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Nicht verzagen, Knickerbockers tragen (Freie Themen)

Fenrizwolf, Sonntag, 13.05.2018, 11:17 (vor 2175 Tagen) @ dersoeflinger (3234 Aufrufe)

Lieber dersoeflinger!

Deine Gedanken sind so fein gesponnen, der Wille ruchbar, doch zweifelst Du an der Zweckmäßigkeit Deines Zweifels.
Ich habe 1998 ein doofes Gesicht gemacht, als es hieß, man wolle die Rechtschreibung kaputtficken.

Nicht, daß ich sie jemals ansatzweise beherrscht hätte, aber zur Reform hatte ich meine Gegenreform, die da hieß: NJET.

Als ich meinen Widerstand kund tat, hielt man mir Eventualitäten vor, wie: „Wenn Du mal ein Kind hast, das zur Schule geht, kannst Du dem ja gar nichts mehr vermitteln“.
Manche Großen der Leidmedien beschlossen anfangs, die alte Rechtschreibung beizubehalten, doch lenkten kurz darauf ein.
Fenrizwolf, der alte Spinner, hat es durchgehalten und schreibt seit nunmehr 20 Jahren gegen den Hauptstrom.
Mein Eindruck ist, daß außer der Schulung der Kinder, niemand sonst bemerkt, daß es jemand anders tut.
Sogar gegenteilig will ich behaupten, daß kaum jemand den Unterschied im Alltag bemerkt, und die Art und Weise der Artikulation dein Eindruck macht.
Nach zwei Dekaden lacht Dich keiner, aber auch keiner aus, wenn Du konservativ den Füllhalter schwingst.

Den Vorsatz, sich des infantilen und opportunistischen Druckes zu beugen, halte ich für grundverkehrt und selbstschädlich am Ende.

Die Aussage „ alles Deutsche fast mystisch überhöht…“ verstehe ich sehr wohl, bin wohl einer Vertreter dessen Wirken, und kann die Sorge im Hier und Jetzt nachvollziehen.
In natürlicher Umgebung wären Hervorhebungen darüber sicherlich einfach nicht notwendig, doch geht es dieser Tage wohl kaum anders, wenn man wenigstens ein Bißchen von dem verteidigen will, daß einem einst Heimat war.

Ich habe keine 666 Semester Wissenschaftswissenschaften studieren müssen, um zu beweisen, daß mir Kultur vor Niedergang geht.
Bei mir ist einiges an Renovierarbeit zu tun, doch hat mir das in diesem Scheißstaat niemand beigebracht.
Da mich mein bisheriger Beruf so sehr in den Nebel geführt hat, versuche ich nun nach allen Kräften, selbst Handwerker zu werden.

Sollte das gelingen, bin ich nicht dümmer, sondern ein stück freier und auch reifer.

Entschuldige bitte, wenn ich das so deutlich und besserwisserisch dahinrotzen muß, aber konservativ im Sinne von Franz Josef Strauß ist nicht mehr am Nabel der Zeit.
Im Grunde ist retrospektiver Konservatismus nicht nur Gebot der Stunde, sondern nun schon im Wesen progressiv.
Das ist kein Witz. Rechts ist heute was 68 links war. Hoffentlich mögen meine Mitstreiter im Geiste nicht so elendig enden wie die Gestalter der Bundesrepublik ab 1998.

Ohne Revolution – im Geiste – wird sich nichts zum Positiven verändern können.
In diesem von allen Medien verunglimpften Konservatismus (=rechts) geht es nicht darum, Tote zum Leben zu erwecken, sondern unter dem Gebot der Zeit jenes zu bewahren, das sich als wohl und wahr erwiesen hat.
Konservatismus ist nicht „NAZI“, soll aber heute im Sinne der Lautsprecher danach aussehen.
Konservativ ist, wenn Du beabsichtigst, daß Deine Kinder aus der Schule gesund nach Hause kommen, die Rechtsprechung berechenbar bleibt, kein hohes Gut verloren geht, und der Wille maßgelblich ist, daß Dein Dasein im sozialen Kontext zu einem sinnvollen Dasein führen kann.
Wem das auf die Nerven geht, der hat sich vom vorherrschenden Zeitgeist schon ziemlich okkupieren lassen.

Die konservative Mitte stellt heute die AfD, so unglaublich das scheint.
Sie ist heute dort positioniert, wo die CDU um die Jahrtausendwende war.

Die respektablen Republikaner z. B. waren dem bairischen Kaiser, Franz Josef Strauß, ein Dorn im Gemächt.
Unter Franz Schönhuber spaltete sich ein konservativer Teil der CSU ab, worauf er von FJS verbal verunglimpft wurde.
Auch damals war schon alles mediales Spektakel.

Eine wirklich rechte Partei wäre im Kontext der Zeit grundsätzlich unmöglich, aber würde wohl überraschend wenig Gemeinsamkeiten mit der NSDAP haben.
Wobei ich dringend dazu rate, die Umtriebe jener Zeit aus Sicht der Zeitgenossen zu betrachten.
Wie sind nicht auf einmal durch Bombenterror als brennende Fackeln der Demokratie zu einer neuen Stufe der Menschlichkeit emporgestiegen.
Wir wurden gefickt, verbrannt, geschändet, verleugnet, verraten und verkauft. Dazu bedufte es keinesfalls eines A. H. aus Braunau.

Sofern mein bescheidener Verstand zu folgen bereit ist, so ergeben sich auch aus Hitlers Schriften Schlußfolgerungen, die kommunistische Umtriebe zum Vorbild der sozialistischen NSDAP werden ließen.
Es war eine wirre Zeit mir besonderen Qualitätten.
Viele haben opportunistisch mitgemacht, manche haben im Widerstand das Leben verlogen, andere weil sie keinen geleistet haben.

Weil es damals Mode war, trugen auch Nazis Knickerbocker.

Mit festen Grüßen

Fenrizwolf


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