Goldenes Zeitalter (Freie Themen)

Ranma, Sonntag, 26.08.2018, 04:36 (vor 2096 Tagen) @ Taurec (2438 Aufrufe)

Hallo!

Es ging mitnichten darum, das Universum mit einer Explosion gleichzusetzen. Erfassen sollte man das Tertium Comparationis, auf das ich hinaus wollte, nämlich die Eigenschaft einer dynamischen, prinzipiell bzw. potentiell grenzenlosen Ausdehnung.

Du bezeichnetest die gesamte Physik als eine Explosionsphysik. Da liegt der Schluß sehr nahe, daß es dir um die Explosion ging. Es ist sogar fast richtig, Explosionen wird viel unserer Aufmerksamkeit gewidmet. Aber die Weltentstehung war ursprünglich nicht so gemeint.

Auf dieses Konzept der Weltentstehung konnte nur der faustische Mensch kommen.

Ach so? Eigentlich spiegelt es nur die Grenzen des Beobachtbaren.

Du scheinst reduktionistisch davon auszugehen, daß es nur in der Thora einen Schöpfungsmythos gäbe.

Am Anfang trennte der Ginnunga-Gap Muspell von Nifl.

Die Geschichte der von politischen Motiven und mit dem Schwert vorangetriebenen Christianisierung Europas werde ich Dir nicht erzählen. Die kennst Du bestimmt.

Ja. Die Christianisierung Europas wurde von Europäern vorangetrieben. Die versprachen sich davon mehr Macht. So wie einst auch König Ashoka den Buddhismus in Indien gewaltsam durchsetzte, um sich zum Schutzherrn der Buddhisten ernennen zu können. Trotzdem verläuft Anziehung und Begegnung nicht ohne Resonanz.

Die Übernahme der nahöstlichen Konzeptionen war darüber hinaus von einem systematischen Falschverstehen geprägt, eben weil keine Resonanz vorhanden war.

War? Der war gut. Die Lehre Jesu wird systematisch falsch verstanden, weil sonst sämtliche Geistliche den Rest ihrer Macht verlieren würden.

Die bloße Übernahme der Begriffe ist kein Indiz für seelische Ähnlichkeit der sie verwendenden Menschen.

Das gewiß nicht. Aber damit behauptest du, wir hätten nur die Begriffe übernommen?

Dazu, daß Du mal wieder vorlaut von Dingen schreibst, von denen Du keine Ahnung hast, hat Dich Ulrich schon geschulmeistert.

Das macht der gerne, aber hier (ausnahmsweise mal) zu Unrecht. Es wäre schon hilfreich, wenn man das Werk (also die Bibel), das man (also du) kritisiert, erstmal gelesen hätte. (Was keine Werbung für die Bibel darstellt, sondern ausschließlich Werbung für eine philologisch redliche Vorgehensweise.) So wie du Nostradamus mit der gebotenen Ernsthaftigkeit bearbeitest!

Daß Du es aus abendländischen Quellen nicht kennst und Dir nicht vorstellen kannst, tut allerdings nichts zur Sache. Es kommt beispielsweise bei Nostradamus als Motiv an mehreren Stellen vor. Es scheint sich damit wohl die Vorstellung von der Rückkehr in einen paradisischen Urzustand zu verbinden, was wahrscheinlich die größte Nähe ist, die der Abendländer zum ewigen Gottesreich des magischen Menschen seelisch herstellen kann. Gleichwohl ist die Vorstellung rein irdisch gefaßt.

Du mußt hier also selbst spekulieren, also dürftest du ebenfalls keinerlei Vorstellung davon haben?

Sie ist es übrigens auch bei Philosophen wie Evola, bei dem das goldene Zeitalter als prähistorischer Urzustand der Herrschaft der Hyperboräer in die fernste Vergangenheit gelegt ist. Seitdem erfolgte in langen Äonen, die jedes für sich geschlossene Großzyklen sind, ein spiralförmiger Abstieg, wobei die gesamte bekannte Geschichte der Hochkulturen seit dem Ende der Eiszeit bzw. der Sintflutkatastrophe das "eiserne Zeitalter" ist (das nichts mit der Eisenzeit zu tun hat).

Daß das Eiserne Zeitalter nichts mit der Eisenzeit zu tun hat, das ist zumindest mal zweifelhaft. Die altgriechische Lehre vom Eisernen Zeitalter beschreibt ganz deutlich den Ist-Zustand während der Eisenzeit. Bei archäologischen Funden aus der Bronzezeit fällt auf, daß keine Alltagsgegenstände gewöhnlicher Leute darunter sind. Bronze zeigt immer Status an. Gewöhnliches Volk dürfte noch auf dem Niveau der Jungsteinzeit gelebt haben. Die Alten Griechen, die zur Anfang der Eisenzeit lebten, dürften Gegenstände der Bronzezeit noch gekannt haben. Nachdem die alle einen hohen Status anzeigen, konnten sie schnell dem logischen Kurzschluß verfallen, daß damals, im Bronzenen Zeitalter, alles besser war. Daraus kann sich dann die Lehre entwickelt haben, daß noch früher alles noch besser war, bis zu den paradiesischen Zuständen im Goldenen Zeitalter. War früher alles besser, dann folgt daraus, daß man seitdem nur abgestiegen sein konnte. Das ist jedoch nichts, das Hoffnung für die Zukunft schöpfen läßt.

Es ist zumindest vorstellbar, daß in einer nicht näher datierbaren künftigen Durchgangszeit im metaphysischen Getriebe der Welt "Stellschrauben" gedreht werden, welche nach einer Tabula Rasa schaffenden Cäsur auf Erden von den heutigen gänzlich verschiedene seelische Voraussetzungen des Lebens herstellen. Das entspräche allegorisch der Neuschöpfung der Welt in der Edda, bei der Baldur wiederaufersteht und die Götter zurückkehren.
Wie das aussehen würde, läßt sich konkret gar nicht ausmalen.

Darauf will ich hinaus. Wo keine Resonanz zu einer Vorstellung ist, da kann man sich die Vorstellung nicht konkret ausmalen.

Der Fairness halber: Die Edda wurde erst nach der Christianisierung schriftlich festgehalten.

Möglicherweise würden dann die männlichen und weiblichen Archetypen auf Erden klar hervortreten, die heute nur als dumpfe Möglichkeit und ferner Anklang in der menschlichen Seele ruhen, dabei allenfalls verzerrt und in ihrer Potenz geschwächt hervortreten. Dieser Stärkung der Qualitäten entspräche eine Schwächung der Quantität, so daß von einer weitestgehend entleerten Erde mit nur wenigen, geistig ungleich mächtigeren Menschen auszugehen wäre.

Gruselige Vorstellung.

Ich sehe eine Verbesserung unserer Lebensumstände nur dadurch möglich, daß wir unsere technischen Möglichkeiten viel mehr ausschöpfen. Das ist so weit von einer Endzeitvorstellung entfernt wie man nur davon entfernt sein kann. Trotzdem entgeht dir meine abendländisch-christliche Prägung nicht.

Gruß

Ranma


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