Familie - Schule (Schauungen & Prophezeiungen)

Sarah, Dienstag, 27.11.2018, 06:34 (vor 1977 Tagen) @ Taurec (1935 Aufrufe)
bearbeitet von Sarah, Dienstag, 27.11.2018, 06:40

Hallo Taurec,


> Die Verschulung in der modernen Welt hat vermutlich in großer Zahl Menschen zu einem "verkopften" Leben gezwungen, die aufgrund ihrer seelischen Veranlagung daraus wenig Nutzen gezogen oder gar Schaden genommen haben. Ich meine natürliche Praktiker, also Typen, die Handwerker, Bauern, Jäger, Krieger etc. geworden wären, weil sie für die abstrakt-intellektuelle Ebene schlicht keinen Kopf haben und für ihre natürliche Entwicklung auch gar nicht brauchen.
[quote]Ich halte es zudem für einen Trugschluß, daß jeder Mensch lesen und schreiben können müßte, der insbesondere die Gleichsetzung des Analphabetismus mit Dummheit beinhaltet.
[/quote]

Was du schreibst, könnte eigentlich dem, was ich meine, doch sehr ähnlich sein, oder? Es geht um einen individuellen Zugang zu Lernstoff und Lerninhalten.

Ich würde aber nicht so weit gehen, dass ich Lesen und Schreiben und Rechnen komplett aussortieren würde! ;-)
Stell dir mal vor, du hast ein 5jähriges Söhnchen, das gern Fussball spielt und er erklärt dir mit 6, er brauche nicht in die Schule zu gehen, denn er will ja eh Fussballer werden. Bestimmt wirst du ihm darlegen, dass auch ein Fussballer mit Zahlen umgehen lernen muss, denn er wird einmal ein eigenes Bankkonto haben, Miete zahlen und auf dem Markt einkaufen gehen und Preise ausrechnen und vergleichen wollen ;-) Das kann er ohnehin nur, wenn er lesen kann, was auf den Schildern drauf steht oder auf seinem Bankauszug. ;-)

Falls du das wirklich ernst gemeint hast, würde ich mich freuen, wenn du das vertiefend erklären könntest, wie genau du das konkret denn gemeint hattest!


> Für viele ist dies lediglich ein Einfallstor für allen möglichen Unsinn, weil sie nicht zugleich zu denken lernen, wofür ihnen wegen andersartiger Verlanlagung auch die Eignung fehlt. Die Auswüchse dieser Entwicklung sehen wir überdeutlich, vor allem in der Beeinflußbarkeit der Masse der Menschen, welche die Flut der Informationen nicht zu sortieren und angemessen zu reflektieren in der Lage sind, daher also zum Glaubenmüssen gezwungen sind.

Vielleicht ist das auch ein wenig der Einfluss unserer reizüberflutenden derzeitigen Situation, ständig mehrere Dinge gleichzeitig zu machen, ständig online auf mehreren Portalen gleichzeitig präsent sein zu wollen/müssen, mit Lebenserhaltung (damit einhergehend mit Stress, Angst, Überlebenskampf) so beschäftigt zu sein, dass da nicht mehr viel Energie zum "sortieren und relfektieren" bleibt...

> Entsprechend befinden wir uns eigentlich in einer "postrationalen" Epoche, die von Ideologien und verschiedensten religionsartigen Weltanschauungssystemen geprägt ist. Diese setzen sich jeweils aus einer Reihe weltentfremdeter Glaubensätze zusammen, die nicht durchschaut werden und von denen ausgehend man sich abstrakt und intuitionslos Vorstellungen der Welt bildet, welche aber die Realität der Menschen komplett darstellen (neuerdings spricht man von "Filterblasen"). Dies ist der Gegensatz zu einer intuitiven, auf Wahrnehmung und Ahnung fußenden Erschließung der Welt, die Kindern und, wie ich meine, auch urtümlichen Völkern zueigen ist.
[quote]
Insbesondere hat die Alphabetisierung die Religion ruiniert. Durch die Verbreitung der Bibel im Volk, von allen zu lesen, wurde das Christentum von einer Volksreligion zu einer abstrakten Sache gewandelt, die mit dem Verstand erfaßt werden muß. Bis dahin lebten die Menschen überwiegend noch in der (im Kern heidnischen) Glaubenswelt eines Naturvolkes mit einer natürlichen Frömmigkeit, die das Höhere intuitiv ahnt und die immateriellen Hintergründe bisweilen konkret wahrnimmt (etwa Naturgeister). Das Christentum bildete eher einen oberflächlichen Firnis und wurde, aus Erzählungen übernommen, in die eigene Glaubenswelt sinnvoll eingebaut.
Indem das verstandesmäßige Bibelstudium, das zuvor einer dünnen Schicht seelisch und mental dafür geeigneter priesterlicher Typen vorbehalten war, breiteren Bevölkerungsteilen eröffnet wurde, verbreiteten sich zwei Extreme: ein Frömmlertum, das sich durch Entfremdung von der natürlichen (intuitiven und angeborenen) Religiosität und durch eine sterile, stupide, pharisäherhafte Schriftgläubigkeit auszeichenet, sowie eine vernichtende Bibelkritik, welche die ihrem Wesen nach mythologischen, aber als historisch behaupteten (!) Grundlagen des Christentums als irrational und unhistorisch, bisweilen sogar als von Menschenhand erfunden entlarvt (rational natürlich völlig nachvollziehbar und sachlich korrekt).
Die natürliche (kindliche, aber nicht kindische) Religiosität, die keiner Beweise bedarf, sondern frei heraus die höhere Natur der Welt anerkennt und sich darnach ausrichtet, wurde durch ein verkopftes Religionssystem überdeckt, das anhand der Bibel belegt und durch dogmatische Theologiegebäude aufgebaut wird. Diese axiomatischen Glaubensgrundlagen halten wiederum einer textkritischen Betrachtung durch jene, welche das Religionssystem auch auf eine nachweisbare Grundlage zurückführen wollen, nicht stand. Dem Christentum wurde dadurch, durch Entwurzelung und Entfremdung, im Abendland weithin der Boden entzogen. Zurück bleibt eine Masse verkopfter Menschen, die ohne Orientierung sind und keinen natürlichen Zugang mehr zur Welt und zum Leben haben. Die Schule gehört zu diesem Zustand und ist durch Intensivierung oder Veränderung der hinter den Lehrplänen stehenden weltanschaulichen Systeme natürlich nicht in der Lage, ihn zu beheben.[/quote]

Ich weiß nicht, ob ich dich richtig verstehe, aber es kommt mir vor, als ob du gern lieber wieder die früheren ZUstände hättest. Ein Volk, das eben keine Bildung hat, nur eine auserwählte Minderheit, die sich einen Überblick verschaffen darf, weil eben die heutige Zeit "ohne Orientierung" ist und "keinen natürlichen Zugang mehr zur Welt und zum Leben" hat.
Ich persönlich glaube aber, dass mit regressiven Tendenzen nichts gewonnen wird, eher sollten wir in progressiver Weise neue Wege finden, die den Ist-Zustand - und der ist ja nicht nur schlecht - verbindet mit einer Rückanbindung an unsere verloren gegangenen "natürlichen Zugang zur Welt".

Die Schule war für mich nur eines von unterschiedlichen Möglichkeiten, um Veränderungen anzuregen. Und natürlich sind dafür veränderte Haltungen und andere "weltanschauliche Systeme" Voraussetzung.

> Natürlich könnten sich gewisse Schulformen für bestimmte Kinder besser oder schlechter eignen, aber insgesamt gesehen verkraften alle das staatliche Schulsystem, mitsamt den damit verbundenen Vor- und Nachteilen (noch) ganz gut.

Die Einschätzung teile ich nicht.


In der Regel habe ich mich nur so weit beteiligt, wie es nötig war, um meine Ruhe zu haben. Die übrige Zeit habe ich vor mich hinphantasiert und (möglichst unauffällig) zum Fenster rausgestarrt und beobachtet.

Ja, es ist eben unerträglich dort und ohne Bewältigungsstrategie wird man kaputt oder irre.
Bei uns war es so, dass 2/3 der Mitschüler in gewissen Fächern den Lehrern einfach nicht mehr zugehört haben. Teilweise haben die Leute offen gegen die Lehrer rebelliert und ihnen ins Gesicht gesagt, dass der Unterricht sinnlos ist, was relativ wenig, außer regelmäßige Tobsuchtsanfälle der Lehrer, gebracht hat. Insgesamt war aber letztendlich ständig ein gewisser Lärmpegel in der Klasse, weil manche sich über mehrere Bänke hinweg miteinander unterhalten haben, andere in Kleingruppen Würfelpoker gespielt haben und wieder andere die Zeit für ihre Hausübungen und Vorbereitungen genutzt haben um den Nachmittag frei zu bekommen. Meine Freundin hat mir damals erzählt, sie komme ständig mit Kopfschmerzen nach Hause, weil sie dieser Lärmpegel in der Klasse so nerve. Es war teilweise einfach wirklich nicht auszuhalten! Der Unterricht war vielfach schlecht und sinnlos, die Lehrer uninteressiert bis komplett ausgebrannt! In so eienr Atmosphäre musst du dann jahrelang (!) ausharren ohne durchzudrehen!


> Was mir gerade noch gefehlt hätte: Jemand, der versucht hätte, obszön-anbiedernd in mich zu dringen und innerlich umzukrempeln, um mir zu vermitteln, was er für meine "aktuellen Lernwünsche", für "echte innere Werte" und meine "tieferen Bedürfnisse" hält. Nein danke! Die Gemeinsamkeit aller Weltverbesserer und Ideologen ist ja gerade, daß sie es gut meinen und den kaputten Zustand der Welt durch ein weiteres verkopftes System richten wollen. Jedesmal ist es nur ein weiterer Versuch, einen neuen Menschen zu konstruieren, der die Menschen vielmehr noch kaputter macht.>

Meine Idee ist nicht, das alte durch ein neues Konzept auszutauschen, so verstehe ich Montessori auch nicht, sondern den Raum für Selbstbestimmung zu geben. So wie du es oben beschrieben hast, jeden sich nach seinen Stärken entsprechend entwickeln zu lassen und individuell begleiten.


> Eine natürliche Entwicklung zu mehr "spiritueller Reife" kann meines Erachtens nur außerhalb der Zivilisation erfolgen, was mangels Austiegsmöglichkeit in unserer Lage bedeutet, daß man die Zivilisation an der Wurzel packen und aus seinem Inneren herausreißen muß.


Was meinst du damit genau? Wie kann man die Zivilisation aus seinem Inneren herausreißen?


> Die Prägung darf daher nicht durch die Schule erfolgen, sondern muß in der Familie stattfinden. Die Familie, seit Urzeiten die Zellkerne der Kultur (als Organismus betrachtet), ist der natürliche Gegensatz zur Zivilisation und zum System, weswegen sie auch an allen Ecken bekämpft wird.

Ja, finde ich eigentlich auch, aber da wüßte ich überhaupt nicht, wie das gelingen könnte? Du etwa? Wenn man die Familie stärken will, müsste man fördern, dass Mütter zunächst mal länger bei den Kindern zu Hause bleiben können. Die meisten Familien stemmen das finanziell aber nicht und Kleinkinder werden gezwungenermaßen den Großteil des Tages fremduntergebracht, weil die Frau arbeiten gehen muss.
Wie würdest du das angehen, konkret?

Im übrigen finde ich es nicht total verkehrt, an einem Teil innerhalb der Gesellschaft (z.B. Schulsystem) anzusetzen, denn sobald in einem System etwas verändert wird, hat es Auswirkungen auf andere Teile des Systems. Wenn du Achtsamkeit, Menschlichkeit, Respekt in ein System an irgendeiner Stelle einbringst, wird das auf andere Teile auch einen Einfluss haben.

Lg,
Sarah


Gesamter Strang: