschichte in das Endzeitgeschehen in der nahen Zukunft.

Das gemeinsame Muster ist eigentlich so augenfällig, daß man sich wundern muß, wie manche es nicht erkennen können. Bei der Dame aus Valdres sind quasi alle roten Tücher vorhanden:

  • "3. Weltkrieg" (= das übliche Schreckgespenst)
  • Wiederkehr Jesu (= der Godot, auf den Christen seit 2000 Jahren vergeblich warten)
  • Beschreibung der jüngsten Vergangenheit vor der Veröffentlichung (1992/93):
    • Entspannung des Ost-West-Konfliktes, Abrüstung, Friede zwischen den Großmächten
    • Zuwanderung aus fremden Ländern, die bereits damals Realiät war und nicht erst nacher immer wieder eintraf.
  • Beschreibung der Gegenwart und ihrer angeblichen Sündhaftigkeit:
    • Schlechtbehandlung der Zuwanderer. (Das war Minos, der selbst Ausländer war, persönliches Steckepferd. Der Typ wandelte schlicht auf den Pfaden Frantz Fanons.)
    • Abfall vom wahren und echten Christentum
    • Materialistische Ersatzreligion und Hedonismus
    • Sittenverderbnis wie noch nie
    • viele TV-Sender
    • Gewalt und Pornographie im Fernsehen alltäglich
    • Gewalt in den Städten

Dagegen fällt die angeblich auf einer Vision beruhende Beschreibung des zukünftigen Geschehens äußerst dünn aus. Sie ist eigentlich nicht vorhanden. Generell fehlt jegliche detaillierte Beschreibung irgendeines aus Sicht der angeblichen Seherperson noch zukünftigen Ereignisses oder Geschehens. Es sind quasi nur abstrakte Aussagen und moralische Anklagen.
Die Krönung stellt eine Aussage dar, die sicherlich den feuchten Träumen des trojanischen Migrantenpferdes Emanuel Minos entsprungen ist, der im Schafspelz eines frommen Christen von innen heraus die kulturelle Hegemonie des Abendlandes untergräbt. Da sollen nämlich als Folge der endzeitlichen Zerstörungen die entwickelten Völker ihre Heimaten verlassen und bei den von ihnen Unterdrückten ankriechen, die sie wohl als Ausdruck einer höheren Gerechtigkeit wieder zum Teufel jagen sollen. "Aber dort wird man nicht bereit sein, sie zu akzeptieren, so wie wir nicht bereit waren, sie zu akzeptieren."

Ich sage Dir: Bei diesem dünnen und fadenscheinigen Text, der keinerlei Schauungsbeschreibung, dafür die obligatorische Endzeitdramaturgie und dazu postmoderne Rassenpropaganda enthält, die kaum einer Dame des 19. Jahrhunderts, aber dem multiethnischen Findelkind Minos genehm sein dürfte, hat gar niemand etwas gesehen. Wir können auch getrost davon ausgehen, daß diese Dame überhaupt nicht existiert hat, sondern nur als Träger der religiösen Vorstellungen und Rachephantasien Minos' erfunden wurde.

Im deutschen Sprachraum findet sich eigentlich nichts über Minos' sonstiges Wirken. Daß obige Ausführungen dennoch nicht allzu weit hergeholt sein dürften, ergibt sich jedoch aus seinem letztem Buch "Det har ringt for tredje gang", in dem er unter anderem über "multietniske utfordringer" (multiethnische Herausforderungen) schrieb.

"I sin siste bok, Det har ringt for tredje gang (Hermon forlag, 2009), skrev Minos både om multietniske utfordringer, etiske normer i endring og trusler om en altødeleggende krig."

"In seinem letzten Buch, 'Es hat zum dritten Mal geläutet' (Hermon Verlag, 2009), schrieb Minos über multiethnische Herausforderungen, ethische Normen im Umbruch und Bedrohungen durch einen verheerenden Krieg." (Quelle)

Und aus der Buchbeschreibung:
"Minos erzählt auch zum ersten Mal in Buchform über seine Erfahrungen aus dem Dienst an der Heimatfront während des Zweiten Weltkriegs und zeigt die historischen Parallelen zur heutigen Gesellschaft. 'Wir dürfen nie glauben, daß es nicht wieder vorkommen kann. Der Kampf um die Menschenwürde muß ständig geführt werden', sagte er. 'Laß uns aus der Vergangenheit lernen!'"

Hier haben wir wieder die typischen, gebetsmühlenartien Forderungen, die uns auch von der deutschen Vergangenheitsbewältigung immer um die Ohren gehauen werden. Aufgrund dessen, wegen seines eigenen multiethnischen Hintergrundes und der Tatsache, daß er mit seiner Behandlung des Themas "multiethnische Herausforderungen" offenbar nicht dem medialen Scherbengericht anheim gefallen ist, kann man annehmen, daß sein Standpunkt mit der in Europa herrschenden Ideologie durchaus vereinbar ist. Eine angebliche "Schauung" von einer alten weißen Frau, die in die gleiche Kerbe schlägt, kommt ihm da gerade recht.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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