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Zivilisation (Schauungen & Prophezeiungen)

Taurec ⌂, München, Mittwoch, 30.05.2018, 19:11 (vor 2151 Tagen) @ Adler (3165 Aufrufe)
bearbeitet von Taurec, Mittwoch, 30.05.2018, 19:26

Hallo!

Die "Zivisation" nach der Spenglerschen Terminologie oder die "Mechanei" nach der Terminologie von Frobenius ist im Rahmen von Kulturentwicklungen der dauerhafteste Zustand, der sich überhaupt denken lässt.
wird von Spengler tatsächlich der Begriff "Zivisation" verwendet oder hast Du Dich an dieser Stelle nur verschrieben?

Spengler schreibt von „Zivilisationen“. „Zivisation“ gibt es überhaupt nicht.

Im übrigen entbehrt Sagittas Aussage jeglicher Grundlage, da „Mechanei“ in der heutigen hochtechnisierten, globalisierten Form in der bekannten Menschheitsgeschichte in unserer Epoche erstmalig aufgetreten ist. Ein Vergleich mit der Entwicklung früherer Zivilisationen muß mit Unwägbarkeiten auskommen, da die technischen, wirtschaftlichen und sozialen Rahmenbedingungen gänzlich andere sind. Unsere Zivilisation greift alle älteren noch vorhandenen mit ein und wandelt sie um. Die Frage ist, ob in dieser Form (keine Konkurrenten) eine Kristallisation möglich ist, oder ob uns die horrende Dynamik des Prozesses zur Explosion drängt.

Es zeigt ich zudem, daß Zivilisationen nicht per se langlebig sind. Ihr Fortbestehen hängt von äußeren Faktoren ab, während die Kultur aus sich selbst heraus regenerations- und lebensfähig ist. So vermochten weder die Pestwellen im 14. Jahrhundert, noch der Dreißigjährige Krieg Deutschland und Europa derart zu schädigen, daß die kulturelle Entwicklung versiegt wäre.
Hingegen wurde in Mittelamerika durch die Anlandung der Spanier eine in voller Entfaltung befindliche Zivilisation, die noch vergleichsweise jung war, binnen kürzester Zeit ausgerottet und konnte ihre Formensprache nicht gegen den christlich-europäischen Einfluß bewahren. Die kulturellen Lebenskräfte waren versiegt, der höhere Sinn der Formen, die man gewohnheitsmäßig weiterführte, wurde nicht mehr erkannt, so daß man sie getrost gegenüber äußerem Zwang aufgeben konnte.
Auch die antike Zivilisation endete etwa im sechsten Jahrhundert nach etwa sieben- bis achthundert Jahren, weil sie gegen den Einfluß der magischen Kultur, die schon lange in ihren Kern vorgedrungen war, sowie konkret gegen den Ansturm der Germanen nicht standhalten konnte.

Der Vorteil Ägyptens, Babylons, Chinas und Indiens war wohl, daß diese Zivilisationen lange Zeit keiner ernsthaften Konkurrenz durch in direkter Nähe aufsteigende Hochkulturen ausgesetzt waren, so daß sie allmählich kristallisieren und ohne innere Bestimmung und Richtung sich über Jahrtausende selbst zitierend wie Leichname in der Sonne mumifizieren und langsam erodieren konnten.

Der Verdacht erhebt sich, daß die faustische Zivilisation aufgrund ihrer Dynamik und innewohnenden Selbstzerstörungstendenzen der Traditionen, die im Vergleich zum Sterbeprozeß früherer Kulturen wohl ihresgleichen suchen, einer beschleunigten Entwicklung unterliegt. Was wir erleben, gleicht in historischen Dimensionen mehr einer Explosion oder spontanen Selbstentzündung.
„Explosion“ scheint das einigende Symbol unserer Zivilisation zu sein. Explosionen und Verbrennungen sind die Grundlagen unserer Technik, sei es im Motor oder in Kraftwerken. Explosionen sind Kernelemente der herrschenden Weltanschauung, z. B. „Urknall“, „Artenexplosion“, „Bevölkerungsexplosion“. Dem entspricht die Expansion über den gesamten Planeten und das sukzessive Verzehren seiner Ressourcen in einem zivilisatorischen Verbrennungsprozeß. Nichts liegt ferner, als diese Vorgänge mit Stabilität in Verbindung zu bringen. Das völlig Neue im Vergleich zu den zaghaften Ansätzen der Technisierung in früheren Zivilisationen, die überwiegend nutzten, was auf der Erdoberfläche wuchs, und menschliche sowie tierische Kraft umwandelten, liegt darin, daß wir die Tiefe der Erde selbst verbrauchen und die Materie aufbrechen, um die in sie gebannte Energie zu nutzen.
Aus göttlicher Sicht ist das ein Sakrileg. Wir rühren Dinge an, die nicht für uns bestimmt sind, deren Nutzung uns aber als ständige Versuchung vor Augen steht. Es gleicht dem Essen der Frucht vom Baume der Erkenntnis, verführt durch die Schlange Luzifer, was uns nur zum Übel gereicht. Die Analogie zum Titanen Prometheus (ebenfalls ein „Lichtträger“), der den Menschen das nie für sie gedachte Feuer der Götter brachte, liegt nicht umsonst nahe. Die Folge ist das Öffnen der Büchse der Pandora und das Ausgießen nie gekannter neuer Leiden über die Menschheit.
Spenglers Begriff des Faustischen für das Abendland ist treffend gewählt, da er immer auch den Pakt mit dem Teufel einschließt.
Die Mythen stellen in diesem Sinne Warnungen in Form in Bilder verwandelter uralter Weisheit dar. Das impliziert, daß über kurz oder lang, was wir hier auf Erden gerade veranstalten, für alle Beteiligten eigentlich nur übel enden kann.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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