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China und Technik (Schauungen & Prophezeiungen)

Taurec ⌂, München, Samstag, 20.10.2012, 20:49 (vor 4211 Tagen) @ Gerhard (5490 Aufrufe)
bearbeitet von Taurec, Samstag, 20.10.2012, 20:58

Hallo!

ist ganz sicher falsch. Verschiedene Think Tanks und Technik-Beobachter sind sich einig, dass China die Schwelle der Nachahmung überschritten und die Technik des Westens so weit begriffen hat, dass es eigenständig weiterentwickeln kann. Erst vor kurzem hab ich im Bereich des Kernbrennstoff-Recycling eine Sache gesehen, die für den Westen beschämend ist (dass man da nicht selbst drauf gekommen war). Und einzelne Chinesen und Gesellschaftsschichten in China mögen durchaus reich sein, aber die Mehrheit ist überhaupt nicht saturiert und deshalb auch unruhig.

Hier ist die Frage weniger, ob sie in der Lage sind, Technologien weiterzuentwickeln, bzw. zu verbessern, sondern ob sie fähig sind, komplett neue Technologie zu erfinden, bzw. technische Innovationen zu schaffen, die nicht extrapolierbar sind, und diese weiterzuverfolgen.
Beispielsweise ist das Internet eine Erfindung, die das Prinzip der Raum- und Zeitüberwindung im höchsten Grade repräsentiert und damit etwas, das in der faustischen Seele zutiefst verankert ist. Es mußte daher von Europäern oder ihren Abkömmlingen zwangsläufig entwickelt werden. Im Gegensatz zum expansiv veranlagten Abendländer scheinen die Chinesen mehr in sich und in der Welt zu ruhen. Das schließt Experimente nicht aus, jedoch scheint der Drang, unüberwundene Schwellen zu überschreiten, nicht sehr stark entwickelt.*
Im 15. Jahrhundert hat die chinesische Flotte beispielsweise weite Teile der Ozeane erforscht, noch etwas vor den Europäern. Jedoch brachen die Anstrengungen jäh zusammen und wurden auch in den folgenden Jahrhunderten nicht wieder aufgenommen. Statt dessen wurde und blieb China die größte asiatische Hegemonialmacht, während die Europäer die Weltmeere beherrschten und Kolonien gründeten.
Dagegen haben die asiatischen Religionen und Philosophien wohl Seelentiefen ergründet, die uns verschlossen bleiben. Ihr Drang ist eher innerlich, auf innere Form und Selbstüberwindung ausgerichtet, während der Europäer sein Selbst, bzw. sein Ich ständig betont. Daher haben sie es wohl auch geschafft, als eine staatliche Struktur und als Volk eine Lebenshaltung zu entwickeln, die innerlich stabil Jahrtausende überdauert. So konnte China wiederholte Erobererwellen eingliedern, ohne daß seine Eigenart verdünnt, der innere Zusammenhang aufgebrochen wurde. So kam es zu einem kommunistischen Umschwung, der heute als eine Neufassung des Kaiserreichs mit seiner ausgeprägten Bürokratie und konfuzianischen Anleihen dasteht. Es ist die alte Eigenart in neuer äußerer Form.

Das heißt natürlich nicht, daß die Chinesen nicht bereit wären, aggressiv zu handeln, wenn es ihrer Selbsterhaltung nutzt.
Gleichwohl sich die Han-Chinesen als überlegene Rasse betrachten, gehen sie im Unterschied zu den Abendländern nicht erobernd vor, wollen den anderen Völkern nicht durch Krieg oder subtile Umstürze ihre eigene Verfassung als die einzig richtige aufzwingen. Sie handeln subtiler, treten wohl eher helfend auf und lassen den anderen ihre Eigenart, wenngleich sie in eine gewisse Abhängigkeit gelangen.

Gruß
Taurec

* Das schließt nicht aus, daß sie uns im Konkurrenzkampf vorhandener Technologien überlegen sein und im Kleinen etwas Neues finden können. Das macht sie nicht unterlegen und nicht eigentlich zu Nachahmern. Sobald eine neue große Innovation entdeckt und von den Asiaten gelernt werden würde, könnten sie uns damit schnell übertrumpfen. Hingegen vermute ich, würde das Abendland aus irgendwelchen Gründen aufhören zu existieren, bliebe der technologische Fortschritt stehen und die Technik würde auf diesem Stande eine ungeahnte Perfektion und straffe Durchorganisiertheit aller Einzelteile erreichen, die völlig den fernöstlichen Drang nach Perfektion und Harmonie abbildet.
Spengler vermutet im Gegensatz, ohne das Abendland würden die Chinesen, bzw. nicht-abendländischen Zivilisationen die Technik wie einen unpassenden Handschuh abwerfen und zurückfallen. Es fragt sich, was zutrifft.


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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