Avatar

Schräge Kultur- und Zivilisationstheorie (Schauungen & Prophezeiungen)

Taurec ⌂, München, Mittwoch, 30.05.2018, 19:12 (vor 2157 Tagen) @ Sagitta (3208 Aufrufe)
bearbeitet von Taurec, Mittwoch, 30.05.2018, 21:39

Hallo!

Beispielsweise ist Byzanz (von +500 bis + 1500) die Zivilisationform des griechisch-römischen Kulturzyklus, der von -1500 bis +500 gedauert hat. In einem solchen Kulturzyklus ist die letzte Epoche (von rund 500 Jahren), diejenige Phase, in der die abschließenden Verbesserungen stattfinden und alles integriert wird zu einer dauerhaften kulturellen Gebrauchsform, eben der ZIVILISATION.

Byzanz ist, jedenfalls von Spenglers System ausgehend, nicht mehr antik, sondern magisch. Es ist die magische Form einer christlichen Nation und ging etwa um das Jahr 1000 herum in die Zivilisation über. Alsbald wurde es von den Osmanen mangels innerer Kraft einkassiert.
Die herrschenden Begrifflichkeiten „Ostrom“, „Spätantike“, der Fortbestand der Sprache usw. verschleiern diese Tatsache und führen bei oberflächlicher Betrachtung zu dem Fehlschluß, es handele sich um eine Fortführung der Antike.
Aber schon die Formensprache, z. B. Architektur, Kunst usw. unterscheiden sich fundamental von der Antike, was eigentlich auf den ersten Blick auffällt. Indes entsprechen z. B. die Sakralbauten dem von antiken Tempeln grundverschiedenen Typus „Basilika“, „Moschee“ und „Synagoge“, anhand dessen die Zugehörigkeit zur magischen Kultur offenbar wird. Diese drang von unten herauf in die antike Zivilisation ein, führte einzelne Formen, z. B. in der Reichsorganisation, fort, wandelte sie aber zu einem „Gottesstaate“ magischen Zuschnitts um.

Bei Ägypten unterschlägst Du völlig, daß nach der Entstehung des Christentums auch die letzten Reste altägyptischer Formensprache verschwanden. Aus den Ägyptern wurden die christlichen Kopten, ebenfalls eine Nation magischen Zuschnitts und mit den ursprünglichen Ägyptern bestenfalls genetisch und linguistisch verwandt.

China scheint in diesem Sinne wohl tatsächlich eine die Regel bestätigende Ausnahme zu bilden. Das Reich war derart gut gegründet, daß es Zugriffen von außen standhalten konnte und Usurpatoren integrierte. Ursächlich mag wohl die fernöstliche Wesensart sein, die kaum expansiv mehr harmonisch in sich selbst ruht und das Innere in Betracht nimmt.

Wenn gemäß Taurec oder BB so genannte "Zivilisationen" kollabiern, so hat das überhaupt nichts mit den inneren organisatorischen Strukturen jener Zivilisationen zu tun sondern mit Gründen, die außerhalb liegen.

Etwas anderes habe ich ja auch nicht behauptet. Um durch äußeren Anstoß zusammenbrechen zu können, muß das Gebilde indes innen morsch sein. Zivilisation ist eben tote Organisation im Gegensatz zur organischen Selbsterneuerung aus sich selbst heraus in einer lebendigen Hochkultur.
Die zivilisatorische Organisation kann gleichwohl im höchsten Grade perfektioniert sein. Das widerspricht dem gar nicht. Sofern man aber allein diese detailliert durchgebildete, systematisch Organisiertheit wahrnimmt und, wie Du, aufgrund dessen Zyklen abgrenzt, übersieht man das Wesentliche, nämlich das Leben selbst, was für sterile Denker aber wohl nicht untypisch ist.
Du scheinst Kultur und Zivilisation, welche zwei grundverschiedene Konzepte sind und gänzlich anders „funktionieren“, aus Verständnisschwäche nicht sauber trennen zu können.

Im Übrigen ist der europäische Kulturzyklus (der ein globaler geworden ist) noch nicht zu Ende (auch darauf habe ich mehrfach schon hingewiesen) sondern wird bis etwa +2500 dauern.

Die Fortführung der faustischen Zivilisation (nicht „Kulturzyklus“) für weite 500 Jahre wäre in der Tat die größtmögliche Katastrophe.

Und bis dahin werden jene Erscheinungen, die wir gegenwärtig im Bereich der Technik als kritisch ansehen, ganz sicher optimiert sein. Das schließt die Gefahren moderner Technologie für die planetare Natur oder für das ungeordnete Bevölkerungswachstum mit ein.

Insofern Du die Probleme der Technik mit noch mehr Technik zu heilen gedenkst, entsprichst Du genau dem Typus des modernen Menschen, der in einer Erneuerung des Sündenfalls dem Titanismus verfallen ist. Solche Naturen tragen dazu bei, Paradiese in Wüsten zu verwandeln.
Dennoch magst Du recht haben. Der Prozeß muß womöglich wirklich bis zum Ende durchlaufen, um möglichst gründlich zu sein. Um so prächtiger wird der anschließende Wiederaufstieg, wenn (in Jüngers Terminologie) Göttliches wiederkehrt und die Titanen besiegt werden.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


Gesamter Strang: