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Wie werden die Russen besiegt? (Schauungen & Prophezeiungen)

BBouvier @, Dienstag, 25.10.2011, 01:53 (vor 4577 Tagen) @ Keynes (4511 Aufrufe)
bearbeitet von BBouvier, Dienstag, 25.10.2011, 02:14

Sehr gute Frage, Keynes!

Jedoch nicht allzu schwer zu beantworten.


Wenn diese rund 40 Divisionen dann am Rheine stehen

Der Feldzug beginnt etwa mit 35 russischen Divisionen.
Nach Marschausfällen und kleineren Gefechten = 30

...obwohl sie vorher (vielleicht) überhaupt keine Zeit hatte zu mobilisieren?...

Nach den Schauungen hatten westliche Verbände
in der Krise im Frühjahr "die Grenzen besetzt".
So dass die frz. Armee (= lauter Berufssoldaten!)
möglicherweise alle 8 Divisionen ins Gefecht führen kann.

Offensichtlich kommen die Russen im Süden
um einiges früher an den Rhein als im Norden und werden dort
wider Erwarten geschlagen.

Damit wäre das strategische Konzept
der doppelten Umfassung bereits gescheitert.

Ausserdem - und das scheint mir ebenso relevant zu sein -
gewährt die russische Militärdoktrin untergeordneten
Verbänden keinerlei Ermessensspielraum in der Durchführung
der Gefechtsaufträge.
Will sagen: Weit "oben" wird detailliert geplant
und genauestens zeitlich weit vorab "befohlen",
wann wer wie was auszuführen hat.
Bei Lageänderungen vor Ort haben die Verbandsführer
keinerlei Handlungs- und Ermessensspielraum,
der neuen Situation entsprechend zu handeln!
=> Man meldet nach "oben"....von dort weiter nach "oben"
...dann wird neu- und umgeplant...neu befohlen -
und wenn dann schliesslich die neuen Befehle
die Front erreichen, dann hat sich die Lage
bereits erneut geändert!

(5 frz. Div schlagen 10 russische locker wie nur was!)

Und in unserem Falle schlägt die frz. Armee
offenbar mit Teilen zuerst die südlichen 5 russischen Div.
(verbleiben denen etwa 25)
und nimmt sich anschliessend
zusammen mit den restlichen deutschen,
den belgischen, britischen und niederländischen
Verbänden die Masse der Russen südlich des Ruhrgebietes
am Rhein vor.
=>
Die Russen bekommen auch das hier wieder mal
nicht auf die Reihe! :lookaround:

So etwa meine Vorstellung.

Die Starrheit der russischen Armee
hat sich in den letzten 100 Jahren nicht im geringsten
geändert. Anders "können" Russen einfach nicht!
Das hat die Russen bereits um den Sieg im
Ersten Weltkrieg gebracht.

Schlacht bei Tannenberg:
=>
"Generell trug der Führungsstil des russischen Armeechefs
der Geschwindigkeit eines modernen Krieges
mit seinen neuen Anforderungen wenig Rechnung.
Samsonow hatte sein Hauptquartier bis zu den letzten Tagen
noch direkt an der Grenze und war somit von seiner eigenen
Armee 24 Stunden entfernt.
So lange dauerte die Überstellung einer Nachricht
von der Front an seinen Standort und wieder zurück
zu den Truppen.
Dadurch konnte er (!!!) auf etwaige Veränderungen
der Lage nicht schnell genug reagieren."

In der Verteidigung fällt der Mangel an Flexibilität
der Russen nicht so sehr ins Gewicht:
Der russische Soldat kämpft da tapfer vor Ort und stirbt.
Im Angriff jedoch (=Bewegung) kann
das starre Befehlskonzept sehr leicht zur Katastrophe führen,
falls nicht alles genau nach "Plan" läuft:
=>
Und "Krieg" ist doch eine einzige Kette von "Unvorherplanbarem"!

Grüsse!
BB


- es ist gemein, Blinden Stummfilme zu zeigen
- eine schöne Theorie sollte man sich mit Forschung nicht kaputt machen
- Irlmaier: "Ein Mann erzählt das, was er irgendwo mal gelesen hat."


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