Keine sauberen Merkmale zur Unterscheidung (Schauungen & Prophezeiungen)

Ranma (乱馬), Freitag, 08.06.2018, 05:27 (vor 2142 Tagen) @ Taurec (2781 Aufrufe)

Hallo!

Nein. Ich meine damit, daß sich das Leben der Germanen um 300 n. Chr. vom Leben ihrer Vorfahren 1000 v. Chr. nicht prinzipiell unterschieden hat.

1000 v. Chr.: Keine historische Aufzeichnung erwähnt auch nur die Germanen. Rom gab es noch nicht, daher auch kein Kontakt mit Römern. Bronzezeitliche Werkzeuge könnten aus der Zeit stammen, wahrscheinlich von den Kelten importiert.

300 n. Chr.: Germanen können Eisen bearbeiten, haben ständig Kontakte und Auseinandersetzungen mit den Römern, viele Germanen dienen als Söldner in den römischen Legionen.

Ich finde schon, daß die Unterschiede groß sind. Man kann sie für unbedeutend erklären, aber dann könnte man auch gleich behaupten, daß sich niemals irgendetwas ändert.

Du schreibst "Entwicklung", aber meinst "Veränderung". Dabei unterstellst Du, daß es sich per se um etwas Gutes handeln würde. Allerdings sollte man es bei der bloßen Feststellung lassen, daß es stets Veränderungen gibt, die einen Zustand von einem vorherigen Unterscheiden. Die Frage ist, ob sich tatsächlich etwas entwickelt oder nur abwechselt.

Nun gut, sichtbar ist die Veränderung. Ob es sich dabei um eine Entwicklung handelt ist dann die nächste Frage. Wobei ich Entwicklung nicht mit einer guten Veränderung gleichsetzen würde. Veränderung halte ich tatsächlich per se für gut, weil ich dabei vom heutigem Zustand ausgehe, weil ich nur mit dem vertraut bin.

Es wurde sogar von jeder Kultur für sich entdeckt, also mindestens acht mal. Dabei wurden durchaus vorhandene Schriftsystem übernommen und abgewandelt.

China hatte aktiv Entwicklungshilfe geleistet, den Nachbarn die chinesische Schrift geradezu aufgedrängt.

Der Unterschied zwischen hochkulturellem Monarchen und Imperator liegt darin, daß der Monarch an der Spitze einer organischen Ständegesellschaft steht, während der Imperator über eine formlose Masse herrscht, die bestenfalls nach ökonomischen Gesichtspunkten (Reichtum) sozial geschichtet ist oder (wie in Indien) durch ein starres, undurchlässiges Kastensystem anorganisch geschichtet ist.

Aha. Wie findet man heraus, ob eine Ständeordnung organisch oder anorganisch ist? Die Unterscheidung scheint mir ziemlich willkürlich zu sein.

Es müßte sich in jedem Falle der von Dir ganz und gar nicht verstandene spengler'sche Kulturzyklus finden, dessen Anfänge sich äußerlich dadurch kennzeichnen, daß ein Bauerntum mit darüber liegendem Landadel und einer Priesterschaft in einem stadtlosen Lande lebt.
Sobald Großstädte vorhanden sind, vor allem anorganisch konstruierte nach Schachbrettmuster quadratisch angelegte Städte, wie man sie in China seit 2000 Jahren ausnhamslos findet, ist das ein Zeichen allererster Güte für das Vorhandensein einer Zivilisation.

Man kann wohl kaum zurückkehren zu einem Zustand, in dem Städte unbekannt sind. Die heutigen Römer wohnen immernoch in der Stadt Rom. Also kann der römische Zyklus noch nicht geendet haben?

Aufgrund der strukturellen Ähnlichkeit mag es dem Chinesen erscheinen, Deutsch und Französisch wären Dialekte einer indogermanischen Sprache, weil sein eigenes Idom gänzlich anders gestaltet ist.

Damit läge er nicht weit daneben. Noch im Mittelalter verstanden sich Europäer ziemlich problemlos.

Die Verantwortung liegt wohl eher bei Qin, das in bester sozialistischer (oder zivilisatorischer) Manier die Welt neu erfinden wollte, weswegen die alte Welt zunächst zu verschwinden hatte.
Siehe die Bücherverbrennungen des ersten Kaisers:

"Ich bitte deshalb darum, alle historischen Aufzeichnungen, die nicht aus dem Reiche Qin stammen, zu verbrennen. Außer den Exemplaren, die in der kaiserlichen Hofakademie liegen, sollen alle Lieder, Urkunden und alle Schriften der Hundert Schulen, die irgendjemand im Reich aufzubewahren gewagt hat, zu den Gouverneuren und Kommandanten gebracht und verbrannt werden. Jeder, der es wagt, über die Lieder und die Urkunden zu diskutieren, soll auf dem Marktplatz hingerichtet werden. Diejenigen, die das alte System heranziehen, um das neue zu kritisieren, sollen mitsamt ihren Familien exekutiert werden. Beamte, die von diesen Verbrechen hören oder von ihnen wissen, ohne sie zu verfolgen, sollen genauso bestraft werden wie diese Kriminellen. Dreißig Tage nachdem dieses Dekret ergangen ist, wird jeder, der seine Bücher noch nicht verbrannt hat, mit dem Brandmal im Gesicht und Zwangsarbeit bestraft. Ausgenommen sind nur Bücher über Medizin, Orakelkunde und Landwirtschaft."

Blöd nur, daß die kaiserliche Hofakademie nach dem Untergang der kurzlebigen Qin-Dynastie von den Nachfolgern niedergebrannt wurde, so daß auch die letzten literarischen Einzelexemplare chinesischer Hochkultur vernichtet wurden.

"Wenig später musste er das Reich allerdings an den Rebellenführer Xiang Yu abtreten, der den gesamten kaiserlichen Clan der Qin hinrichten ließ und die Hauptstadt Xianyang, samt der kaiserlichen Hofakademie mit all ihren Büchern und Dokumenten, dem Erdboden gleichmachte."

Trotzdem bist du offenbar dazu in der Lage, ein Werk von vor der Bücherverbrennung über den Großen Yu zu zitieren. Daher bleibt es ein vergeblicher Versuch, abstreiten zu wollen, daß bis in die jüngste Zeit hinein nur aus Rassismus die chinesische Geschichte keinesfalls vor der europäischen beginnen durfte. Nachdem diese Einstellung endlich überwunden ist, können wir die Diskussion über diesen Punkt als überflüssig betrachten. Ich wollte nur erklären, warum es bisher keine Gesamtbetrachtungen zur chinesischen Geschichte gibt.


Gruß

Ranma


Gesamter Strang: