Auch ich bin Germane (Übersinnliches & Paranormales allgemein)

Frank Zintl @, Sonntag, 30.06.2019, 22:01 (vor 1762 Tagen) @ urda (1872 Aufrufe)

Hallo

Oder sollte ich wie Wagner schreiben: Hojotoho ???

Was sollen diese ständig konstruierten Gegensätze
zwischen "Germanen" und "Christen" ?

Die meisten Germanen sind heute Christen oder sind
oder waren zumindest mal getaufte "Kirchenchristen".
Ergo Karteileichen. Der christliche Glaube ist
universell und wendet sich an alle Nationen und
Völkerschaften.

Germane ist eine ethnische Herkunft, keine Religions-
zugehörigkeit. Den typischen Germanen gibt es nicht und
hat es nie gegeben. Stattdessen gab es Markomannen,
Thüringer, Sachsen, Franken, Friesen, Sueben, Alemannen,
Langobarden, Burgunder, Goten, Gepiden, Alanen, Jüten,
Angeln, Dänen und Svear. Sie mögen eine Sprach- und Kult-
gemeinschaft gewesen sein, lagen aber im Dauerkrieg
gegeneinander, ähnlich wie die Indianer in Nordamerika.

Auch ich bin Germane fränkisch-ripuarischen Ursprungs.
Vermutlich mit keltischen, bajuvarischen und römischen
Beimengungen. Ich sehe auch so aus.

Das hindert mich aber nicht daran gläubiger Christ zu
sein, wie auch schon der Frankenkönig Chlodwig sich 496
taufen liess und später der Frankenkönig und Kaiser
der Römer Karl der Grosse sich zum Schirmherrn des
Papstes aufschwang. Um den Kirchenstaat zu retten, den
sein Vater Pippin den Päpsten garantiert hatte, führte
er sogar eigens Krieg gegen die ebenfalls germanischen
Langobarden in Norditalien. Zum Zweck der Mission führte
er ausserdem Kriege gegen die heidnischen Sachsen und
Friesen.

Die Diskussionen um Asatru contra Vitekrist sollten
eigentlich vor 1000 Jahren erledigt worden sein. Meine
Frau liest gerade einen Roman über den germanischen
Wikingermissionar Ansgar, der die ebenfalls germanischen
Wikinger in Dänemark (Haithabu) und Schweden (Birka) zu
Christen machen wollte. Er ist gescheitert. Das gelang
erst 150-200 Jahre nach ihm. Und zwar dem Dänenkönig
Harald Blauzahn und dem Norwegerkönig Olav Tryggvason.
Zuletzt gelang es in Schweden, vermutlich in der Zeit nach
dem König Olof Skötkonung.

Noch heute lässt sich an den schwedischen Runensteinen
aus dem 11. Jahrhundert ablesen, dass ein Propagandakrieg
zwischen den Anhängern der alten und der neuen Religion
ablief: heidnische Runensteine gegen christliche Runensteine.
Man erkennt sie bis heute an der Verzierung. Die christlichen
Runensteine enden oft mit der Segensformel "Gott helfe seiner
Seele" (Kuth hialbi hans ant).

Was die Runen selber betrifft: das alte Futhark kam nach
800 aus der Mode und wurde vom neuen Futhark abgelöst, das
nur 16 Zeichen und Hilfszeichen hat und in dem die meisten
erhaltenen Runeninschriften verfasst sind.

Statt auf dem magischen Gehalt rumzureiten sollte man die
Runenschrift lieber nüchtern als ein Buchstabenalphabet sehen,
das im Ursprung im Kontakt mit den anderen europäischen
Alphabeten entstanden ist. Die besondere Formgebung erklärt
sich aus dem bereits erwähnten "Buchenstab", in den die Runen
geritzt wurden und deshalb Buchstaben heissen.

Sogar auf den Runensteinen steht, die Runen seien "geritzt"
worden, obwohl sie eindeutig eingemeisselt sind.

Frank
Auch ein Germane


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