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Freiheit und Schicksal (Übersinnliches & Paranormales allgemein)

Taurec ⌂, München, Donnerstag, 28.06.2018, 08:58 (vor 2130 Tagen) @ offtopic (3060 Aufrufe)

Hallo!

Ich habe das in der Vergangenheit wohl schon mal deutlicher (aber nicht unbedingt verständlicher) ausgeführt.

Wir sind zwar als Bestandteile in der Schöpfung und im Rahmen des (eigentlich illusorischen) Zeitverlaufs von der Gegenwart in die Zukunft frei. Zugleich sind wir es aber nicht, weil die Schöpfung von einer höheren, zeitunabhängigen Warte aus, in der Zeit lediglich ein abgeschlossener Aspekt der Gesamtbetrachtung ist, fertig dasteht.
Tritt man sozusagen aus Zeit und Raum vollständig heraus (wie es Seher wenigstens teilweise machen), löst sich das kausale Nacheinander, in dem wir leben, auf, und es stehen fertige Lebensläufe vor einem, die sich aus Informations- und Schicksalszusammenhängen zusammensetzen.

Es kann gar nicht anders sein, wenn man von dem Grundgedanken ausgeht, daß das Universum nicht als beliebige, in ihrem Fortgang prinzipiell freie Sache geschaffen wurde, sondern einen "Schöpfergedanken" oder Zweck zum Ausdruck bringen soll. Am Ende landet jeder zwingend dort, wo er sein soll.
In dieser Betrachtung ist der freie Wille lediglich eine "programmierte Routine", die genau das hervorbringt, was sie hervorbringen soll. Wir entscheiden uns frei, aus höherer Warte ist aber bereits klar, wie wir uns entscheiden. Aber wir entscheiden uns immerhin!
Für uns sind die Folgen nicht durchaus berechenbar, während zumindest abstrakt gedanklich entscheidungsabhängig verschiedene Folgen denkbar sind. In Wirklichkeit wissen wir überhaupt nicht, was tatsächlich passiert wäre, wenn wir uns an einer Stelle anders entschieden hätten. Der Eindruck, daß veränderte Entscheidungen grundsätzlich andere Lebenswege gezeitigt hätten, ist aber Bestandteil der Illusion und systemimmanent wichtig. Anders wären womöglich die äußeren, nebensächlichen Umstände, während das Leben bzw. Schicksal qualitativ gleichwertig wäre. Das geht womöglich so weit, daß man bei anderer Entscheidung durch Schicksalsfügung z. B. dennoch der selben Frau begegnet wäre oder zumindest einem seelisch gleichermaßen gut passenden Gegenstück. Diese Dinge stehen auf dem Plan fest und man hat sie sich vermutlich in früheren Zeiten und Inkarnationen, ohne daß man sich dessen überhaupt bewußt war (was Voraussetzung für frei entschiedene Abwandlung des Schicksals wäre), durch seinen Lebenswandel zugezogen.
Anders als Traumtänzerin gehe ich nicht davon aus, daß Schicksal eine bloße Reaktion auf Handlungen ist. Vielmehr entspricht das Schicksal unserem Sein, also nicht nur oder weniger den Handlungen und Gedanken (die auch nur eine Art psychischer Handlung sind), sondern der Qualität des Menschen. Wichtig ist nicht, was wir oberflächlich tun und denken (daher funktioniert "positiv denken" nicht), sondern warum wir es tun, welche Empfindung uns dabei trägt. Darauf stellt das Schicksal eine Antwort dar.
Das kann so weit gehen, daß das Töten einer anderen Person im Kriege (!) im Rahmen der Schöpfungsgesetze als unnötiger Lustmord gewertet wird, weil derjenige dabei Genuß empfand und sich primär deswegen nach vorne drängt, gegen den Feind mit unnötiger Härte vorgeht. Ein anderer in derselben Situation tötet in der Gewißheit, dadurch seine Kameraden und im erweiterten Kontext Frau, Kinder und Heim vor größerem Übel zu bewahren. Für denjenigen wäre es sogar falsch und würde übles Schicksal nach sich ziehen, nicht zu töten.

Man kann sich in das Konzept "Schicksal" ebenso plausibel hineindenken wie in den "freien Willen" und vermeint, sich zwischen einer Position entscheiden zu müssen, da beides einander ausschlösse. Es ist aber nicht eine der beiden Seiten falsch, sondern beide richtig.
Unser sehr primitiver physischer Verstand ist offenbar in der Regel damit überfordert, zwei logische Linien gleichzeitig zu verfolgen, weshalb die einen eindeutig auf Seiten des Schicksals stehen, andere auf Seite der Kausalität. (Gedanklich scheinen mir Determinismus und Willens-/Handlungsfreiheit übrigens nur zwei polare Gegensätze innerhalb einer kausalistischen Weltbetrachtung zu sein. Schicksal ist nicht Determinismus, sondern ein Drittes bzw. Zweites neben dem Kausalismus.)

Wenn ich eh am 26.4.2046 verrecke und das unabwendbar.. warum mir noch Sorgen machen? Macht echt keinen Sinn.

Dann ist es Deine freie Entscheidung so zu handeln und Dein Leben wegen eines nicht umrissenen "Spannungsverhältnisses" zwischen Freiheit und Determinismus, Schicksal und Kausalität in den Sand zu setzen.
Du bedenkst außerdem nicht, daß Du Dein Todesdatum wie jeder andere Mensch ebenso wenig kennst wie alle Lebensstationen dazwischen. Eine solch umfassende Kenntnis ist durch keinen Seher zu erlangen. Vielmehr werden uns nur die Informationen im Voraus zuteil, die uns nutzen und auf unserem Lebensweg "einnorden" (hierzu gehören auch scheinbare Paradoxa wie die "Straßenbahnschau"). Eine paradoxe Konfrontation zwischen Schicksal und freiem Willen, so daß es wegen eines unauflösbaren Widerspruchs zu einer Art Überlastung und Handlungsblockade kommt, wird im wirklichen Leben doch überhaupt nie eintreten.
Darüber hinaus übersiehst Du, daß Du so oder so irgendwann sterben mußt. Mit der selben Einstellung könntest Du ebenso alle Anstrengungen fallen lassen, weil das Leben aufgrund feststehenden Ergebnisses ja sinnlos wäre.

Oder gibt es vielleicht Menschen, die das Schicksal ändern können? Vielleicht hast du diese einfach noch nicht getroffen?

Das Schicksal nachweislich geändert zu haben, setzt voraus, mit absoluter Sicherheit gewußt zu haben, wie es alternativ verlaufen wäre, wenn man anders gehandelt hätte. Ein solch umfassendes Wissen, eine solche Sicherheit gibt es nicht. Es wird sich daher nirgendwo ein Mensch finden, der sein Schicksal nachweislich geändert hätte. Solche Behauptungen sind Mutmaßungen, welche die subjektive Gewißheit eines freien Willens überhaupt erst hervorbringt, die aber rein spekulativ sind, weil sie irreale Alternativen vorstellen.

Insofern ist Dein obiger Einwurf nur ein eingeschnappter Schnellschuß ohne argumentative Kraft. :augenrollen:

Wir entscheiden uns frei und das Schicksal führt uns. Zugleich ist aus der Warte es Schöpfungsganzen natürlich klar, wie wir uns entscheiden. Eine Freiheit, den Lauf der Schöpfung an sich zu verändern und damit das Schicksal zu wandeln, gibt es nicht.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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