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Machtmißbrauch (Freie Themen)

Taurec ⌂, München, Samstag, 01.09.2018, 13:14 (vor 2069 Tagen) @ Luzifer (2342 Aufrufe)
bearbeitet von Taurec, Samstag, 01.09.2018, 13:38

Hallo!

Aber das mit dem Verschwinden der Macht ist ein sehr gefährlicher Fallstrick.

Diese Einstellung resultiert wohl (quasi im Rahmen einer mechanischen Actio-Reactio-Psychologie der Person) aus Ranmas negativen Erfahrungen:

"Manche Leser haben sicherlich schon mitbekommen, daß ich von elterlicher Seite Gewalt erfahren habe."

Die (scheinbar) logische Folge:

"Nach dem Mißbrauch der Macht wird auch die Macht verschwinden, weil die Möglichkeit des Mißbrauchs Macht ausmacht."

Damit setzt er Macht und Mißbrauch (nämlich den elterlichen als seine Grunderfahrung der Macht) schlicht für identisch und leitet daraus eine Gesetzmäßigkeit ab, die für alle Zeit für alle gelten soll.

Natürlich sind Macht und Mißbrauch nicht identisch. "Macht" von "machen" ist nur eine schärfere Form des "Vermögens", als der Fähigkeit etwas zu tun. Sie ist ebenso neutral wie "Gewalt" von "walten" (sinngemäß "wirken" und "handeln") seinem sprachlichen Ursprung nach neutral ist. Erst in unserer pazifistischen Spätzeit, in der offenbar kollektive Traumata infantil ausgelebt werden, sind diese Begriffe negativ besetzt.

Wer Macht besitzt, hat im hierarchischen Gefüge der Gemeinschaft die ethische Verpflichtung, die Macht zum Dienste an anderen und zum Gedeien der Gemeinschaft einzusetzen. Wer seine Möglichkeiten nicht in diesem Sinne einsetzt, mißbraucht seine Macht (z. B. zur persönlichen Bereicherung oder um eigene seelische Defizite zu kompensieren). Und das war's auch schon.
Die Gleichsetzung von Macht und Mißbrauch, daher die Ablehung der Autorität an sich, gleich ob sie sinnvoll oder nicht sinnvoll eingesetzt wird, kompensiert selbsterfahrenes Unrecht, indem das Ding an sich für verächtlich erklärt wird.
Die daraus in einem ebenfalls als Reaktion entwickelten Gerechtigkeitsbewußtsein abgeleitete Gerechtigkeit wird letzten Endes freilich zur Gleichheit, da sich niemand durch Machtfülle über andere erheben können darf. Da Menschen per se unterschiedlich, manche zur Macht geeignet oder ungeeignet sind, resultiert daraus zwingend nicht Gerechtigkeit, sondern Ungerechtigkeit. Am Ende wird niemand so behandelt, wie er verdient, weil der Vertreter (bzw. Durchsetzer) solcher Positionen selbst nicht so behandelt wurde, wie er meint, daß er es verdient hätte.

Dies nur, um (möglicherweise) unbewußte Denkstrukturen kenntlich zu machen.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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