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Bewußtsein ist Konstitutum, nicht Konstituens (Freie Themen)

Taurec ⌂, München, Freitag, 20.11.2020, 08:44 (vor 1262 Tagen) @ nemo (962 Aufrufe)

Hallo!

Bewusstsein ist keine Funktion des Verstandes.

Er besitzt aufgrund seines Verstandes ein umfassenderes Bewusstsein seiner Umgebung als ein Hund.

Ja was denn nun? Bewußtsein vor dem Verstand oder nach dem Verstand? ;-)

Er kennt drei oder manchmal vier Dimensionen des Daseins, doch der Rest ist ihm verborgen.

Was die Behauptung eines Menschen, es gäbe noch mehr "Dimensionen" sehr gewagt macht. Wobei es, wenn man von drei Dimensionen zuzüglich der Zeit spricht, sich eben auf die raumzeitlichen Dimensionen bezieht. In dieses System läßt sich eine fünfte Dimension nicht sinnvoll einfügen, aber auch nicht falsifizieren, so daß die Aussage, sie sei verborgen, eigentlich einer Grundlage entbehrt.
Daneben könnte man jedoch eine "geistige Dimension" stellen, die mit den raumzeitlichen Dimensionen nichts zu tun hat, und uns gleichwohl nicht verborgen ist, da wir ein Teil ihrer sind. Allerdings ist unsere Wahrnehmung dieser Dimension eingeschränkt bzw. ist nur erweitert bei Nahtoderlebnissen, nach dem Tode selbst oder bei entsprechend Begabten.
Indes würde ich für die geistige Welt nicht den Begriff "Dimension" bemühen, da dieser etymologisch "Ausdehnung" bedeutet und sich also nur auf meßbare, physikalische Wirklichkeiten, also auf Raum und Zeit beziehen kann.

Wenn der Mensch sein Bewusstsein entwickelt, kann er neues Wissen erlangen.

Im Gegenteil. Durch die Aneignung des Wissens (aber nicht nur durch Bücherlesen ;-)) wächst das Bewußtsein. Das ist die Aussage des Wortes "Bewußtsein". Der Wortstamm ist "wissen", die Vorsilbe "be-" bezeichnet (laut Duden): "daß eine Person oder Sache mit etwas versehen wird". Bewußtsein heißt, mit Wissen versehen zu sein. Das Wissen als Folge des Bewußtseins zu betrachten, ist eine Verdrehung der in der Sprache kodifizierten Wirklichkeiten und nicht zielführend.

Dabei hilft ihm sein Verstand. Der Verstand kann logische Schlüsse aus der Wahrnehmung ableiten, die ihm helfen, die Dinge zu verstehen – sich einer Sache bewusst werden, der er sich vorher nicht bewusst war.

Der Verstand ist durchaus noch mehr. Eigentlich ist er die Instanz, welche die Wahrnehmung so aufbereitet/verarbeitet, daß ein Nachdenken und ziehen logischer (oder unlogischer) Schlüsse überhaupt möglich ist. Das Erkennen des Sinnes in der Wahrnehmung, die Zusammensetzung eines schlüssigen Bildes aus Einzelreizen bzw. herantretenden Informationsquäntchen ist der (primäre) Vorgang des Verstehens, auf dessen Grundlage gehandelt und nachgedacht werden kann. Nachdenken ist ebenfalls dem Verstande zuzuordnen, wobei die Grundlage hierbei das durch unbewußte, aber Bewußtsein generierende Verstandestätigkeit erlangte Wahrnehmungsbild der Welt ist. Dies wäre sekundäre Verstandestätigkeit.
Damit findet der Verstand hierarchisch vor dem Bewußtsein statt, das somit kein "Ding an sich" ist, sondern etwas, das mittels Verstandes erlangt wird. Insofern der Zweck des Verstandes die Erlangung von Wissen (wieder nicht nur gemeint als Bücherwissen) über die Welt ist, kann man sagen, daß Bewußtsein seine Funktion ist.
Schnecken und Hunde verfügen aufgrund geringerer Verstandeskräfte natürlich über ein geringeres Bewußtsein.

Der Verstand kann sich aber auch irren, in dem er auf Theorien oder Glaubenssätze herein fällt, die falsch sind.

Auf Theorien und Glaubenssätze hereinfallen, heißt, sie nicht reflektiert, also nicht ausreichend über sie nachgedacht zu haben. Das kann daran liegen, daß einem die nötigen Informationen oder das nötige Weltwissen fehlen (eine Lücke in der Wahrnehmung oder der primären Verstandestätigkeit). Es kann auch an einer zu gering ausgeprägten Fähigkeit des folgerichtigen Nachdenkens (also der Reflektion über die bewußten Inhalte bzw. der sekundären Verstandestätigkeit) liegen. Beides könnte man als Mangel an Verstand bezeichnen. Wer nicht weiß, muß glauben.

Hier ist die Entwicklung vorbei, bis der Mensch selbst in der Lage ist, seine Fehlannahmen zu korrigieren.

Die Voraussetzungen hierfür sind eine erweiterte Wahrnehmung (z. B. durch einen dauerhaften und sicheren Zugang zur geistigen Welt) und ein damit einhergehendes Wachstum der Verstandeskräfte.

Die Substanz ist bei Schnecke, Hund und Mensch dieselbe. Der Unterschied besteht darin, in wie weit sich jedes Wesen seiner Umgebung bewusst ist.

Ja. Aber die Substanz ist nicht "Bewußtsein". Am Bewußtsein (angenommen, es ließe sich überhaupt objektiv bestimmen, was gar nicht möglich ist) wird die Substanz erkennbar, die weder Bewußtsein, noch Verstand, noch Wahrnehmung ist, sondern sich nur unscharf durch Begriffe wie "Seele" und "Geist" eingrenzen läßt. Die Schnecke ist nicht Schnecke, weil sie ein geringes Bewußtsein hat. Sie hat ein geringes Bewußtsein, weil sie Schnecke ist.

Wenn Gott der Schöpfer des Universums ist, dann ist sich Gott seiner gesamten Schöpfung bewusst. (Jedes Haar ist gezählt.)

Richtig. Daher wäre die Erlangung völligen Bewußtseins, also das Kennen und Wissen aller materiellen und geistigen Dinge im Universum mit der Einswerdung mit Gott gleichzusetzen. Aber auch hier wäre Bewußtsein nur die Funktion (Zweck und Folge) des allumfassenden Verstehens.

Die Entwicklung des Bewusstseins ist ein universales Prinzip und jedes Lebewesen ist ein Vertreter dieses grundlegenden Prinzips.

Die Bewußtseinsentwicklung steht nicht im Zentrum, sondern ist die Folge (geistiger) Wirklichkeiten, die dem Bewußtsein vorgelagert sind. An ihm wird die Entwicklung erkennbar. Das heißt aber auch, daß durch bewußte und angestrengte "Bewußtseinsentwicklung" (also Wissensaneignung) kein Evolutionssprung erreicht werden kann. Dieser betrifft uns von außen als Objekte, wenn wir soweit sind. Bis dahin erschöpfen sich all unsere Bestrebungen in den Grenzen, die uns durch den derzeitigen Grand unserer Durchgeistigung vom Schöpfer auferlegt sind.

Eine Definition für Bewußtsein, die über das von mir Geschriebene hinausgeht, so daß es als ein generelles Konstituens der Welt gelten kann, wird nicht gelingen.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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