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Der Frühsozialismus des Staates Qin (Schauungen & Prophezeiungen)

Taurec ⌂, München, Montag, 11.06.2018, 14:41 (vor 2146 Tagen) @ Sagitta (3046 Aufrufe)
bearbeitet von Taurec, Montag, 11.06.2018, 14:51

Hallo!

Auf der Wikipedia findet sich ein Schaubild zu den 'Dynastien' der chinesischen Geschichte:

"Shang" und "Zhou" sind dabei wohl mehr namensgebend und spiegeln die innere Differenzierung nicht wider. Ebenso könnte man die abendländische Kulturgeschichte als "Kapetinger-Dynastie" zusammenfassen, nachdem Nachfahren des Gründers Hugo Capet lange Zeit auf vielen Thronen Europas saßen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_Chinas#/media/File:China_history_timeline_german.png

Ich empfehle, es so zu betrachten: 1700 v.Chr. bis 200 n.Chr. sei der vollständige 'chinesische Hochkulturzyklus'. Die Zeit ab 200 n.Chr. sei die Zeit der 'Zivilisation'.

Wohl eher 200 v. Chr. spätestens, wobei die Kultur in verschiedenen Lebensbereichen und Regionen zu unterschiedlichen Zeitpunkten enden kann.
Im Falle des Staates Qin endete sie politisch/ideologisch wohl mit dem Auftreten des "Reformers" Shang Yang 359 - 350 v. Chr., dessen legalistisches System frappant an eine Frühform des Sozialismus erinnert, welcher per se zur Zivilisation gehört.

https://de.wikipedia.org/wiki/Qin_(Staat)
https://de.wikipedia.org/wiki/Legalismus
https://de.wikipedia.org/wiki/Shang_Yang

Zusammenfassung:

  • Grundidee: Alle Menschen sind von Grund auf gleich böse und müssen durch drakonische Strafen zum Guten belehrt werden ("um den Untertanen Ruhe und Ordnung zu geben"). ⇒ Eine auf ihre Art egalitäre und die hierarchischen Unterschiede der Kultur nivellierende Ideologie.
  • Vater und Sohn dürfen nicht mehr zusammenleben ⇒ Die paternitäre, initiatische Kulturtradition ist damit unterbrochen. Söhne wachsen ohne Väter auf und werden vom Staat erzogen. Vergleichbares ist bei uns seit der "Schulpflicht" und Trennung des Arbeits- vom Familienleben (Industriearbeit) in unterschiedlicher Strenge durchgängig der Fall.
  • Einteilung des Volkes in Gruppen von bis zu 10 Haushalten, die sich gegenseitig überwachten und kollektiv hafteten ⇒ Ein System marxistischer Kommunen mit Blockwarten installiert.
  • Todesstrafe bei Mißachtung
  • Zwangsarbeit und Versklavung für alle, die sich unproduktiven Tätigkeiten ("Kunsthandwerk") hingaben. ⇒ Technik und Ratio übertrumpfen Kulturtätigkeiten.
  • Entmachtung des Adels
  • Staatliche Umverteilung und Zuteilung des Besitzes (Haus, Feld, Bekleidung) ⇒ Übergang zur kommunistischen Planwirtschaft
  • Ersetzung der feudalen durch Staatsbeamte
  • Gigantische Bauprojekte (Kanäle) und industrielle Landwirtschaft, siehe z. B. den 246 v. Chr. eröffneten Zheng-Guo-Kanal, der noch heute genutzt wird und analog unseren zivilisatorischen Bauprojekten (Main-Donau-Wasserstraße usw.) ist.
  • Massenheere mit 600.000 Soldatden
  • Angriffskrieg ist Staatspflicht ⇒ Die Weltrevolution als Pflicht der Arbeiterklasse.
  • Leistungsgesellschaft, in der nur diejenigen hohe Ränge zu erwarten hatten, die auch eine entsprechende Leistung erbrachten ⇒ Aus dem Recht auf Arbeit wird letztlich der Zwang zur Arbeit.
  • Geburtsrechte ausschließlich dem Herrscherhaus vorbehalten ⇒ Die bolschewistische Nomenklatura hält sich selbst an der Macht und schwimmt gleicher als die anderen Gleichen im Luxus.
  • Umschreiben der Geschichte, Auslöschen alter historischer Zeugnisse, die mit dem Geschichtsbild der Gegenwart nicht vereinbar waren.

Das ist die übelste Form des Bolschewismus, die man sich vorstellen kann.
Qin war offenbar die chinesische Frühvariante der "Sowjetunion", die über mehrere Generationen die chinesische Zivilisation unterjocht und mit ihrer Form des Staatssozialismus das Endziel der chinesischen Kulturgeschichte erreicht hat. Die Ideen waren für die folgende Zivilisationsphase mal mehr, mal weniger formgebend, aber stets vorhanden. Die moderne kommunistische Phase Chinas unter Mao war insofern keine Neuerung, sondern lediglich uralter Wein in neuen Schläuchen.

⇒ In Qin war die Zivilisation bereits im 4. Jahrhundert v. Chr. eingetreten.

(Es wurden hier auf dem Forum andere Vorschläge zur Periodisierung gemacht, die aber bei intensivem und reflektiertem Studium der chinesischen Geschichte sich als nicht tragfähig erweisen würden).

Ich vermute, daß es sich hierbei um eine der bekannten sagitta'schen Luftnummern handelt, bei denen mit vorgespiegelter Sicherheit Tatsachen behauptet werden, ohne sie je zu belegen. ;-)

Innerhalb der langen, unsterblichen Phase der Zivilisation scheinen immer wieder Machtstrukturen (eben die Dynastien) auf, oft von außen hereinbrechend (Mongolen, Mandschu), die sich aber nur eine gewisse Zeit halten können.

Man interpretiere nun die kommunistische Herrschaft ebenfalls als solche eine 'externe Machtstruktur', die sich dem dumpfen zivilisatorischen Prozess auflagert, d.h. das erlöschende Feuer neu zum Aufleuchten bringt.

Wie lange wird es die Volksrepublik China geben?

Vermutlich bis zu dem Punkt, an dem die globale technische Zivilisation zusammenbricht und auch das hochtechnisierte, überbevölkerte China ein Massensterben erleidet. Die Frage ist, ob dies die über zweitausendjährige chinesische Zivilisation ein für alle mal beenden oder lediglich eine Transformation zu einem primitiveren Imperium einläuten wird, das sich nach einer Phase des Chaos und der Konsolidierung bildet. Nach dem Zuschnappen der "malthusianischen Bevölkerungsfalle" werden natürlich nicht alle Chinesen verhungern, so daß – wie bei uns – genug Substanz für eine Weiterführung ohne Überlieferungsabbruch und ohne "großes Vergessen" ("Nach-Sintflut-Steinzeit") bleiben könnte.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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