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Urvolk, Schrift, Ständeordnung, Kulturzyklus (Schauungen & Prophezeiungen)

Taurec ⌂, München, Freitag, 08.06.2018, 10:52 (vor 2142 Tagen) @ Ranma (乱馬) (2865 Aufrufe)
bearbeitet von Taurec, Freitag, 08.06.2018, 14:34

Hallo!

1000 v. Chr.: Keine historische Aufzeichnung erwähnt auch nur die Germanen. Rom gab es noch nicht, daher auch kein Kontakt mit Römern. Bronzezeitliche Werkzeuge könnten aus der Zeit stammen, wahrscheinlich von den Kelten importiert.

300 n. Chr.: Germanen können Eisen bearbeiten, haben ständig Kontakte und Auseinandersetzungen mit den Römern, viele Germanen dienen als Söldner in den römischen Legionen.

Ich finde schon, daß die Unterschiede groß sind. Man kann sie für unbedeutend erklären, aber dann könnte man auch gleich behaupten, daß sich niemals irgendetwas ändert.

Ich hätte auch die amerikanischen Ureinwohner 5000 v. Chr. mit ihren Nachfaren 1000 n. Chr. vergleichen oder die Jahrhunderttausende im subsaharischen Afrika ohne Hochkultur und Zivilisation heranziehen können. Dort hat sich innerlich grundsätzlich nichts geändert.
Ob die Germanen Bronze- oder Eisenäxte schwingen, ist doch völlig nebensächlich gegenüber ihrem kulturellen Zustand als Urvolk.

Zu fragen wäre etwa, ob sich in der kurzzeitigen Vereinigung der germanischen Stämme unter Arminius gegen die Römer bereits das deutsche Volksbewußtsein als Wetterleuchten ankündigt, ehe es für die nächsten Jahrhunderte im Schlummer seiner Brutstätte versinkt, sozusagen als die ersten Lebensregungen eines heranwachsenden Fötus.

Noch weiter als nach 300 n. Chr. wollte ich nicht gehen. Germanien, östlich des Limes von Römern weitgehend unbehelligt, ging dann in die Völkerwanderung über, in der auch seelisch einiges in Bewegung geriet. Man kann die Ereignisse als die einleitenden Geburtswehen der faustischen Kultur betrachten.

Du ziehst oberflächliche technische Innovationen heran und interpretierst sie als "Entwicklung", während Du seelische Entwicklung, die der Kulturentwicklung eigentlich zugrundeliegt, gar nicht adressierst.

China hatte aktiv Entwicklungshilfe geleistet, den Nachbarn die chinesische Schrift geradezu aufgedrängt.

Bitte nicht wieder in Einzelerscheinungen verlieren und den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen.

So stellt etwa die europäische Schrift mit Majuskeln und Minuskeln eine Fortentwicklung der lateinischen Schrift dar.

Zu den Runen schreibt Wikipedia:
"Die Runen sind vermutlich weder unabhängig entstanden, noch sind sie von den Germanen als fertiges Schriftsystem übernommen worden, sondern wurden weitgehend eigenständig nach Vorbildern südeuropäischer Schriften entwickelt."
Insofern eine eigenständige Erfindung auf Grundlage anderer Schriftsysteme.

Das lateinische Alphabet ist eine Eigenentwicklung auf Grundlage des etrustkischen Alphabets.
Das etrustkische Alphabet ist eine Eigenentwicklung auf Grundlage des griechischen Alphabets.
Das griechische Alphabet ist eine Eigenentwicklung auf Grundlage des phönizischen Alphabets.
Das phönizische Alphabet ist eine Eigenentwicklung auf Grundlage des protosemitischen Alphabets.
Das protosemitische Alphabet ist eine Eigenentwicklung auf Grundlage des altägyptischen Alphabets.

Völlig verquer wäre die Annahme, da wäre ein Mal die Schrift erfunden worden und fertig.

Daß die Chinesen in der Zivilisationsphase Nachbarvölker zur Verwendung ihrer Schrift nötigten, ist eine ganz andere Angelegenheit.

Der Unterschied zwischen hochkulturellem Monarchen und Imperator liegt darin, daß der Monarch an der Spitze einer organischen Ständegesellschaft steht, während der Imperator über eine formlose Masse herrscht, die bestenfalls nach ökonomischen Gesichtspunkten (Reichtum) sozial geschichtet ist oder (wie in Indien) durch ein starres, undurchlässiges Kastensystem anorganisch geschichtet ist.


Aha. Wie findet man heraus, ob eine Ständeordnung organisch oder anorganisch ist? Die Unterscheidung scheint mir ziemlich willkürlich zu sein.

Weil Du sie nicht verstanden hast.
Die organische Ständeordnung wächst organisch aus einer entstehenden Kulturlandschaft. Sie läßt sich historisch bis in die Lebensform des Urvolkes zurückführen, aus dem die Kultur entstand, verläuft aus den Urständen Bauerntum und Adel aus anfänglicher "Flachheit" sich immer weiter in die Höhe ausdifferenzierend bis z. B. zu dem hier:

[image]

Anorganische Systeme werden hingegen rational konstruiert und künstlich einer ansonsten formlosen Masse aufgetragen. So ist die heutige BRD-Gesellschaft völlig formlos und schichtet sich anhand ökonomischer Kriterien ("Mittelstand") oder Bildungsabschluß rein äußerlich anhand des Potentials zur Wertschöpfung.

Man kann wohl kaum zurückkehren zu einem Zustand, in dem Städte unbekannt sind. Die heutigen Römer wohnen immernoch in der Stadt Rom. Also kann der römische Zyklus noch nicht geendet haben?

Aufgrund dieser Unmöglichkeit der Rückkehr in frühere Verhältnisse ist ein neuer Zyklus derselben Kultur unmöglich.

Rom war im frühen Mittelalter nahezu völlig ruiniert, während im ehemaligen Stadtgebiet ein paar Bauern ihre Schafe auf dem Forum weideten. Die römische Zivilisation war damit beendet.

Unter dem Einfluß germanischer Einwanderer und einer germanischen Oberschicht wurde Italien indes (wobei sich die norditalienischen Städte besonders hervortaten) Schauplatz eines weiteren, neuen Zyklus, nämlich der abendländischen Kultur. Das antike Rom war bis auf Ruinen völlig verschwunden. An seinem Platz entstand ein neues Rom, das den abendländischen Zyklus mitmachte.

Die heutigen Römer heißen Römer, weil sie den Namen des antiken Ortes weiterführten. Es sind aber gänzlich andere Römer. Allein vom Namen auszugehen, ist völlig oberflächlich.

Damit läge er nicht weit daneben. Noch im Mittelalter verstanden sich Europäer ziemlich problemlos.

Germanen und Romanen konnten auch damals einander nicht verstehen. Ebenso waren die romanischen Sprachen so weit voneinander entfernt, daß Franzosen und Italiener einander nicht verstehen konnten.
Hingegen bestand noch zwischen Norddeutschland und England ein Dialektkontinuum, so daß der Niedersachse den Angelsachsen recht gut verstehen konnte. Ähnliches gilt wohl für Dänen, Norweger, Schweden und Isländer.

Daher bleibt es ein vergeblicher Versuch, abstreiten zu wollen, daß bis in die jüngste Zeit hinein nur aus Rassismus die chinesische Geschichte keinesfalls vor der europäischen beginnen durfte.

Wann die chinesische Geschichte im Vergleich zur europäischen beginnt, ist mir doch völlig egal, dem entsprechend sind es auch die Beweggründe diverser Historiker.
Aus Spenglers Kulturmorphologie folgt doch gerade, daß es keine absolute Rangordnung der Kulturen gibt, die sich daraus ableitet, wer zuerst die allheiligmachenden Segnungen der Zivilisation erreicht hat. :-D

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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